Das Buch und der Autor

New Work - Carsten Schermuly - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteEifrigen regelmäßigen LeserInnen meiner Rezensionen mag es vielleicht bereits aufgefallen sein: Mit Begeisterung habe ich bereits die New Work Dystopia (Link) wie auch die New Work Utopia (hier) von Carsten Schermuly hier auf dem Blog vorgestellt.

Doch das theoretische Basiswerk zu diesen beiden Büchern fehlte noch. Dies wird heute nachgeholt. Das Buch “New Work – Gute Arbeit gestalten: Psychologisches Empowerment von Mitarbeitern” von Carsten C. Schermuly ist inzwischen bereits in der 3. Auflage im letzten Stand 2021 bei Haufe erschienen. Es ist als Hardcover wie auch eBook erhältlich und umfasst rund 300 Seiten.

Emsige Leser mögen Carsten Schermuly bereits kennen. Er ist Diplom-Psychologe und Professor an der SRH Berlin University of Applied Science. Sein Forschungsschwerpunkt ist unter anderem New Work, der er sich über die Empowerment-Forschung nähert. Gerade weil in seinen beiden anderen, eher praktisch orientierten Büchern die Theorie nur in kleineren Dosen auftaucht, freute ich mich nun auf die Lektüre des stärker wissenschaftlichen Grundlagenwerks. Und so steigen wir gleich ein.

Die Inhalte

Das Buch ist von einem Inhalts-, Stichwort- und Literaturverzeichnis eingefasst. (Abbildungs- und Tabellenverzeichnis sollen rein der Vollständigkeit halber hier aber auch nicht unerwähnt bleiben ;-) )

Die Inhalte selbst gliedern sich in 14 Kapitel. Nach einer Einführung zur Bedeutung der Arbeit gehts in Kapitel 2 und 3 sogleich um die sozialen und psychologischen Funktionen von Arbeit sowie um einen kleinen geschichtlichen Abriss auf den ersten 30 Seiten. Der Autor steigt dann im Kapitel 4 wie viele andere Autoren unweigerlich auch in die vier Trends ein, “die die Zukunft der Arbeit bestimmen” (Schermuly, 2021, S. 29): Wissenszuwachs, Digitalisierung, Globalisierung und Demographischer Wandel. Natürlich darf auch VUCA nicht fehlen, zu dem wir am xm-institute ja auch schon mal einen Sammelband veröffentlicht haben.

Im Kapitel 5 gehts dann an den Kern des Themas: Der Autor führt hier in den Begriff des “New Work” vor dem Hintergrund des Philosophen Fritjof Bergmann ein, bevor er in Kapitel 6 dann New Work aus dem Blickwinkel von Empowerment beleuchtet. Vorteil dieser Betrachtung ist es, ganz konkret messbare Kriterien definieren zu können, wie New Work wirkt und welche Faktoren einen Einfluss auf New Work haben – ist der Begriff doch häufig noch immer in der Agilen Community und New Work Community sehr nebulös belegt.

Gretchen M. Spreitzer hat bereits 1995 zum Thema “Psychologisches Empowerment” geforscht und hieraus vier Facetten abgeleitet (Spreitzer, 1995): Meinung, Competence, Self-Determination und Impact, die laut Schermuly als Vermittler zwischen strukturellen Bedingungen am Arbeitsplatz und positiven Wirkungen fungieren. (Schermuly, 2021, S. 72). 

Wie sich diese 4 Faktoren nun genau messen und Ausgestalten lassen, behandelt Schermuly kurz auf 6 Seiten in Kapitel 7.

Kapitel 8 stellt sich dann die Frage, ob es für Unternehmer überhaupt nützlich ist, sich mit psychologischem Empowerment zu beschäftigen. Es ist mit “Konsequenzen guter Arbeit” überschrieben und beschreibt, anhand wiss. Studienergebnisse, wie stark sich psychologisches Empowerment auf Aspekte wie Arbeitszufriedenheit, aber auch Leistung, Bindung an die Organisation oder Fluktuationsabsichten auswirkt. Er geht dabei auf die wichtigsten Aspekte in Unterkapiteln detaillierter ein.

Kapitel 9 beschäftigt sich mit “Sieben Grundhaltungen zur Förderung von psychologischem Empowerment” und beschreibt, wie sich dieses entwickeln kann. Wichtige Aspekte wie Wertschätzung und Vertrauen werden auch hier wieder in Unterpunkten vertieft.

Im Kapitel 10 gehts nun um konkrete Ideen zur Arbeitsgestaltung, die sich dann positiv auf as Empowerment auswirken können. Klassische Maßnahmen zur Arbeitsgestaltung, wie Job Enrichment, Teilautonome Gruppen oder Betriebliche Vorschlagswesen, aber auch Arbeitszeit- und Arbeitsortflexibilisierung werden hier ebenso diskutiert, wie moderne Formen wie Agile Methoden, Projektarbeit, Holacracy oder Open Space Konzepte. Unternehmensbeispiele und konkrete Tipps runden dieses Kapitel ab.

Die Kapitel 11 bis 14 widmen sich abschließend weiteren speziellen Handlungsfeldern des Empowerment:

  • In Kapitel 11 geht es zunächst um die Rolle der Führungskraft im Empowermentprozess. Der Autor greift hier neben generellen Aspekten den Transformationalen Führungsstil ebenso auf, wie einen Empowermentorientierten Führungsstil, der sich auf Aspekte wie Sinnstiftung, individuelle Berücksichtigung, Partizipation, Verantwortung, Kompetenzentwicklung sowie Idealisierter Einfluss bezieht (Schermuly, 2021, S. 208ff.). 
  • Kapitel 12 betrachtet das Thema Organisationskultur mit Aspekten wie Fehlerkultur, Gerechtigkeitskultur oder Diskriminierungskultur. 
  • Kapitel 13 stellt die Fragen wie die Personalauswahl einen Einfluss auf Empowerment nehmen kann.
  • Und abschließend in Kapitel 14 gibt es noch vor dem kurzen Schlussfazit einige Ideen zu Empowerment und Personalentwicklung.

Das Fazit

Schermuly schafft es auch in diesem wissenschaftlichen Grundlagenwerk zum Thema New Work zu überzeugen. Die Operationalisierung von New Work durch das Konstrukt des psychologischen Empowerments ermöglicht es nicht nur wissenschaftlich ausreichend exakt mit dem Thema umzugehen. Vielmehr eröffnet es Führungskräften und HR Profis die Möglichkeit, konkrete und wissenschaftlich validierte Methoden, Ergebnisse und Konzepte zu nutzen, um das Thema besser in der eigenen Organisation zu verankern. Auch dieses Buch ist, trotz stärker wissenschaftlicher Verortung in der leichten und gut lesbaren Schermuly-Art geschrieben, welche auch die beiden bereits rezensierten Bücher kennzeichnet. Schön finde ich auch hier, dass der Autor nicht nur Verweise auf Studien in Fußnoten versteckt, sondern dem Leser bereits im Text wertvolle Tools und Hinweise zur eigenen Anwendung und Weiterarbeit zur Verfügung stellt. So gibts Elemente von Fragebögen, die zur Selbst und Fremddiagnose auf den unterschiedlichsten Ebenen eingesetzt werden können.

Das Buch ist damit Wissenschaftlern wie Praktikern zu empfehlen. Zu letzteren gehören für mich neben HR Profis und Beratern auch interessierte Unternehmer und Führungskräfte, die mit dem Buch eine solide Fundierung zur Umsetzung von New Work in ihrer Organisationen erhalten können. So bin auch ich wieder rundum zufrieden und glücklich. Ein Dank an Carsten Schermuly auch für dieses Werk.

Schermuly, Carsten C. (2021). New Work – Gute Arbeit gestalten. 3. Aufl. Haufe: Freiburg, München, Stuttgart.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.