Das Buch und der Autor

Creative Acts - Sarah Stein Greenberg - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDieses Buch ist die deutsche Übersetzung des fast gleichnamigen Buches “Creative Acts for Curious People” aus 2021 und ist kürzlich im Vahlen Verlag erschienen. Das Format und der Satz entsprechen dem der Originalausgabe, was den bunten und fröhlichen Charakter des Buches erhält und bei Übersetzungen nicht immer gegeben ist.

Das Buch ist aus der Reihe der d.school der Standford University – dem Hasso-Plattner-Institute of Design der Stanford Business School, das bereits 2005 gegründet wurde und weit über die Grenzen der USA bekannt ist. Tausend Studierende aller Fachrichtungen sowie Führungskräfte nehmen an den Workshops und Kursen und Programmen jährlich teil. Ich selbst hatte die Gelegenheit, bei einer Learning Journey ins Silicon Valley einmal die d.school kennenzulernen und war begeistert vom Spirit, den Methoden und Personen, die ich dort kennenlernen durfte. Da ich bereits die englische Ausgabe in 2021 gekauft habe, freue ich mich, heute die deutsche Version vorzustellen.

Die Autorin des Buchs, Sarah Stein Greenberg ist Executive Director der d.school. David M. Kelley, Design-Ikone von IDEO, der bereits seit 30 Jahren an der Stanford University tätig ist, lobt Sarah in seinem Vorwort in höchsten Tönen und macht so neugierig auf die Übungen von ihr zum Thema Kreativität, die sich in diesem Buch finden. Das Buch trägt den Untertitel “Wie sie auf unkonventionelle und überraschende Weise denken, gestalten und führen. Das Buch umfasst knapp 300 Seiten, ist ein Paperback und wie bereits erwähnt in einem größeren quadratischen Sonderformat wie das Original. 

Die Inhalte

Neben einem Inhaltsverzeichnis und einem Stichwortverzeichnis liefert das Buch vor allem zahlreiche “Übungen” der d.school, die den Hauptteil des Buches ausmachen. Sie folgen lt. Stein Greenberg dem Bogen, wie man ihn auch an der d.cshool durchlaufen würde und bereits in der Einleitung weist sie darauf hin, dass einige Übungen vielleicht ein wenig sonderbar anmuten könnten, hätte man nicht im Hinterkopf, dass es bei Kreativität gerade darum geht, aus den eigenen Gedanken in Richtung Kreativität auf- und auszubrechen.

Das Inhaltsverzeichnis zeigt zunächst 81 verschiedene Übungen und Methoden, die durchnummeriert aufgelistet sind. Unterbrochen werden sie von Hauptkapitel-Überschriften (denen bereits 17 Übungen vorangestellt sind): 

  • Vom Nicht-Wissen zum Wissen, 
  • Den Blick weiten, 
  • Lernen mit Gefühl(en), 
  • Produktiver Umgang mit Denkhürden, 
  • Die Teile zusammenfügen.

Diese Kapitelüberschriften, in die jeweils auf 2 Seiten eingeführt wird, stellen, wie wir später sehen werden jedoch nur einen losen Rahmen für die Übungen dar. Es geht vielmehr darum, seinen ganz eigenen, individuellen Weg durch das Buch zu finden. 

Das Buch startet sodann mit einer Fallstudie von vier Studenten, die einen Kurs an der d.school absolvierten und hierbei zur Lösung einer konkreten Aufgabe nach Indien fliegen mussten. Ihre Geschichte wird in Form eines Comics erzählt. Dann werden mögliche Pfade durchs Buch vorgestellt und die Übungen in einem 6-seitigen Überblick zu verschiedenen Clustern gruppiert:

  • Die Welt mit anderen Augen sehen: Die eigene Aufmerksamkeit schulen, das Verborgene sichtbar machen und hinter das Offensichtliche blicken.
  • Erfolgreich zusammenarbeiten: Vertrauen aufbauen, Mut finden, Energie und Freude verspüren.
  • Erkenntnisse verarbeiten: Kritisch denken, Verbindungen erkennen, Informationen auswerten und Hypothesen aufstellen.
  • Ideen entwickeln: In neue Richtungen denken und der Fantasie freien Lauf lassen.
  • Dinge bauen: Vage Ideen konkretisieren und mit Objekten denken.
  • Eine spannende Geschichte erzählen: Zum Kern einer Idee vordringen und diese diesen anderen vermitteln.
  • Die eigenen Arbeiten präsentieren: Die persönliche Urteilskraft schulen und Feedback einholen, um besser zu werden.
  • Sich den eigenen Lernprozess bewusst machen: Veränderungen im eigenen Denken, Können und Handeln erkennen und reflektieren.
  • Die eigene Stimme finden: Sich inspirieren lassen, Leidenschaft entwickeln und seinen Standpunkt definieren.
  • Nach draußen gehen und Entdeckungen machen: Die eigenen Sinne erweitern und ausgetretene Pfade verlassen.
  • Einen Gang höher schalten: Sich gedanklich frei machen und Dinge ausprobieren, bevor man dazu bereit ist.
  • Das Tempo drosseln und sich fokussieren: Sich in Geduld üben und sich den Raum geben, um bestmögliche Arbeit zu leisten.
  • Spass haben: Ausgelassen sein und spielerisch arbeiten.
  • Mehr Gerechtigkeit wagen: Achtsam sein, Demut üben, Vorurteile abbauen und ethisch handeln.
  • In die Zukunft blicken: Sich das große Ganze vorstellen, Annahmen hinterfragen und die Folgen der eigenen Arbeit berücksichtigen.
  • Ein ganzes Projekt meistern: Souveräner werden und ein höheres Kompetenzlevel erreichen.

Jedem Cluster sind nun wieder zahlreiche Übungen aus dem Buch zugeordnet, die jeweils mit einer Nummer gekennzeichnet sind und sie stellen so einen weiteren möglichen Pfad durch das Buch dar. Jeder Übung wiederum ist auf 2-4 Seiten dargestellt. Ihr sind die jeweiligen Ideengeber vorangestellt und sie folgen einem einheitlichen Muster: Ein “So geht’s” Teil, der das Vorgehen zur Übung näher beschreibt, ist immer zwischen einer Einleitung, die Idee und Zweck der Übung einführt sowie einem kurzen Debriefing, das nochmals über die Übung reflektiert, eingebettet. 

Doch um welche Übungen handelt es sich? Das können ganz einfache Dinge zur Selbstentwicklung sein, wie z.B. etwas zu zeichnen, das man vor sich sieht, ohne aufs Papier zu schauen, oder Menschen auf der Strasse in verschiedener Art und Weise anzusprechen. Aber auch “Grundlagen der Gesprächsführung”, “Schere-Stein-Papier-Challenge”, “Stakeholder Mapping” oder “Kritik üben wie ein Marsianer”. 

Zum Abschluss findet sich noch eine Design Challenge, bei der in einem systematischen Prozess einerseits die eine oder andere Methode angewendet werden kann, andererseits einmal ein Design Thinking Experiment gestartet werden kann. Und so viel sei verraten: Es handelt sich NICHT um die IDEO oder d.school Portemonnaie-Aufgabe. 

Das Fazit

Auch wenn es bereits zahlreiche Bücher mit Tools, Übungen und Methoden zum Thema Design Thinking gibt, lohnt sich meines Erachtens ein Blick in dieses Werk. Auch wenn oder gerade, weil die Übungen nur grob strukturiert sind und viele Überschriften nicht selbstsprechend, kann man immer wieder aufs Neue auf Entdeckungsreise gehen – und man findet neben einigen vielleicht bekannten Übungen immer wieder was Neues. Und so geht das Werk weit über ein reines Methodenbuch hinaus und bietet zahlreiche Lernerfahrungen. Das Buch richtet sich aus meiner Sicht dabei nicht nur an Design Trinker und Kreative, sondern gerade auch an Führungskräfte, egal ob neu im Job oder bereits sehr erfahren, die nach mehr Mut und Kreativität streben. Auch Berater*innen die die eine oder andere Übung für ihre Workshops finden, werden sicherlich hie und da fündig. Die Übersetzung ist gut gelungen und das aus dem Original erhalten gebliebene Layout und Design des Buches machen ebenfalls Freude. Wer sich also etwas mehr Kreativität zutrauen möchte, sollte mal reinschauen. Ein kleiner Wermutstropfen: Die deutsche Übersetzung ist leider wie so häufig ein wenig teurer als das englische Original.

Stein Greenberg, Sarah. 2023. Creative Acts. Vahlen: München.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.