Das Buch und der Autor

Pukall - Selbstorganisation im Team - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteSelbstZum heutigen und noch immer sehr aktuellen Thema „Selbstorganisation im Team“ wurden schon ein paar Bücher geschrieben. Umso neugieriger war ich auf dieses Werk, das mit seinen knapp 460 Seiten sehr umfangreich daher kommt und kürzlich bei Vahlen Versus erschienen ist.

Der Autor, Kai-Marian Pukall ist studierter Informatiker und war dann zunächst in der Softwareentwicklung und als SCRUM Master unterwegs, bevor er drei Jahre als Agile Coach bei der DB Systel GmbH unterwegs war. Seit 2021 ist er bei einer Unternehmensberatung als weiterhin als Agile Coach aktiv. Er begleitet agile Transformationen und selbstorganisierte Teams. Und so steigen wir auch gleich in die Inhalte des Buches ein.

Die Inhalte

Das Buch gliedert sich in 8 Hauptkapitel mit je 2-8 Unterkapiteln. Das Inhaltsverzeichnis ist knapp aber dafür übersichtlich gehalten, was hilft, sich auch einmal zu einem späteren Zeitpunkt schnell beim Nachschlagen zurechtzufinden. Am Ende des Buches findet sich hierzu ferner ein Stichwortverzeichnis und ein Literaturverzeichnis, in dem Quellen und weiterführende Literatur bereitgestellt wird. Jedes der Hauptkapitel startet mit dem jeweiligen Kapitelinhaltsverzeichnis in dem die Themen noch tiefer als im Inhaltsverzeichnis untergliedert werden. Doch steigen wir in die einzelnen Kapitel ein:

Einleitung – Den Hauptkapiteln ist eine Einleitung vorangestellt, in der Pukall die Leser*innen zum Thema hinführt und drei Schlüsselerfahrungen weitergibt (Pukall, 2023, S. 2):

  • „Erfolgreiche Zusammenarbeit eines Teams ist zu wichtig, um sie alleine in der Verantwortung der Teamleitung zu belassen.“
  • „Es gibt viel Literatur, die von nur wenigen gelesen wird.“
  • „Tieferes Verständnis ist der Schlüssel zu zielgerichteter Teamentwicklung.“

Auf dieser Basis hat er das Buch zusammengestellt, das umfangreiche Theorie beinhaltet, ohne dabei praxisfern zu sein, wie wir im weiteren sehen werden.

Kapitel 1 – Hilfreiche Grundlagen: In diesem Einstiegskapitel setzt der Autor den Rahmen für das weitere Buch. Auf rund 40 Seiten beschreibt er zunächst den Begriff des Teams und grenzt sie von anderen Formen, wie Arbeitsgruppen ab. Dann geht er auf den Begriff der Selbstorganisation näher ein und untersucht Formen, Voraussetzungen und Wesensmerkmale von (selbstorganisierten) Teams. Weitere Grundbegriffe wie Menschenbilder, Komplexitätsbegriff, Freiwilligkeit und Limjnalität runden diese Einführung ab. Hierbei werden auf wesentliche Standardquellen zu den Themen Bezug genommen, ohne theoretisch zu sein.

Kapitel 2 – Ein Team gründen: Dieses Kapitel beschäftigt sich auf rund 15 Seiten mit dem Entstehen von Teams, deren Zweck, Größe, der Auswahl von Teammitgliedern und dem erfolgreichen Start von neuen Teams.

Kapitel 3 – Elementare Teamstrukturen: Auf 30 Seiten gehts im nächsten Schritt um die Vertiefung erster wichtigen Fragen zur Organisation im Team. Was ist konkret die gemeinsame Aufgabe? Wie kann diese im Team organisiert und Arbeit verteilt werden und wie kann die Kommunikation im Team koordiniert werden. Den Rahmen hierzu stellt die agile Arbeitsmethodik mit Eingangspipeline, Boards und Meetingstrukturen, wie Planning, Review oder Retro. Weiter gehts mit Methoden zur Entscheidungsfindung im Team, was gerade bei höherem Selbstorganisationsgrad an Bedeutung gewinnt. Auch Prinzipien und Spielregeln im Team werden mit konkreten Umsetzungsvorschlägen behandelt. Abschließend erfolgt noch die Betrachtung der Einbettung des Teams in seine Umwelt und die Frage, wie beispielsweise eine Wertstromanalyse oder Umweltanalyse hierbei helfen können.

Kapitel 4 – Konstruktives Miteinander widmet sich auf knapp 70 Seiten den Aspekten der Kommunikation, Interaktion, Motivation, Vertrauens und möglichen Konflikten im Miteinander eines Teams. Hierbei werden nicht nur klassische Modelle, wie die 4 Seiten einer Botschaft von Schulz von Thun herangezogen, sondern auch unbekanntere aber sehr nützliche Ansätze, wie z.B. die Promise Theory von Mark Burgess und Jan Bergstra, um das Thema Verbindlichkeit im Team tiefer zu untersuchen. Auch hier finden sich wieder nicht nur theoretische Konstrukte, sondern handfeste praktische Hinweise für die Anwendung in Teams.

Kapitel 5 – Produktiver Teamalltag beschreibt auf 140 Seiten verschiedene Aspekte der Aufgabenerfüllung im Team. Das Spektrum reicht hier von der Frage der Zieldefinition und Arbeitsplanung über eine vertiefende Betrachtung der Gestaltung und Durchführung von produktiven Meetings bis hin zur Weiterentwicklung des Teams und seiner Mitglieder. Aber auch personelle Änderungen im Team, die teamübergreifende Zusammenarbeit sowie die Arbeit in verteilten und internationalen Teams wird hier behandelt. Abschließend erfolgt eine kurze Beleuchtung wichtiger Aspekte von Teamfinanzen.

Kapitel 6 – Führung in Selbstorganisierten Teams beschäftigt sich dann speziell mit der Frage, wie ohne Führungsperson Teams dennoch Führung leben können. Auf rund 50 Seiten bespricht Pukall verschiedenste Führungsaspekte. Er startet mit der grundsätzlichen Frage, was Führung eigentlich bedeutet und wie verteilte Führung grundsätzlich gestaltet sein kann. Dann behandelt er unterschiedliche Rollen und deren Aufgabe in der Führung, wie das Teammitglied, die Teamleitung oder die Kunden und Stakeholder. Abschließend geht er auf die Nützlichkeit externer Beratung und Teamcoaching sowie knapp auf Teams auf höheren Führungsebenen ein.

Im vorletzten Kapitel 7 – Herausforderungen und Problemlösungen geht der Autor auf häufige Probleme und Herausforderungen von Teams ein. Dabei startet er auf 20 Seiten zunächst mit generellen Grundsätzen udn Herangehensweisen und Grundsätzen zu Problemen und deren Lösung um dann auf rund 10 Seiten fünf spezifische häufige Szenarien anzusprechen, wie beispielsweise Pseudoteams, Druck von Außen, als problematisch empfundene KollegInnen etc. 

Kapitel 8 – Ein Team auflösen behandelt auf rund 4 Seiten sehr knapp die Beendigung von Teams.

In einem 5 seidigen Abschlusskapitel fasst Pukall nochmals seine Betrachtungen des Buches in knappen 8 Prinzipien für selbstorganisierte Teams zusammen.

Das Fazit

Obwohl es bereits zahlreiche Bücher zum Thema selbstorganisierter Teams gibt, gefiel mir dieses Buch außerordentlich gut. Es verbindet in schöner Art und Weise theoretische Fundierung mit praxisnahen Tipps und Ideen und ich denke sogar, dass es das Zeug zum Standardwerk für die Ausbildung und Praxis haben kann. Es betrachtet alle relevanten Aspekte von (selbstorganisierten) Teams und ist in einer flüssig und leicht lesbaren Art und Weise geschrieben. Der Text wird immer wieder durch unterstützende Skizzen und Textboxen mit der Überschrift „Wie kann das Team das anwenden?“ unterbrochen. Trotz des Umfangs mit 450 Seiten kann man sich aufgrund der klaren Struktur einzelne Aspekte herausgreifen, ohne dass hier tief auf Vorkapitel aufgebaut wird. Man findet im Buch zwar auch viel Altbekanntes, aber auch das eine oder andere weniger Bekannte, so dass auch erfahrenen SO TeamexpertInnen nicht alles bekannt vorkommen dürfte. 

Alles in allem aus meiner Sicht daher wieder einmal eine uneingeschränkte Leseempfehlung. 

Pukall, Kai-Marian (2023). Selbstorganisation im Team. Vahlen: München.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.