Virtuelle Zusammenarbeit - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteCOVID hat uns immer noch fest im Griff. Als ich diese Rezension schreibe, ist wieder mal ein Lockdown in Österreich und somit für viele Teams Homeoffice angesagt. Und so gehts in meiner heutigen Buchbesprechung doch passend um ein gerade bei Haufe erschienenes Buch um virtuelle Zusammenarbeit, das von einem Autorensextett geschrieben wurde: Marcus Reinke/Janette Höfer/Victor Neumann/Matthes Waack/ Anna Wörner/Martin Zielinski. Allesamt sind Kolleg:innen im Verein 12 Minutes Me. Die Zusammenarbeit zum Buch fand laut Vorwort ebenso virtuell verteilt statt. 

Doch um was geht es genau? Auf rund 180 Seiten werden Methoden und Tools für besseres Co-Working beschrieben, und da meine Kunden und ich seit nunmehr fast 2 Jahren vor allem online arbeiten, war ich gespannt auf die Erfahrung Anderer. Los gehts… Ach ja: auch dieses Buch hat wieder digitales Zusatzmaterial auf der verlagseigenen Website.

Der Inhalt

Das Buch gliedert sich in 5 Hauptkapitel, wobei Kapitel 1 mit fast 40 Seiten als “Einführung”, Kapitel 5 als “Zusammenfassung und Ausblick” mit knappen 5 Seiten die drei Kernkapitel 2, 3 und 4 einrahmen.

Die Einleitung gibt dem Thema den Rahmen, beschreibt die Verwunderung vieler während der COVID Zeit, wie produktiv Arbeit von zu Hause aus sein kann und es werden die Hauptzielgruppen des Buchs gezielt angesprochen: Freie Mitarbeiter, Personalabteilungen/ Backoffice und Feelgood-Manager:innen sowie Manager:innen in Unternehmen. Auch differenziert die Einleitung zwischen der virtuellen kreativen Zusammenarbeit und dem virtuellen Co-Working. Ebenso arbeiten die Autor:innen heraus, dass es ihnen auch stark um das Thema Kreativität geht und dementsprechend fällt dieses Thema etwas umfangreicher aus und schließt die Einleitung ab.

Kapitel 2 trägt den Titel “Grundlagen für kreatives und virtuelles Arbeiten – Selbstmanagement und Teamdynamiken”. In Unterkapiteln geht es vor allem um folgende Fragen:

  • Was macht eine kreative Person aus?
  • Welche Methoden für ein kreatives Selbstmanagement gibt es? – GTD, ALPEN, Flow-State, wider der Prokrastination, …
  • Welche Anforderungen an einen guten Arbeitsbereich gibt es? Gestaltung, Homeoffice, …
  • Welchen Einfluss hat ein funktionierendes Team auf Kreativität? 5 Dysfunctions, Psychological Safety, EDSO Modell, VOPA+

Wenig Neues an Modellen sich in diesem Kapitel, aber viele konkrete Tipps zur Umsetzung in frischer Art und Weise verpackt!

Im Kapitel 3 “Kreativität und virtuelles Co-Working in Meetings” gehts dann um die Grundlagen der Moderation von Meetings sowie um verschiedene Meeting-Tools für verschiedene Meetingphasen, wie die Eröffnung und den Einstieg (Check-in, Milling, Framework), das Teilen und Diskutieren von Zwischenergebnissen (Fishbowl, Lean Coffee, 1-2-4-All)oder zur Priorisierung, Planung und Abschluss des Meetings (MuSCOW, Mini Specs, Estimation Game, Konsent-Moderation, Check-Outs). Ferner gibts ein Unterkapitel zu Kreativitätsmethoden und Tools speziell für Meetings (Design Thinking, CPS, Positive Psychologie oder Brainstorming/-writing, Mindmapping, Relevanzbaum, Disney-Methode, Osborn Checkliste 6-3-5, Zukunftswerkstatt oder Journaling als Nachbereitung). Etwas exotisch kommt hier das folgende Unterkapitel “Online-Networking” daher,  das unterschiedliche Tools wie Xing, LinkedIn oder Meetup kurz beschreibt. 

Kapitel 4  heißt “Kreativität und virtuelles Co-Working abseits von Meetings (asynchron). Es beschäftigt sich mit Methoden und Tools in verteilten Teams mit den Rubriken Kommunikation, Task- und Projektmanagement, Cloud-Datei Sharing und Informationsmanagement, Kreativität und Office Programme. Neben Grundlagenideen werden unterschiedlichste aktuelle Tools in den Rubriken, wie WhatsApp, MS Teams, Slack, Loom, Notion, Dropbox, Google Drive, Calendly oder mentimeter und einige mehr). Ergänzend gibts Kreativitätsmethoden abseits von Meetings, wie IceBox, Interne Wikis, Daily Inspiration oder Endless Mindmaps.

Kapitel 5 liefert einen abschließende Zusammenfassung und einen kurzen Ausblick. 

Das Fazit   

Mein Fazit für dieses Buch ist gemischt. Einerseits ist es eine schöne Zusammenstellung an vielen Tools und Tipps rund um das Thema Zusammenarbeit und Meetings. So ist es gut für Einsteiger im Bereich unternehmensinterner Meeting-Facilitation geeignet. Doch ganz hat mich das Konzept des Buches nicht überzeugt: Irgendwie spürt man, dass hier 6 Autoren am Werk waren und der Flow fühlt sich für mich ganz persönlich nicht vollständig schlüssig durchdacht an. Auch sind viele Konzepte und Tools aus der klassischen Literatur zu Innovation, Kreativität und Facilitation bekannt und in vielen anderen Büchern zu “Agiler Moderation” ebenso immer wieder zu finden. Doch es gab auch für mich die eine oder andere kleine Perle durchaus zu entdecken. :-) Die Listung technischer Tools umfasst entweder die bereits länger häufig genutzten Standards, oder aber aktuelle Tools, die durch den sich weiter beschleunigenden technischen Fortschritt wohl höchstwahrscheinlich bald überholt sein werden. Vom Titel “Virtuelle Zusammenarbeit” hätte ich mir dann inhaltlich eine noch intensivere Beschäftigung mit der Zusammenarbeit in verteilten Teams und deren äußerst spezifischen Besonderheiten erwartet. So differenziert sich das Buch für mich zu wenig von anderen agilen Moderationshilfen oder Praxisbüchern zu virtuellem Arbeiten. Dennoch stellen, und dies sei hier nochmals herausgestellt, die praxisnahe Darstellung und Aufbereitung der Tools, die umfangreichen Checklisten und Tipps sowie das zum Download bereitgestellte Material, wie Checklisten, Selbstmanagement-Tipps und die Meeting-Cards zum Ausdrucken einen echten Mehrwert für Praktiker und Einsteiger in die virtuelle Moderation und Zusammenarbeit dar.      

Reinke, M./ Höfer, J./ Neumann, V./ Wrack, M./ Wörner, A./ Zielinski, M. (2021). Virtuelle Zusammenarbeit: kreativ und inspirierend: Methoden und Tools für besseres Co-Working. Haufe: Freiburg.