Research Bites: Ambidexterity und Unternehmensperformance

Ambidexterity - Dr. Oliver Mack - xm-instituteAmbidexterity ist heute als gleichzeitige Umsetzung eines Explore und Exploit Modus in der Organisation und Führung in aller Munde. Als Konzept eingängig, sind mir jedoch noch wenige echte konkrete Umsetzungsvorschläge bekannt. Mit diesem Research Bite stelle ich eine Untersuchung vor, die hierfür konkretere Ideen liefern kann.

Quelle:

Boumgarden, P., Nickerson, J., & Zenger, T. R. (2012). Sailing into the wind: Exploring the relationships among ambidexterity, vacillation and organizational performance. Academy of Management Journal, 33(4), 587–610.

Zentrale Forschungsfrage:

Die Forschung ist sich einig, dass nur ein “sowohl, als auch” von Explore und Exploit die Performance und Überlebensfähigkeit eines Unternehmens nachhaltig sicher. Worin sich die Wissenschaft uneinig ist, ist wie dies geschehen kann. Der Beitrag untersucht, ob das Konzept der Ambidexterity oder das Konzept der Vacillation (Schwingung) für eine Umsetzung erfolgsversprechender ist.

Schlüsselergebnisse:

  • Die Performance eines Unternehmens richtet sich nach der Fähigkeit, sowohl Exploration als auch Exploitation gut in der Organisation umzusetzen. Viele Umsetzungsaspekte der beiden Pole Wiedersprechen sich jedoch.
  • Die Literatur liefert derzeit zwei unterschiedliche Konzepte, um das Paradox zu lösen:
    • Organisational Ambidexterity: Schaffung einer Balance zwischen Exploration und Exploitation durch die Schaffung von komplexen hybriden oder dualen Organisationsdesigns.
    • Organisational Vacillation: Zeitlicher und sequenzieller Wechsel zwischen Exploration und Exploitation.
  • Anhand von Fallstudien-Analysen zeigt der Artikel, dass es sich bei den beiden Konzepten nicht um ein entweder-oder, sondern vielmehr um komplementäre Ansätze handelt, deren Kombination für die Steigerung der Unternehmensperformance zielführend ist. Während Vacillation eher im Sinne langfristiger Wellen zu sehen ist, stellt Ambidexterity ein eher kurzfristigeres Konzept dar, das sich innerhalb der Vacillation abspielt.

Praxisrelevante Interpretation und Learnings:

Die Untersuchung liefert in mehrfacher Hinsicht nützliche Aspekte für die Praxis:

  • Die Organisationsmode “Ambidexterity” sollte nicht als alleiniges Lösungskonzept des Explore-Exploit Paradoxons verstanden werden.
  • Es scheint nützlicher, sich der in der Untersuchung verwendeten Segelmetapher zu bedienen:
    • Vacillation kann als Segeln gegen den Wind verstanden werden. Hierzu ist ein intelligentes Kreuzen notwendig, um nicht zu weit vom Kurs abzukommen. In der Organisation sollten organisational Strukturen entsprechend alternierend verändert werden und der informellen Organisation ausreichend Zeit gegeben werden, um sich entsprechend anzupassen.
    • Aber auch während des Kreuzen bedarf es eines Balancieren des Ruders/ Segels um den Kurs halten zu können, was der Ambidexterity entspricht.

Methodik:

Die Untersuchung von Baumgarden et al. nutzt Literaturrecherche und Fallstudien zur Fundierung.

Zitate:

„The leaders of ambidextrous organizations must be able to understand which formal structural decisions facilitate the achievement of an ambidextrous informal organization and when to employ them.“

Boumgarden, P., Nickerson, J., & Zenger, T. R. (2012). Sailing into the wind: Exploring the relationships among ambidexterity, vacillation and organizational performance. Academy of Management Journal, 33(4), 587–610.