Das Wort "gefährlich" im Management - xm-institute - Dr. Oliver MackIn der Welt des Managements spielen Worte eine zentrale Rolle. Sie formen unsere Denkweise, beeinflussen unsere Entscheidungen und prägen die Kultur innerhalb einer Organisation. Ein besonders heikles Wort, das oft unbedacht verwendet wird, ist “gefährlich”. Als ich vor einiger Zeit bei einem Kunden mit einem Projekt startete, erlebte ich die Anwendung von “gefährlich” in vielen Situationen. So war es “gefährlich” dieses oder jenes zu kommunizieren, “gefährlich” vielleicht zu viel zu kommunizieren, “gefährlich” ein Thema gerade jetzt anzugehen, etc. Doch gerade dieses Wort kann selbst gefährlich sein und sollte mit Bedacht und Zurückhaltung genutzt werden.

Die Macht der Worte im Management

Worte haben eine immense Macht. Sie können inspirieren und motivieren, aber auch Angst und Unsicherheit schüren. Besonders in der Management-Kommunikation ist es entscheidend, die richtigen Worte zu wählen, um eine positive und produktive Arbeitsumgebung zu fördern. Das Wort “gefährlich” bringt jedoch eine Reihe von negativen Implikationen mit sich, die kontraproduktiv sein können.

Die Problematik des Begriffs “gefährlich”

Wenn wir etwas als “gefährlich” bezeichnen, suggerieren wir unmittelbare Bedrohung und Alarmbereitschaft. Dies kann in verschiedenen Kontexten problematisch sein:

1. Angst und Unsicherheit schüren: Das Wort “gefährlich” kann bei Mitarbeitern Ängste hervorrufen und eine Kultur der Unsicherheit schaffen. Dies kann zu Stress und vermindertem Engagement führen. Auch verunsichert es die KollegInnen und Peers. Auch wenn es gar nicht so gemeint ist, erzeugt “gefährlich” bei vielen Menschen eine eher negative semantische Reaktion.

2. Innovationshemmend: Wenn eine Idee, ein Projekt oder ein Thema als “gefährlich” abgestempelt wird, kann dies innovative Ansätze im Keim ersticken. Mitarbeiter oder KollegInnen könnten zunehmend zögern, kreative Lösungen oder neue Ideen vorzuschlagen oder Risiken einzugehen, aus Angst vor negativen Konsequenzen.

3. Verzerrte Wahrnehmung: Der Begriff kann die Wahrnehmung verzerren und dazu führen, dass potenzielle Chancen übersehen werden. Was zunächst als gefährlich erscheint, könnte bei näherer Betrachtung wertvolle Möglichkeiten bieten.

Alternative Begriffe und Ansätze

Statt “gefährlich” zu sagen, sollten wir auf neutralere und konstruktivere Begriffe zurückgreifen, die die Situation sachlich beschreiben und gleichzeitig Raum für Lösungen lassen. Hier sind einige alternative Ansätze:

1. Herausfordernd: Statt eine Situation als gefährlich zu bezeichnen, kann das Wort “herausfordernd” verwendet werden. Dies erkennt die Schwierigkeiten an, ohne negative Emotionen hervorzurufen.

   Beispiel: “Das Projekt ist herausfordernd, aber wir können Strategien entwickeln, um diese Herausforderungen zu meistern.”

2. Risiken bewerten: Eine sachliche Bewertung der Risiken ist oft hilfreicher als das pauschale Etikett “gefährlich”. Dies ermöglicht eine differenzierte Analyse und das Entwickeln von Maßnahmen zur Risikominimierung.

   Beispiel: “Lassen Sie uns die Risiken dieses Projekts bewerten und Maßnahmen ergreifen, um sie zu mindern.”

3. Potenzial und Vorsicht kombinieren: Anstatt nur die Gefahr zu betonen, kann ein Ansatz gewählt werden, der sowohl das Potenzial als auch die nötige Vorsicht berücksichtigt.

   Beispiel: “Dieses Vorhaben bietet großes Potenzial, erfordert aber auch sorgfältige Planung und Überwachung.”

4. Risikoreich: Anstelle von “gefährlich” kann “risikoreich” verwendet werden, um die Unsicherheit und möglichen Herausforderungen zu betonen, ohne Angst zu schüren.

   Beispiel: “Das Projekt ist risikoreich, aber wir können durch sorgfältige Planung und Risikomanagement mögliche Probleme minimieren.”

Praktische Anwendung im Management

Wie können wir diese Prinzipien im täglichen Management umsetzen? Hier sind einige allgemeine Handlungsanweisungen:

1. Bewusster Sprachgebrauch: Führungskräfte sollten sich der Macht ihrer Worte bewusst sein und Begriffe wie “gefährlich” vermeiden, um keine unnötige Angst zu schüren. Stattdessen sollten sie sachliche und konstruktive Formulierungen wählen.

2. Kulturelle Sensibilität: Eine Unternehmenskultur, die auf Offenheit und Innovation setzt, sollte vermeiden, Ideen und Projekte vorschnell als gefährlich abzulehnen. Stattdessen sollten Risiken und Herausforderungen transparent und differenziert diskutiert werden.

3. Förderung von Mut und Kreativität: Indem wir eine Sprache wählen, die Herausforderungen als lösbar darstellt, fördern wir Mut und Kreativität im Team. Mitarbeiter fühlen sich ermutigt, innovative Ideen einzubringen und aktiv an der Problemlösung mitzuwirken.

4. Risikomanagement etablieren: Ein strukturiertes Risikomanagement ermöglicht es, potenzielle Gefahren zu identifizieren und proaktiv anzugehen, ohne eine Kultur der Angst zu schaffen. Dies umfasst regelmäßige Risikoanalysen und die Entwicklung von Notfallplänen.

Fazit

Die Sprache im Management hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Denkweise und die Kultur innerhalb einer Organisation. Indem wir das Wort “gefährlich” durch sachlichere und konstruktivere Begriffe ersetzen, können wir eine positive und lösungsorientierte Arbeitsumgebung fördern. Dies trägt nicht nur zur besseren Bewältigung von Herausforderungen bei, sondern auch zur Förderung von Innovation und Kreativität. In einer sich ständig verändernden Welt ist es entscheidend, dass unsere Sprache und unser Denken im Management sich weiterentwickeln, um den Anforderungen von heute und morgen gerecht zu werden.