Seit COVID-19 hat die Zahl der virtuellen Meetings sprunghaft zu genommen. Und seit die Pandemie-Beschränkungen gefallen, plädieren viele Führungskräfte und Unternehmer wieder zum alten Status-Quo zurückzukehren.

Research Bites - Mimikry Trust Videocalls - xm-institute - Dr. Oliver MackEin Schlüsselargument hierbei ist häufig die Behauptung, dass in Videokonferenzen die persönliche Verbindung fehlt, die man persönlichen Gesprächen und Meetings aufbauen kann. Doch ist dies wirklich der Fall?

Eine aktuelle Studie von Diana Fabiola et al. (2023) hat einen spezifischen Aspekt hierzu näher untersucht: “Verbindung aufbauen” heißt bei Menschen unter anderem, emotionale Ausdrücke zu imitieren (auch Mimikry genannt), was zum Aufbau sozialer Bindungen führt. Gähnt ein Kollege gegenüber am Konferenztisch, habe ich das Gefühl, dass auch ich Gähnen muss. Die Studie untersuchte, wie sich Videocalls auf Mimikry und Vertrauen als eine Form von sozialer Bindung auswirken.

Im Versuchsaufbau wurden hierzu ein vorab aufgenommenes Video, eine Videokonferenz und ein Face2Face Meeting verglichen.

Im Ergebnis haben sich Mimikry und Vertrauen beim Face2Face Meeting und beim Videocall kaum unterschieden; beim vorab aufgezeichneten Video waren sie deutlich geringer. Kratzen und Gähnen als nachgeahmte Verhaltensweisen hatten einen negativen Effekt auf das Vertrauen. Während sich die Ergebnisse zur Nachahmung statistisch als robust erweisen, ist dies beim Vertrauen nicht der Fall, so dass dies mit Vorsicht zu interpretieren ist.

Sind physische Meetings damit überflüssig? Keineswegs. Videocalls ermöglichen zwar Mimikry von bestimmten Gesten, ermöglichen aber nicht das volle Repertoire an sozialer Kontaktaufnahme, wie Körpersprache, Gerüchen und Körperberührung.   

Quelle: 

Diana F, Juárez-Mora OE, Boekel W, Hortensius R, Kret ME. 2023 How video calls affect mimicry and trust during interactions. Phil. Trans. R. Soc. B 378: 20210484. https://doi.org/10.1098/rstb.2021.0484