Die Autorin und das Buch

Jankowski - Zwischen alt und Neu liegt Gut - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDie heutige Autorin, Jule Jankowski, ist durch ihren Podcast “Good Work” bekannt. Hier interviewt sie zum Thema “Gute Zusammenarbeit und innovative Arbeitskultur” unterschiedlichste Gäste. Der letztliche Ausschlag zum Start des Podcast war die Corona-Krise, in der viele Aspekte des Arbeitens überdacht werden mussten. Jankowski wollte diese Aspekte dokumentieren. Sie ist als studierte Kommunikationswissenschaftlerin auch als systemische Beraterin aktiv. Der Podcast umfasst inzwischen über 150 Folgen und reicht weit über die Aufarbeitung der Corona-Krise hinaus. Und so ist auch das vorliegende Buch der Autorin entstanden, das ich als Resultat aus den geführten Interviews verstehe: Es behandelt das, was Jankowski als “Good Work” bezeichnet. Etwas, das zwischen der “OLD WORK”, der bisherigen Art zu Arbeiten und “NEW WORK”, dem Trendthema des Neuen Arbeitens liegt, das so oft althergebrachte Praktiken verhöhnt und dazu neigt, bisheriges abzuwerten. So steht “GOOD WORK” als Verbindung beider Welten und beschreibt die Suche nach einer Arbeitskultur der Verbindung der von alt und neu.

Das vor Kurzem im Vahlen Verlag erschienene Buch umfasst gut 250 Seiten, ist statt einem Literaturverzeichnis mit einem Endnotenverzeichnis der Quellen versehen, in denen besonders auch auf die jeweiligen Podcast-Folgen referenziert wird. Doch steigen wir in die Struktur und Inhalte ein…

Die Inhalte

Das Buch gliedert sich in fünf Hauptkapitel, die in weitere Unterkapitel gegliedert sind. Im Kapitel 1 startet das Buch mit dem “Prolog”, der den Hintergrund des Buches und des Begriffs des “Good Work” insbesondere vor dem Hintergrund der Idee zum erwähnten Podcast erläutert. Das Buch startet allerdings mit einer kleinen Geschichte einer New Work Learning Journey.

In Kapitel 2 “Phasen der Anpassung – ein Quasi-Modell” versucht die Autorin, das in den Podcast erlebte in ein Entwicklungs-/ Veränderungsmodell a la Kübler-Ross und bekannter Change Kurve zu gießen. Auch die Kritik zu den Modellen dieser Art wird kurz erläutert, bevor die ersten 100 Podcast-Episoden, die “Corona Chronik”, in vier Phasen eingeteilt und beschrieben werden:

  • Zeit der Helden
  • Zeit der Ernüchterung
  • Zeit der Schwebe
  • Zeit des Herantastens

Zu jeder Phase werden auf den ersten 70 Buchseiten verschiedene Episoden und Facetten aus den Podcast-Interviews herausgegriffen und beschrieben. Diese sind sowohl mit textlichen Zitaten wie auch mit einem QR-Code zum direkten Nachhören der jeweiligen Podcast-Folge versehen. Am Ende eines jeden Phasenkapitels wird versucht, eine Quintessenz zu ziehen, wodurch sich Good Work in der Phase der Krise ausgedrückt hat. Diese finden sich jeweils auch im Inhaltsverzeichnis wieder:

  • Phase 1: Zeit der Helden
    • Good Work durch Selbstwirksamkeit
    • Good Work durch gelungene Kommunikation
  • Phase 2: Zeit der Ernüchterung – Durchhalten, Durchhängen, Durchblicken
    • Good Work ist eine Frage des Fokus
    • Good Work durch Partizipation
  • Phase 3 und 4: Zeit der Schwebe und der Neu-Gestaltung – anpassen, abwarten und ausprobieren
    • Good Work durch Aufräumen und Sortieren
    • Good Work durch Feedback und Lernen

Das Kapitel 3 ist mit “GOOD WORK Prinzipien” überschrieben. Zunächst steigt Jankowski in die Differenzierung zwischen Prinzipien und Regeln ein – zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Auf dieser Basis extrahiert die Autorin 5 GOOD WORK Prinzipien aus ihren Podcast Interviews, die sie dann auf den kommenden rund 150 Seiten näher erläutert:

  1. Gelungene Beziehungsgestaltung
  2. Flexible Strukturen
  3. Digitale Balance
  4. Gelebte Agilität
  5. Denken in Möglichkeiten

In jedem Kapitel werden zunächst die Prinzipien umfassend und aus unterschiedlichen Perspektiven und Facetten heraus erläutert und zahlreiche theoretischen und praktische Ausflüge zum jeweiligen Prinzip unternommen. Jedes Kapitel schließt dann mit einer kurzen zusammenfassenden Reflexion zum Kontext GOOD WORK und mit einem Fragen-Set zur Selbst- oder Teamreflexion.

Kapitel 4 ist ein Gastbeitrag von Stephan Grabmeier. Er ist Speaker, Berater und arbeitet mit dem Zukunftsinstitut zusammen. In seinem Beitrag geht er auf aktuelle Trends, wie z.B. New Work, Sinn Ökonomie, Work-Life-Blending oder Digital Literacy ein. Eine direkte Verknüpfung zum Rest des Buches fehlt leider, zumindest aus meiner Sicht.

Im Abschließenden Kapitel 5 “Epilog: Nach vorne mit der Vergangenheit” knüpft die Autorin an die Story aus ihrem Prolog an und bringt diese kleine Erzählgeschichte zu einem Ende.

Das Fazit

Allen Hörern des Podcast von Jule Jankowski kann das Buch als schöne Strukturierung, Rahmen und Kontextualisierung wärmstens empfohlen werden. Der Autorin gelingt es gut, die einzelnen Beiträge aus ihrem Podcast in ein großes Ganzes zu verbinden und so eine Klammer zu den individuellen Interviews zu schaffen. Auch die Idee des Buches zu betonen, dass zu einer Weiterentwicklung in Richtung Neues immer auch ein Blick zurück zum Alten notwendig ist, um diesem die ausreichende Wertschätzung zuteilwerden zu lassen, so dass das Neue gut entstehen kann, ist wichtig und richtig. Schön fand ich auch die Einordnung der Interviewbeiträge anhand der klassischen Veränderungskurve, die pointiert Aussagen aus den Interviews herausgreift und sie über den Prozess der COVID-Krise hinweg verortet. Auch die Erläuterungen zu den einzelnen Prinzipen sind interessant und unterhaltsam zu lesen, auch wenn hier Vieles der New Work und Agilen Bewegung und den dort genutzten Ansätzen und Quellen genutzt und in neuer Art und Weise zusammengestellt und kontextualisiert wird.   Ob dies dies reicht, einen neuen Begriff des “GOOD WORK” auszurufen und zu etablieren, mögen die LeserInnen selbst entscheiden. Und auch für den Gastbeitrag hätte ich mir ein wenig mehr Bezug zum im Buch Gesagten gewünscht.

Alles in Allem ein schön und flüssig zu lesendes Buch, das den einen oder anderen Gedanken angeregt und das vielleicht bereits im Podcast Gehörtes in einen breiteren Zusammenhang stellt. Als “praktisches Rezeptbuch” ist es nicht anzusehen, aber den Klappentext bestätige ich gerne: “…ein glühendes Plädoyer, das Gute in unserer Zusammenarbeit in den Blick zu nehmen (…)  Das Buch “Zwischen Alt und Neu liegt Gut” lotet ais. Mit seinen fünf GOOD WORK Prinzipien bietet es eine konkrete Orientierungshilfe für Menschen und Organisationen, die Veränderungen in ihrer Arbeitsrealität nicht nur erleben, sondern nachhaltig gestalten möchten. Sinnvoll und wesentlich.”

Jankowski, Jule (2022): Zwischen Alt und Neu liegt Gut. Vahlen: München.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.