Tom DeMarco - Happy to work here - Rezension - xm-institute - Dr. Oliver MackHeute geht es um das neue Buch von Tom DeMarco, Peter Hruschka, Tim Lister, Steve McMenamin, James Robertson und Suzanne Robertson. Die Autoren, allesamt in der Software-Community bekannt wie “bunte Hunde” haben sich bereits seit längerem in der “Atlantic Systems Guild” zusammengeschlossen und gemeinsam Bücher wie zuletzt das preisgekrönte “Adrenalin Junkies & Formular Zombies” geschrieben. Tom DeMarco wurde vor allem zunächst durch sein Buch “Der Termin”, eine Lehrgeschichte aus dem Projektmanagement bekannt. Dieses Buch ist insofern ein besonders, als dass es das letzte unter der Koordination von Steve McMenamin war, der bereits während der Arbeit an diesem Buch schwer erkrankt, am 20. November 2019 starb. Wer die bisherigen Bücher der Autorenguilde kennt, kann gespannt sein, auf ein unterhaltsames, praxisnahes aber auch immer sehr lehrreiches Werk. Also steigen wir ein:

Das Buch beschäftigt sich, wie der Name bereits mehr oder weniger vermuten lässt, mit dem Thema Betriebsklima. So macht es auch der Untertitel “Betriebsklima verstehen und verbessern” deutlich. Mit seinen knapp 160 Seiten ist die deutsche Übersetzung des im Original amerikanischen Buchs im Hanser Verlag erschienen.

Das Buch startet mit folgender Grundannahme und Definition:
“Kultur umfasst eine Menge von Grundeinstellungen und daraus resultierenden beobachtbaren Verhaltensweisen.” (DeMarco et al. 2021, S. 1)

Soweit nichts Neues. Arbeitskultur und Arbeitsklima werden in diesem Buch gleichgesetzt und sehr praxisorientiert im Folgenden in drei Teilen bearbeitet:

Nach einer kurzen Einleitung, in der eine einfache aber einprägsame Wirklogik für das Betriebsklima vorgestellt wird, gehts im ersten Teil um sechs von den Autoren definierte Einflussfaktoren. Sie selbst geben zu, dass es vielleicht nicht vollständig alle Faktoren sind, die man finden könnte, geben sich aber mit einer Praxisbrille mit diesen wichtigen Faktoren zunächst zufrieden. Hierin sind Aspekte, wie der “gefühlte Wert von Menschen und Teams in der Organisation” oder auch der “gefühlte Stellenwert von Exzellenz” enthalten. Alles Aspekte, die jeder Praktiker der Organisationsentwicklung und jede Führungskraft unterschreiben würde. Jeder der sechs Faktoren wird nun in ähnlicher Art und Weise in einem Unterkapitel ausführlicher beschrieben. In einem ersten Schritt gehts zunächst mit einem Beispiel und einer Beschreibung darum, den Einflussfaktor verständlich zu umreißen und hieraus eine oder mehrere Grundeinstellungen in einem einfachen Statement abzuleiten. Beim gefühlten Wert von Menschen und Teams wäre beispielsweise eine der zwei Grundeinstellungen: “Die individuelle Qualifikation uns Leistungsstärke der Mitarbeiter sind die wichtigsten Faktoren für den langfristigen Erfolg der Organisation.” (Ebenda, S. 11). Im Anschluss daran werden dann ausführlich verschiedene Verhaltensweisen dargestellt, die sich aus diesen Grundeinstellungen ergeben. Beispiele hierfür wären z.B. ein sehr intensiver Einstellungsprozess oder die Existenz echter Investitionen in die langfristige Entwicklung der Mitarbeiter.

Im zweiten Teil des Buchs gehts dann um die negativen Kräfte im Sinne von Kulturkillern. Sie zeigen verschiedene, wieder sehr pragmatisch zusammengestellte Muster, die das Betriebsklima garantiert verderben. Vorgestellt werden 29 an der Zahl. Jedes Kapitel beschreibt mindestens einen “Killer”. Schön finde ich, dass dieser immer prägnant in einem roten Glaubenssatz formuliert ist und mit einem schwarzen Totenkopf geschmückt ist. Es finde sich Glaubenssätze wie “Interner Wettbewerb macht uns fitter.” oder “Scheiße passiert nicht einfach; Irgendjemand ist schuld.” Bis hin zu “Immobilien haben Vorrang vor Mitarbeitern.”

Der dritte Teil “Das Gute, das Böse und das Hyggelige” beschäftigt sich zunächst mit dem dänischen Begriff “Hygge”. Was das ist? Hm! Bleiben sie neugierig. Jedenfalls gehts im Kapitel darum, wie alle Beteiligten Einfluss auf die Unternehmenskultur nehmen können. Auch hier gehts wieder weniger um ein Theoriemodell, sondern um viele praktische Tipps, die helfen, gemeinsam ein “angenehmes Arbeitsumfeld” zu schaffen.

Alles in allem wieder ein echtes Buch der Atlantic Systems Guild. Wer vorherige Bücher der Gilde mag, wird auch dieses mögen. Die leichte Schreibe, der Witz und dennoch tiefgründige und praktisch gut anwendbare Tipps machen den Titel zu einem lesenswerten Buch. Die Übersetzung ist ebenso meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Und es gibt wie immer bei Hanser, was ich äußerst löblich und die Beste Form aktuell unter den Verlagen finde… das eBook mit einem Code als ePub und PDF gratis zum runterladen dazu! Das erleichtert vieles, wenn man mal auf Reisen ist… (oder im Sommer am Strand ;-) )

Wer in seinem Team mit einem Kulturwandel auf praktische Art und Weise starten will sollte sich das Werk genauer ansehen.

DeMarco, T./ Hruschka, P. Lister, T./ McMenamin, S./ Robertson, J./ Robertson, S. (2021). Happy to work here: Betriebsklima verstehen und verbessern. Hanser. 2021

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.