Das Buch und der AutorGamechanger Künstliche Intelligenz Schümann - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-institute

Das Thema Künstliche Intelligenz ist spätestens mit dem Hype um ChatGPT oder Microsofts Copiloten im Mainstream angekommen. Die Zukunft scheint zum greifen nahe und nicht nur Führungskräfte, Kreativschaffende oder Programmierer nutzen inzwischen die kleinen Helferlein als wertvolle Assistenz im Alltag. Nicolai Schümanns Buch greift dieses Thema auf und ist mit dem Untertitel „Wie künstliche Intelligenz inspiriert und kreatives Potenzial entfesselt“ versehen. Es ist kürzlich bei Haufe erschienen und umfasst gute 230 Seiten. Auf diesen widmet sich Nicolai Schümann der Frage: „Kann KI auch die menschliche Kreativität und Innovationsfähigkeit steigern? Werden wir KI-Versionen von Thomas Alva Edison, Camille Claudel oder Albert Einstein sehen? Und wenn ja, welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Mensch und Gesellschaft?“ (Schümann, 2024, S. 11).

Er schreibt weiter: „Auf diese Frage konzentriert sich dieses Buch und möchte Antworten geben, indem es sich mit praktischen KI-Anwendungen befasst, die die menschliche Kreativität fördern können. Begleitend wird ein intensiver Blick auf die durch KI neu gestaltete Innovationslandschaft geworfen und es werden Ansätze vorgestellt, wie Einzelpersonen und Unternehmen sich in der neuen KI-Landschaft zurechtfinden können. Das Buch erläutert Strategien zur Vorbereitung, Relevanz und Maximierung des Innovations- und Kreativitätspotenzials künstlicher Intelligenz.“

Der Autor Schümann kommt aus der Filmbranche, ist Drehbuchautor und Regisseur und hat eine Leidenschaft für Storytelling und Kreativitätstechniken. Vom Hintergrund her Diplome in Business Administration und Medienwissenschaften bietet Schümann Beratungsleistungen an und ist Visiting Lecturer für Storytelling an der Bayes Business School, London.

Die Inhalte

Das Buch gliedert sich in 12 Kapitel und beinhaltet neben der Einführung ein Glossar, eine umfassende Bibliographie sowie ein Stichwortverzeichnis.

Schauen wir uns die Inhalte genauer an:

  • Kapitel 1 ist mit Intelligenz überschrieben. Hierbei gehts zunächst um den Begriff der Intelligenz allgemein und der künstlichen Intelligenz im Besonderen. Ebenso gibts einen kleinen Abriss zur Geschichte der Künstlichen Intelligenz, quasi von ELIZA bis zu Chat-GPT und DALL.E heute. Ferner werden grundlegende Begriffe und Unterschiede verschiedenster Aspekte der Technologie vorgestellt.
  • Kapitel 2 – Mensch vs. Machine: Hier beschreibt Schümann zunächst die Vorteile der KI und stellt sie den „Vorteilen von Menschen“ gegenüber. Abschließend beschreibt er die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI als „Augmented Humans“.
  • Kapitel 3 – Exkurs: Large Language Models: Dieses Kapitel führt in die Grundlagen dieser spezifischen Form der KI ein. Er schreibt Funktionsweise, das Halluzinieren und die Prompt-Steuerung. In einem Praxistipp stellt er die Best Practice Prompt Formel „Kontext-Aufgabe-Anweisung-Beispiele/Daten vor.
  • Kapitel 4 – Kreativität – und wie KI dabei helfen kann: Hier gehts nun zum selbstgewählten Kern des Buches, zur Kreativität. Schümann startet mit einer Definition aus ChatGPT und anderen Autoren. Ähnlich wie bei der Intelligenz gehts dann zur Geschichte der Kreativität von der Antike bis heute. Nach dieser recht langen Einleitung folgt im ersten Unterkapitel „Der Kreative Prozess“ von James Webb Young, im zweiten Unterkapitel „Kreativitätstechniken“ gehts um ausgewählte Kreativitätstechniken. Im Unterkapitel 3 „Computergestützte Kreativität“ beschreibt der Autor u.a. die Unterschiede zwischen Turing-Test und Ada-Lovelace-Test. Dann gehts in Unterkapitel 4 weiter mit Aspekten zur Ideenfindung, Mustererkennung und Vorhersagen als zentrale Vorteile der KI, die für die Unterstützung zur Kreativität nützlich sein können. Hier listet Schümann in kleinen Absätzen, die auch in den vorherigen Kapiteln Verwendung gefunden haben, zahlreiche Ansätze auf, wie KI konkret im Kreativitätsprozess helfen kann. Auch Fallstricke werden diskutiert. Eine kleine Fallstudie schließt dieses Kapitel ab.
  • Im Kapitel 5 – Innovation und KI fokussiert Schümann nun auf das Thema Innovation. Dieses unterscheidet er zunächst von Kreativität. Dann gehts im ersten Unterkapitel wieder um die Geschichte der Innovation, im Unterkapitel 2 um die Frage „Wie funktioniert Innovation?“ Dabei nimmt der Autor Bezug auf das häufiger auch schon von anderen Autoren verwendete Post-It Beispiel und geht auf die Besonderheiten des nichtlinearen Prozesses der Innovation ein. Im Unterkapitel 3 gehts um die Konvergenz und Divergenz und damit die Grundprinzipien des Design-Thinking im Innovationsprozess. Auch hier stellt sich der Autor in kurzen Absätzen immer wieder die Frage nach der Rolle der KI in diesem Zusammenhang. Unterkapitel 4 „KI in der Produktentwicklung“ vertieft den Sonderfall der Produktinnovation. Ebenfalls wieder mit der Frage nach der Rolle der KI. Unter der Überschrift „Wie KI Innovationsfunktionen unterstützt“ gehts dann um konkrete Rollen im Innovationsprozess und auch hier wieder um mögliche Unterstützungsaspekte durch KI.
  • Kapitel 6 – „Auswirkungen von KI auf die wichtigsten Branchen“ behandelt nun generelle Chancen und Risiken und geht dann in Unterkapiteln auf die Branchen Gesundheitswesen, Finance, Unterhaltung und Medien, Einzelhandel und E-Commerce, Automobil und Transport, Herstellung und Produktion, Landwirtschaft, Bildung, Immobilien und Stadtplanung, Beratung, IT-Industrie sowie Strategische Planung ein. Letzteres für mich weniger eine Branche.
  • Das Kapitel 7 ist mit „KI Readiness – verstehen, akzeptieren, einführen“ überschrieben. Hier beschreibt der Autor einen Prozess zur Implementierung einer KI in 5 Schritten, neue Rollen und Verantwortlichkeiten in diesem Zusammenhang sowie die Frage, wie während des Prozesses Innovation und Kreativität um Unternehmen generell gefördert werden kann.
  • Im Kapitel 8 „Roboter und KI – eine Geschichte der greifbaren Innovation“ erweitert der Autor die Sichtweise auf Robotik in ähnlicher Manier wie in der vorherigen Kapiteln. Ein kurzer Abriss zur Geschichte der Robotik, dann Chancen und Grenzen.
  • Kapitel 9 „Gefahren der KI – von Büroklammer-Maximierern und Terminatoren“ geht auf zentrale Gefahren und Bedenken zum Thema KI ein. So stellt er u.a. ein Paperclip-Maximierer Szenario vor, da stark an das wirklich süchtig machende kostenlose Spiel “Universal Paperclip” angelehnt ist. Es geht um Risiken aus Sicht der Ökonomie, der Auswirkungen auf das Gehirn oder der Gefahr der Ausrottung der Menschheit, um nur einige betrachtete Aspekte zu nennen.
  • Das Kapitel 10 “Menschliche Kreativität im Zeitalter der Maschine” stellt die Frage, was KI für die Zukunft menschlicher Kreativität, der Schaffung kreativ-künstlerischer Artefakte bedeutet. Auch hier stellt sich die Frage, ob KI den Menschen die Kreativität raubt und dieses Feld für sich beansprucht oder ob sie dem Menschen als Werkzeug sogar mehr Kreativität verleiht. Besonders die Neugierde spielt hier für Schümann eine wesentliche Rolle.
  • Kapitel 11 “Törichte Innovation” beschreibt drei Innovationsgeschichten, die der Autor einer KI nicht zutrauen würde und zeigt so auf, wie Zufall und Kreativität den Menschen zu neuen unverhofften Innovationen geführt hat.
  • Ein abschließender “Kleiner Schlussappell: Die Schönheit der Dämlichkeit” im kurzen Kapitel 12 reflektiert nochmals auf die Geschichten des vorherigen Kapitels und macht Hoffnung, dass Kreativität weiterhin als menschliche Domäne vielleicht auch zukünftig Bestand haben könnte: “… So sind wir Menschen. Unsere Lebensgeschichten scheinen ein ständiger Kampf zwischen Angst und Sehnsucht zu sein, ein ständiges Drängen, etwas schaffen zu wollen und unsere Wege sind gepflastert mit Fehlern, Zufällen und Momenten völliger »Dämlichkeit«. Und manchmal sind die Ergebnisse wunderschöne Innovationen. Lasst es uns als Chance sehen.” (Schümann, 2024, S. 214).

Das Fazit

Schümann gelingt es mit dem Buch, einen guten Überblick über die aktuellen Diskussionen und Erkenntnisse zum Bereich KI in einer kompakten und angenehm lesbaren Form zu bieten. Seine Kapitel sind in weitere kurze und schnell erfassbare Absätze unterteilt, die einem sogar beim Querlesen einen guten Eindruck zum Thema gewähren. Für Experten auf dem Gebiet bietet Schümann nicht viel Neues – das will er aber auch nicht. Ob nun die KI dem Menschen die Domäne der Kreativität rauben wird oder nicht, bleibt auch bei ihm noch offen.

Das Buch sei aus meiner Sicht vor allem Studenten, Führungskräften und Beratern empfohlen, die einen guten allgemeinen Überblick zum Thema benötigen. Auch das Literaturverzeichnis bietet ausreichend Stoff zur Vertiefung. Ich persönlich habe das Buch zügig und schnell gelesen.

Schümann, Nicolai (2024). Gamechanger Künstliche Intelligenz. Haufe: Freiburg.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.