Agile Skalieren Serie - xm-institute - Dr. Oliver MackEine erste Übersicht über wichtige agile Skalierungsframeworks

In meinem heutigen Blogbeitrag geht’s um die Frage, wie Agilität auf eine Organisation skaliert werden kann. Betrachen wir das xm-i Agile Prisma, so geht es um die „hinteren Zwei-Drittel“ des Prismas – „mehrere Teams“ und „Organisation“. Hierzu gibt es inzwischen zahlreiche Agile Skalierungsframeworks. Diese spielen eine entscheidende Rolle in der modernen Geschäftswelt. Sie ermöglichen es Unternehmen, die Prinzipien der Agilität über einzelne Teams hinaus auf größere, komplexere Strukturen auszudehnen. In diesem Blogbeitrag bieten wir einen detaillierten Überblick über einige der wichtigsten agilen Skalierungsframeworks, ihre Kernmerkmale, Vorteile und typischen Anwendungsbereiche.

Die Frameworks im Einzelnen

 1. Scrum of Scrums (SoS)

  • Definition und Zielsetzung: Scrum of Scrums erweitert das Scrum-Framework, um Koordination und Kommunikation zwischen mehreren Scrum-Teams zu ermöglichen.
  • Kernmerkmale und Struktur: Im SoS treffen sich Vertreter (meist Scrum Master) jedes Teams regelmäßig, um Fortschritte und Hindernisse zu diskutieren. Diese Treffen dienen als Forum für die Kommunikation zwischen den Teams, wobei jeder Vertreter als Bindeglied agiert, um Informationen zurück in sein jeweiliges Team zu tragen.
  • Vorteile: SoS fördert eine verbesserte Transparenz und Koordination zwischen Teams. Es hilft, Hindernisse schneller zu identifizieren und zu beseitigen, und unterstützt eine effiziente Abstimmung von Arbeitsabläufen.
  • Einsatzbereiche: Besonders effektiv in mittelgroßen Organisationen, die bereits Scrum nutzen und eine größere Anzahl von Teams koordinieren müssen, ohne die Agilität zu verlieren.
  • Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Scrum_(software_development)

2. Large-Scale Scrum (LeSS)

  • Definition und Zielsetzung: LeSS erweitert Scrum auf große Organisationen, um Agilität in größeren Teams zu fördern.
  • Kernmerkmale und Struktur: LeSS behält die Grundprinzipien von Scrum bei, passt diese aber für bis zu 8 Teams (LeSS) bzw. mehr als 8 Teams (LeSS Huge) an. Es fördert die Bildung von Feature-Teams, die an denselben Produkt-Backlogs arbeiten und minimiert die Komplexität durch weniger Rollen und Artefakte.
  • Vorteile: LeSS ermöglicht es großen Organisationen, Scrum-Prinzipien beizubehalten, während sie Agilität skalieren. Es unterstützt eine enge Zusammenarbeit und fördert eine kultur der kontinuierlichen Verbesserung.
  • Einsatzbereiche: Ideal für große Unternehmen, die eine starke, teamübergreifende Zusammenarbeit und eine Reduzierung von Organisationskomplexität anstreben.
  • Website: https://less.works/

3. Scaled Agile Framework (SAFe)

  • Definition und Zielsetzung: SAFe kombiniert Agile und Lean-Prinzipien für eine effektive Skalierung in großen Organisationen.
  • Kernmerkmale und Struktur: SAFe umfasst vier Ebenen: Team, Programm, Large Solution und Portfolio. Jede Ebene ist für die Skalierung verschiedener Aspekte von Agilität konzipiert, von der Teamarbeit bis hin zur strategischen Planung.
  • Vorteile: SAFe bietet eine umfassende Roadmap für Organisationen, um Agilität auf allen Ebenen zu integrieren. Es unterstützt komplexe Produktentwicklungszyklen und fördert eine Ausrichtung auf gemeinsame Ziele.
  • Einsatzbereiche: Sehr große Organisationen mit komplexen Produktentwicklungszyklen finden in SAFe ein robustes Framework für ihre Agilitätsbestrebungen.
  • Website: https://scaledagileframework.com/

4. Disciplined Agile Delivery (DAD)

  • Definition und Zielsetzung: DAD integriert verschiedene agile Methoden in einen flexiblen, prozessgesteuerten Rahmen.
  • Kernmerkmale und Struktur: DAD ist nicht präskriptiv und ermöglicht Organisationen, Elemente aus verschiedenen agilen Praktiken (wie Scrum, Kanban, Lean) zu wählen und anzupassen. Es bietet einen umfassenden Leitfaden, der verschiedene Aspekte des Projektmanagements, von Planung bis Lieferung, abdeckt.
  • Vorteile: DADs Flexibilität ermöglicht es Organisationen, ein maßgeschneidertes agiles System zu entwickeln, das ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht. Es fördert eine pragmatische Herangehensweise an Agilität.
  • Einsatzbereiche: Besonders geeignet für Organisationen, die eine hohe Anpassungsfähigkeit suchen und unterschiedliche agile Praktiken in ihr Arbeitsumfeld integrieren möchten.
  • Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Disciplined_agile_delivery

5. Nexus

  • Definition und Zielsetzung: Nexus erweitert Scrum für die Anwendung in größeren Teams.
  • Kernmerkmale und Struktur: Nexus fügt dem Scrum-Framework zusätzliche Rollen, Artefakte und Prozesse hinzu, um die Koordination und Integration der Arbeit von bis zu 9 Scrum-Teams zu erleichtern.
  • Vorteile: Nexus bewahrt die Kernprinzipien von Scrum bei der Skalierung und unterstützt eine effektive Zusammenarbeit zwischen mehreren Teams.
  • Einsatzbereiche: Ideal für Organisationen, die bereits mit Scrum arbeiten und dieses auf eine größere Anzahl von Teams ausweiten möchten.
  • Website: https://www.scrum.org/resources/online-nexus-guide

6. unFIX

  • Definition und Zielsetzung: unFIX bietet einen flexiblen, nicht-präskriptiven Ansatz für agile Skalierung.
  • Kernmerkmale und Struktur: unFIX kombiniert Elemente verschiedener agiler Methoden, angepasst an die einzigartigen Herausforderungen und Bedürfnisse einer Organisation. Es legt den Schwerpunkt auf Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung.
  • Vorteile: unFIX ermöglicht es Organisationen, ein agiles Framework zu entwickeln, das ihre spezifischen Herausforderungen und Ziele berücksichtigt. Es fördert Innovation und Flexibilität.
  • Einsatzbereiche: Besonders geeignet für Organisationen, die einen maßgeschneiderten Ansatz für ihre agile Transformation suchen.
  • Website: https://unfix.com/

7. Spotify-Modell

  • Definition und Zielsetzung: Das Spotify-Modell ist ein Ansatz zur Agilitätsskalierung, der von Spotify entwickelt wurde und sich auf Autonomie, Kultur und Netzwerkstrukturen konzentriert.
  • Kernmerkmale und Struktur: Das Modell ist bekannt für seine einzigartige Terminologie, einschließlich “Squads”, “Tribes”, “Chapters” und “Guilds”. Squads sind kleine, cross-funktionale Teams, die ähnlich wie Scrum-Teams funktionieren. Tribes sind Gruppen von Squads, die an verwandten Funktionen arbeiten. Chapters und Guilds bieten Plattformen für die Zusammenarbeit und das Teilen von Wissen über Squad- und Tribe-Grenzen hinweg.
  • Vorteile: Das Spotify-Modell fördert eine starke Kultur der Autonomie und Eigenverantwortung, unterstützt eine schnelle Entscheidungsfindung und Innovation. Es ermutigt zu einer starken Fokussierung auf die Endnutzer und Produktqualität.
  • Einsatzbereiche: Besonders geeignet für Organisationen, die eine flexible, weniger hierarchische Struktur suchen und Wert auf eine starke Unternehmenskultur und Teamautonomie legen.
  • Website: https://blog.crisp.se/wp-content/uploads/2012/11/SpotifyScaling.pdf (Paper-PDF)

Welches Framework wählen?

Jedes dieser Frameworks hat seine Stärken und ist für bestimmte Organisationstypen und Kontexte geeignet. Während SAFe und LeSS gut strukturiert und für große Organisationen ideal sind, bietet UNFIX einen flexibleren Ansatz für spezifische Herausforderungen.

Die Wahl des richtigen agilen Skalierungsframeworks hängt von den spezifischen Bedürfnissen und Zielen einer Organisation ab. Jedes Framework bietet einzigartige Vorteile und ist für verschiedene Organisationsstrukturen und -kulturen geeignet. Es ist entscheidend, ein Framework zu wählen, das die Agilität effektiv unterstützt und zur kontinuierlichen Verbesserung und Anpassungsfähigkeit beiträgt und zu den Gegebenheiten der individuellen Organisation passt. Zur Vertiefung des Themas werden wir weitere Blogposts hier auf dem xm-institute Blog veröffentlichen und stehen ihnen auch gerne für weiteren Austausch persönlich zur Verfügung.

Weitere Beiträge der Serie:

Agile skalieren (2):  unFIX – ein Toolset zum Organisationsdesign