Die Autorin und das Buch

Smart Learning Design Sirkka Freigang - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteIm heutigen Buch dreht sich alles ums Lernen. Wie sehr der Autorin Sirkka Freigang das Thema am Herzen liegt, beschreibt sie intensiv und sehr persönlich in den ersten Kapiteln ihres Buches. Nach einer nicht einfachen Kindheit, die ihren Ehrgeiz für Veränderung und das Interesse an Erwachsenenbildung sowie die Freude am eigenen Lernen hat sie veranlasst, sich seit nunmehr 20 Jahren intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Inzwischen ist sie nach verschiedenen Stationen in Wissenschaft und Industrie Global Head of Smart Learning bei der rooom AG, einem Unternehmen, das Lösungen für 3D Welten in AR, VR und dem Metaverse entwickelt und anbietet. 

Und so handelt ihr Buch “Smart Learning Design” wie der Untertitel verrät von “Methoden und Tools für den Einsatz innovativer Lernkonzepte in Unternehmen”. Was dies genau bedeutet, werden wir später sehen.

Das Buch selbst ist bei Haufe als Paperback erschienen, hat rund 215 Seiten und ist auf Haufes myBook+ Plattform auch digital zu lesen. Es gliedert sich in vier Kapitel und beinhaltet daneben ein Abkürzungs-, Literatur- und Stichwortverzeichnis. Doch steigen wir gleich in die Inhalte ein…

Die Inhalte

Kapitel 1 – Check-in: 

Nach dem Vorwort, in dem sich die Autorin selbst als Person kurz vorstellt, gehts auf den ersten gut 10 Seiten vor allem um die Hintergründe und die Nutzung des Buchs. So wird auf den ersten Seiten gleich deutlich, dass das Buch nicht nur die Inhalte zum Thema Smart Learning Design aufgreift, sondern selbst eine andere Art des Vermittlers anstrebt. So gibt es auf vielen Seiten QR-Codes, die mit dem Smartphone gescannt werden können, um dann weitere Informationen zu erhalten. Auch gibt es über einen QR Code einen 3D Avatar von Sirkka Freigang zu sehen, der durch die Kapitel führt. Sie nennt dies “Magic Book Experience”. Als Ziel des Buchs führ Freigang an: “Ziel des Buches ist es, die Bildungspraxis in Deutschland auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse besser zu machen. Hierfür werden Befunde aus der Lehr- und Lernforschung mit technischen Innovationen sowie mit Methoden und Gestaltungspraktiken des Design kombiniert.” (Freigang, 2023, S. 23) Abschließend werden die einzelnen Teile des Buches, sowie eine Online-Community zum Buch auf LinkedIn näher vorgestellt.

Kapitel 2 – Grundlagen: 

Dieser Teil versucht dem Leser die Grundlagen zu Smart Learning Environments (SLEs) zu vermitteln. Hierzu gehts im ersten Unterkapitel zunächst um die Frage, was SME’s aus wissenschaftlicher Sicht denn sind, welche Ziele und Visionen sie verfolgen  und wie sie sich definieren lassen. Hierzu stellt die Autorin unterschiedliche Komponenten und Aspekte vor, bevor sie vertiefend auf den aktuellen Forschungsstand eingeht. Dabei werden technische Perspektiven und Frameworks ebenso behandelt, wie aktuelle Möglichkeiten und Diskussionen rund um das Thema. FĂĽr Einsteiger, die sich zum ersten mal mit dem Thema beschäftigen und nicht aus Pädagogik oder Lernforschung stammen, etwas “MĂĽsli” (da muss man schon ein wenig dran kauen – keine leichte Kost) gleich zu Beginn. Zum GlĂĽck gibts am Ende die Zusammenfassung, die auf wichtige Aspekte fokussiert. SLEs sind Lernumgebungen, die nach das Individuum beim Lernen in den Mittelpunkt stellen und Lernen so mit Hilfe technologischer Möglichkeiten das Lernerleben effizienter, effektiver und ansprechender machen. (Freigang, 2023, S. 67)

Das zweite Unterkapitel stellt die Frage, was denn nun gutes Lernen auszeichnet. Hierzu wird wieder auf verschiedene Theorien und Studien Bezug genommen. Es geht um Arbeitsplatzbezogenheit, Selbststeuerung, Kontext und physischem Raum. Aber auch um die Frage nach dem virtuellen Raum, hier als Metaverse bezeichnet. Hier stellt die Autorin zur Konkretisierung auch Projektbeispiele aus dem Unternehmen room vor, für das sie tätig ist. Abschließend geht Freigang auf das Thema Design in diesem Zusammenhang an und liefert einige Ideen und Empfehlungen zu praktischen didaktischen Gestaltungsmöglichkeiten.

Kapitel 3 – Smart Learning Design:

In diesem Kapitel verspricht Freigang nun nach dem theoretischen Vorspann mehr Praxis. Idee ist es, konkrete Hinweise für Learning Professionals zu geben, wie Smart Learning konkret gestaltet werden kann. Im ersten Unterkapitel stellt die Autorin als zentrale Methode das geschützte HoLEX(r) Framework vor, das sie im Rahmen ihrer Dissertation entwickelt hat. Es besteht aus integrierten Aspekten verschiedener theoretischer Frameworks und eigenen Gedanken. Für nicht-kommerzielle Zwecke ist das Framework unter einer CC Lizenz frei verfügbar und die Templates stehen auf der Website der Autorin zum Download zur Verfügung. Weiters bietet die Autorin ergänzend Workshopspiele und Methoden an, die in Workshops zum Thema Gestaltung von Lernumgebungen nützlich sein könnten. Als letztes gibts noch Konzepte und Methoden zur Co-Creation, wie Community, Barcamp, Playground oder Designsprint.  

Kapitel 4 – Check-out:

Das Buch endet mit einem kurzen Schlusswort und Danksagungen. 

Das Fazit

Bei Sirkka Freigangs Buch handelt es sich um ein Werk zu einem wichtigen Thema, nämlich der Fragestellung, wie das Lernen der Zukunft mit Hilfe neuer Technologien besser, im Sinne von effizienter, wirksamer und ansprechender gestaltet werden kann. Schön finde ich am Buch auch die Idee, neue Formate direkt im Buch oder darĂĽber hinaus erlebbar zu machen. Sirkka Freigangs persönlicher Avatar, der durchs Buch fĂĽhrt und hierfĂĽr als virtuelle Figur auf dem eigenen Schreibtisch platziert werden kann, ist ein schönes Beispiel dafĂĽr. So werden neue Technologien auch fĂĽr die greifbar, die sie noch in ferner Zukunft vermuten. (Anmerkung: Ich hatte zunächst Probleme mit der Anzeige, doch nach einer kurzen Nachricht auf LinkedIn hat Sirkka Freigang sofort persönlich unterstĂĽtzt. Wow – danke fĂĽr den super Service!). Auch andere QR-Codes, die auf weitere und vertiefende Quellen verweisen, sind ein klarer Pluspunkt des Buches. So bleibt das Buch kompakt und diejenigen, die vertiefen wollen, kommen dennoch auf ihre Kosten. Doch die QR-Codes haben auch Nachteile: Gerade wenn man wie ich nicht komplett am Smartphone arbeitet, sondern am Desktop oder Laptop, bedarf es immer wieder des Transfers des QR Codes oder des dahinter liegenden Links auf den Laptop. Smarter hätte ich gefunden, ergänzend auch einen Shortlink unter jedem Barcode zum Eintippen anzubieten. Hinter einigen QR Codes finden sich auch “Infografiken”, die das Gesagte im Buch nochmals kompakter zusammenfassen. Diese hätten aus meiner Sicht in der einen oder anderen Form auch im Buch direkt geholfen, die Orientierung zu behalten. Auch die Struktur des Buchs war fĂĽr mich nicht immer eingängig. So wirkt das Kapitel 3 mit nur einem Unterkapitel 3.1 fĂĽr mich etwas unfertig. 

Das Buch versucht den Spagat, einerseits auf einer Dissertation aufzubauen und theoriefundiert zu sein, andererseits aber für die Praktiker ausreichend Hilfestellung zu bieten. Wie gut dies gelingt, mag jeder Leser selbst entscheiden. Für mich hat es gut gepasst, da Kapitel 2 überwiegend sehr theorielastig und mit wenig Praxisbezug daherkommt, während Kapitel 3 vorrangig praxisnah gestaltet ist. Eine echte Integration beider Teile oder auch eine vollständige Separation ist m.E. nicht perfekt gelungen. Hierfür finden sich im Theorieteil immer wieder sehr gute Umsetzungsbeispiele, wie der Merge Cube oder virtuelle rooom Welten, die dem Praxisteil gut getan hätten und den Theorieteil kompakter gehalten und verkürzt hätten.    

Im Praktiker-Teil findet sich dann das sehr spezifische Analyse-Framework “HoLEX(r)” der Autorin in CC Lizenz, allerdings mit der Einschränkung, dass es im kommerziellen Alltag nicht frei verwendet werden kann, im nicht-kommerziellen Bereich jedoch die Nutzungsanlässe wohl sehr beschränkt sein werden. Positiv im Praktikerteil fallen die zahlreichen ergänzenden Methoden und Spiele auf, die für alle Workshop-Enthusiasten auch die eine oder andere neue Idee beinhalten und so zeigen, dass die Autorin, wenn es um praktische Workshop- und Lerndesigns geht, so einiges an Kompetenz, Kreativität und Erfahrung hat. Und so blitzen hier einige Smarte Lernideen auf, von denen ich gerne in einer strukturierten Form mehr gehabt hätte.

Alles in allem gerade vor dem Hintergrund der neuen Apple Vision Pro und der damit verbundenen Verbesserung des Visual Computings sicherlich in Buch in einem Themenfeld, das zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen wird und erste Ideen aufblitzen lässt, wo die Reise hingehen kann. Und so hätte ich mir gewünscht, vielleicht die Möglichkeiten, die die nahe Zukunft bietet, vor allem im Bezug auf die konkrete Praxis, noch breiter als im Buch geschehen dargestellt zu bekommen. Wer ein Buch sucht, um in die Materie von Smart Learning Environments und Smart Learning Design theoretisch wie praktisch einzusteigen, ist mit Sirkka Freigangs Buch gut aufgehoben. Es bietet Forschenden ersten Ideen für die weitere Theorierecherche und Praktikern erste Bilder vor dem Hintergrund von 3D Welten im Metaverse ebenso, wie erste Ideen zur smarteren Gestaltung analoger wie hybrider Lernkontexte. Und so wird der Designprozess selbst zum Experimentierobjekt des Smart Learning.

Freigang, Sirkka (2023). Smart Learning Design. Haufe: Freiburg. (Amazon Affiliate Link)

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Freigang, Sirkka (2023). Smart Learning Design. Haufe: Freiburg. (Amazon Affiliate Link)

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur VerfĂĽgung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.