Reinhardt/ Winners - Transformation von Führung - Buchbesprechung - Oliver Mack - xm-instituteDas Buch „Transformation der Führung“ ist im April 2021 im Schäffer-Poeschel Verlag in der Reihe „Systemisches Management“ erschienen und beschäftigt sich, wie der Titel schon verspricht mit dem Thema „Führung“.

Interessant fand ich auch das Vorwort, das mich gleich neugierig gemacht hat und deshalb möchte ich gerne ein paar Sätze hieraus zitieren:

„…Ein grauer Regentag im Frühsommer, schon leicht warm aber noch nicht sonnig. Eine Studentin der benachbarten Kunstuniversität betrat den Hof, setzte sich erst eine Weile still auf die Wiese und begann dann zu tanzen. (…) Ein zweiter und dritter Kommilitone kamen zufällig hinzu und gestalteten mit den fallenden Regentropfen eine eigene Inszenierung. In Resonanz mit sich und ihrer Umwelt ließen sie sich tragen von dem, was von Moment zu Moment passierte. Die Beobachtung dieses Flow-Moments – vollkommen im Hier und Jetzt mit dem gehend, was ist, leicht und fast spielerisch – faszinierte uns und ließ uns immer wieder hinschauen. Schon lange hatten wir über ein gemeinsames Buch nachgedacht. Jetzt war klar, es ist Zeit anzufangen.“ Reinhart/ Winners, 2021, S.5)

Auch wenn es für manchen für ein Buch zum Thema Führung etwas eigenartig als Einstieg klingen mag, hat mich persönlich dieser Start berührt und im weiteren Verlauf des Buches wird die Bedeutung deutlich. 

Das Buch gliedert sich mit seinen 183 Seiten inhaltlich in 12 Kapitel und wird durch ein Literatur- und Stichwortverzeichnis abgeschlossen. Doch gehen wir gemeinsam durch den Inhalt:  

  • Kapitel 1-3 beschäftigen sich mit der Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Führung. Dabei werden verschiedene Aspekte der Notwendigkeit angesprochen, bis hin zum aktuellen Thema der Corona-Pandemie. Das 3. Kapitel stellt dann abschließend die alten und neuen Paradigmen der Führung gegenüber, wie sie von den Autorinnen gesehen werden und lehnen sich m.E. stark mit Themen wie verändertes Machtverständnis, Sinnhaftigkeit und Ermächtigung der Mitarbeiter stark am aktuellen New Leadership Thema an. Die Autorinnen sehen Reflexions- und Resonanzkompetenz als zwei Faktoren an, die eine wichtige Basis darstellen, um diese neuen Führungsparadigmen zum Leben zu erwecken.
  • Im vierten Kapitel gehts daher um die Reflexionskompetenz. Über die Frage, wie unsere Wahrnehmung funktioniert und die Schlussfolgerung, dass es hilfreich ist, die eigenen Landkarten zu hinterfragen, definieren Reinhardt/Winners sodann die Reflexionskompetenz als “die Kombination aus der Bereitschaft und der Fähigkeit, sich selbst und andere zum Zwecke der konstruktiven Weiterentwicklung hinterfragen zu können.”(Reinhardt/Winners, 2021, S. 36). Sie stellen sich dann die Frage zu hinderlichen und förderlichen Faktoren dieser Kompetenz, beschreiben ein Modell zum Reflexionsprozess und machen Vorschläge, wie diese Kompetenz wirken und wachen kann. 
  • Das Kapitel 5 beschäftigt sich mit Resonanzkompetenz. Nachdem der Begriff etwas näher beschrieben wurde, geht es sodann um die Frage, wie diese erweitert werden kann. Auf sechs Ebenen werden vorschlage zur Verbesserung der Resonanzfähigkeit gemacht.
  • Im sechsten Kapitel “Transformation von Führung” wird von einer doppelten Transformation ausgegangen. Einerseits handelt es sich um die Transformation der Organisation. Andererseits geht es um die damit verbundene, notwendige Transformation von Führung. Als Schlüsselvariable wird hierzu Selbstwirksamkeit verstanden, die im weiteren behandelt wird. Es geht um die Frage wie diese gebildet bzw. gestärkt werden kann. Auch hier gibts wieder sehr praktische Hinweise.
  • Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Idee von Reflexion und Resonanz als Voraussetzung für Entscheidungen. Die Autorinnen sehen diese Elemente als Dreiklang zur Entscheidungsstärke. Ausgehend vom Thema Sinn geht es um eine neue Entscheidungskultur, um Nicht-Entscheiden, Paradoxien und Dilemmata als Führungszwickmühlen sowie die Herausforderungen der Komplexität in Entscheidungssituationen. 
  • Das achte Kapitel “Entscheidungsstark auch in der Krise” betrachtet den Fall von Krisenphasen in Organisationen und wie diese gemeistert werden können. Handlungsfähigkeit, Führung und persönliche Krisenprävention sind die Unterkapitel dieses Teils. 
  • Ein weiterer interessanter Aspekt folgt mit Führungsteams in Kapitel 9. Die Autorinnen entwickeln hier ein Führungsteammodell, das diese als Ort “konstruktiver Lösungs- und Entscheidungsfindung” mit “hoher Unsicherheit- und Ungewissheitstoleranz” beschreibt und in verschiedenen “Phasen” der Entstehung dargestellt wird. Mögliche Dynamiken hinsichtlich der Zusammenarbeit in einem Führungsteam schließen sich an.   
  • Im Kapitel 10 stellen Reinhardt/ Winners das Thema Systemaufstellungen als Tool für Führungsteams in komplexen Situationen vor, um Probehandeln zu ermöglichen und ein gemeinsames Bild im Team zu bekommen. Neben einem kurzen Abriss zur Methodik wird die Methode anhand eines typischen Ablaufs und Beispiels erläutert.
  • Kapitel 11 liefert ein kurzes Beispiel als Fallstudie aus der Beraterpraxis und im Kapitel 12 gibts einen kurzen Ausblick auf die Zukunft der Führung.

Alles in allem aus meiner Sicht ein sehr kompaktes, gut gelungenes Buch, mit wenig Ausschweifen und viel Inhalt. Es richtet sich an Berater*innen, Führungskräfte und Expert*innen, die sich einmal aus dem Blickwinkel der beiden Aspekte Reflexion und Resonanz dem Thema Führung nähern wollen. Den Autorinnen gelingt eine schöne Verbindung zwischen Selbstführung und deren Notwendigkeit für eine gelungene Mitarbeiterführung im Außen. Gut lesbar, mit vielen konkreten Frageteilen sehr praxisnah und konkret anwendbar. Aus meiner Sicht eine uneingeschränkte kurzweilige Leseempfehlung.

Reinhardt, S./ Winners, M. (2021), Transformation von Führung, Schäffer-Poeschel: Stuttgart.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels von den Autoren des Buchs kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.