Das Buch und der Autor

TOP Leadership und Safety Management - Herbert Willerth - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDas Buch der heutigen Buchbesprechung ist von einem Autor geschrieben, der mir besonders am Herzen liegt. Herbert Willerth war Vorstand, mein Chef und Mentor während meiner Zeit bei Borealis, während der ich konzernweit unter ihm für das Thema Projektmanagement und Six Sigma Lean verantwortlich war. Es war eine Zeit, in der ich ihn schätzen und von ihm und nicht zuletzt auch von seinem Führungsstil sehr viel lernen durfte.

Herbert Willerth begann seine Karriere als Laborant in der Chemieindustrie und war schließlich 15 Jahre lang im Vorstand von Borealis, einem der weltweit führenden Petrochemie-Unternehmen tätig, bevor er 2014 in den Ruhestand ging. In seiner Zeit bei Borealis trug er maßgeblich zur Implementierung und Durchsetzung der HSE-Standards bei, die bis heute Weltklasse sind. Heute wird er weiterhin national, wie international als Experte geschätzt und unterrichtet an der JKU Linz das Thema „World Class Safety“. Aus meiner eigenen Zeit bei Borealis kann ich bestätigen, dass es Herbert immer ein Anliegen war, gerade besonders dieses Thema ins Zentrum des Handelns zu stellen. Und so war ich auch neugierig auf sein Buch.

Dieses ist 2023 bei Trauter erschienen und befasst sich mit der Notwendigkeit, dass sich Unternehmen und Entscheidungsträger stärker auf Fragen der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz konzentrieren. Nicht nur, um die Gesundheitsrisiken für Arbeiter und Angestellte zu mindern, sondern auch, weil ein nachhaltiger Fokus auf Gesundheit und Sicherheit beweist, dass ein Unternehmen wirklich “exzellent” ist. Das Buch ist als Hardcover ausgeführt und umfasst rund 290 Seiten. Neben einem Inhaltsverzeichnis und Geleitworten von hochkarätigen Weggefährten, wie Mark Garrett, dem ehemaligen CEO von Borealis und Präsident des OMV-Aufsichtsrates, Alfred Stern, dem CEO der OMV AG sowie Prof. Reinhold Lang, dem Institutsleiter für Polymere an der JKU Linz, schließen ein Abkürzungsverzeichnis, ein Literaturverzeichnis sowie ein Werdegang des Autors das Buch ab. Doch steigen wir in die Inhalte ein…

Die Inhalte

Das Buch ist in 11 Kapitel gegliedert, die zwischen 8 und 20 Seiten lang sind und in weitere Unterkapitel gegliedert sind, was aus meiner Sicht die Lesbarkeit erhöht und das Sich-Zurechtfinden im Buch beim Nachschlagen deutlich erleichtert. Neben fachlichen Inhalten beinhaltet fast jedes Kapitel persönliche Erfahrungen des Autors sowie eine Lehrgeschichte in Form eines Mentoring-Dialogs. Schauen wir uns die Kapitel ein wenig genauer an:

  • Kapitel 1 – Die generelle Entwicklung des Gesundheitssystems- und Sicherheitsmanagements: Dieses Kapitel führt, wie der Name schon sagt, in die Historie des Sicherheitsmanagements ein und zeigt Beispiele für die Entwicklung von Sicherheitsmanagementsystemen auf. Es beschreibt die Elemente des Sicherheitsmanagements und die Notwendigkeiten und Kosten von Unfällen.
  • Kapitel 2 – Mein Start: Hier beschreibt der Autor seinen persönlichen Zugang zum Thema, der mit zahlreichen Erfahrungen und Erlebnissen aus seiner beruflichen Laufbahn angereichert ist. Nicht zuletzt ein Schlüsselerlebnis von Herbert Willerth, ein Unfall, der den Tod eines Feuerwehrmanns zur Folge hatte, trug entscheidend dazu bei, dass er sich dem Thema HSE verschrieb. Auch reichert er das Kapitel mit vielen persönlichen Erfahrungen und Gedanken zum Thema gute Führung an, die diesen Teil nicht nur für HSE-Experten interessant machen.
  • Kapitel 3 – Überblick über den Wert und Beitrag eines Mentoring-Prozesses: In diesem Kapitel setzt der Autor seine Gedanken zu gutem Leadership fort, in dem er, wie der Titel bereits beschreibt, die Bedeutung von Mentoring beschreibt und mit einem Beispiel eines Mentoring-Dialogs zwischen dem jungen Manager Peter und seinem Mentor Mark einführt. Dieser wird über die folgenden Kapitel immer wieder fortgesetzt. Dass Herbert Willerth diese Zeilen ernst mein, durfte ich während unserer gemeinsamen Zeit immer wieder erfahren. Trotz seiner Position als stellvertretender Vorstandsvorsitzender fand er immer die notwendige Zeit zur Unterstützung und Entwicklung von mir und anderen KollegInnen.
  • Kapitel 4 – Blick auf verschiedene Formen von Organisationen: Ebenso wie man vielleicht Kapitel 3 nicht in einem Health & Safety Buch erwarten würde, trifft dies ebenso auf Kapitel 4 zu. Hier geht es zunächst um das Thema “High Performance Organisationen”, was dies bedeutet und warum gerade Transparenz und Durchlässigkeit von operativen Problemen bis in hohe Hierarchiestufen hierfür wichtig ist. Und hierbei wird dann auch deutlich, warum Health & Safety so eng mit den Schlüsselthemen von “good leadership”, wie Mentoring, Organisation und Kultur zusammenhängen.
  • Kapitel 5 – Du hast nun den Job – wo fängst Du an? Dieses Kapitel beschreibt nun sehr pragmatisch und ausführlich, wie man als Führungskraft das Thema Health & Safety aus einer Führungsrolle heraus vorantreiben kann und welche Aspekte hierbei wichtig sind. Neben dem “Big picture” und dem Thema Kultur gehts ebenso um Leadership Strukturen und Prozesse, sowie das Thema Training und Ausbildung sowie Messung des Fortschritts. Wichtige Tools, wie die DuPont(tm) Bradley Kurve(tm), das “Swiss-Cheese Model” oder die Verletzungspyramide dürfen nicht fehlen.
  • Kapitel 6 – Nun bist Du ein/e Leader/in – wie kann man erfolgreich werden? Nun werden weitere Aspekte aus Führungssicht vertieft, die für das Vorankommen im Thema wichtig sind. Wichtige grundlegende Praktiken guter Führung werden hier auf das Thema Health & Safety (H&S) bezogen und verdeutlicht, dass gute Führung und eine “world class culture” auch immer das Thema H&S einzahlen.
  • Kapitel 7 – Vergiss niemals, auch an dich selbst zu denken
    Dieses Kapitel bespricht neben weiteren Mitarbeiter-Management- und Führungs-Praktiken vor allem den Aspekt der Selbstführung mit Fragen, was eine Führungskraft motiviert, und antreibt bis hin zum Thema Burnout-Prävention.
  • Kapitel 8 – Betrachtung wichtiger Tools und Prozesse greift nun auf der Ebene des H&S Managements konkrete Praktiken heraus und beschreibt diese detaillierter. Dabei sind Themen, wie die “Observation-Tour”, “Inspection Tour”, “Take 2”, “Near Miss Meldesystem”, “Bow-Tie-Analyse”, wie auch “High Dynamic Change oder “integrierte HSE&Q-Ausschüsse”.
  • Kapitel 9 – Unconscious Bias in Safety hebt die Bedeutung von Biases im Rahmen des H&S Managements als Spezialthema heraus.
  • Kapitel 10 – Aus Desastern lernen wiederum beschreibt zahlreiche bekannte oder weniger bekannte Beispiele und Fallstudien von Unfällen und was sich hieraus lernen lässt.
  • Im Kapitel 11 – Sicherheit beim Radfahren – Verletzungsrisiko reduzieren geht der Autor anhand eines Beispiels und nachfolgender systematischer Analyse und Diskussion auf wohl ein für ihn wichtiges Herzensthema ein: Die Sicherheit und das Helmtragen beim Radfahren. Scheint es zunächst thematisch nicht in den professionellen Businesskontext zu passen, macht es schnell deutlich, dass es hier um mehr geht als um dieses Thema selbst. So adressiert Willerth auch hier abschließend noch einmal die Bedeutung wichtiger Aspekte des Sicherheitsmanagements und der Haltung, die zu diesem Thema als Führungskraft und generell als Mensch gleichermaßen notwendig ist.

Das Fazit

Das Thema des Buches ist ein äußerst wichtiges: Millionen von Arbeitstagen gehen jährlich durch Unsicherheit und Verletzungen am Arbeitsplatz verloren. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Knappheit an Arbeitskräften ein nicht zu unterschätzendes Thema. Herbert Willerth hat mit seinen über 40 Jahren Führungserfahrung bis hin an die Konzernspitze globaler Unternehmen die Expertise, das Thema deutlich breiter zu beleuchten, als es ein reines Fachbuch zum Thema Safety zu tun vermag. Und daher geht es in diesem Buch zwar auch, aber nicht nur um die wichtigsten Konzepte des Sicherheitsmanagements. Es geht viel um die Frage nach der Verantwortung aller Führungskräfte in einer Organisation zu diesem Thema. Hier gelingt es Willerth in charmanter Weise durch einen Mix an eigenen geschilderten Erfahrungen, einem fiktiven Mentoring-Beispiel und einer breiten Sichtweise das Auge genau auf diesen, für den Erfolg von Sicherheitsmanagement entscheidenden Punkt zu lenken, ohne den Zeigefinger dabei zu heben. Vielmehr stellt er das Safety Management als ein wesentliches Führungs-Tool dar, das auf allen Ebenen als Fundament der täglichen Führungsarbeit ebenso genutzt werden kann, wie auch als Basis eines umfassenden Kultur- und Organisationswandels. So motiviert er mit seinem Buch gerade junge Führungskräfte, das Thema Sicherheitsmanagement als Standbein, Grundlage und Philosophie des eigenen Führungshandelns aktiv aufzugreifen und zu nutzen. Ebenso wird im Buch einerseits das persönliche Herzblut von Herbert Willerth zu diesem Thema und andererseits auch seine Freude am Führen von Menschen deutlich und lebendig, die auch ich bei ihm in unserer gemeinsamen Zusammenarbeit immer erleben durfte. Das Buch geht damit weit über die Anwendung im universitären Bereich hinaus und stellt so auch für junge, aber auch erfahrenere Führungskräfte und Berater im Umfeld von Industrieunternehmen auch ohne bisherigen Safety-Bezug ein sehr lesenswertes Werk dar. Mir hat das Buch sehr gefallen und ich wünsche ihm eine breite LeserInnenschaft, die weit über die zugehörige Lehrveranstaltung von ihm an der Universität Linz hinausgeht. Das Buch und das, was Herbert Willerth als TOP Führungskraft und Mensch hier zu sagen hat, haben es verdient.

Willerth, Herbert. (2023). TOP Leadership und Safety Management. Trautner Verlag: Linz.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.