Das Buch und die Autor*innen

New Work Playbook - Dämon - Eversloh - Sauberschwarz - Weiß - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDas heutige Buch “New Work Playbook” trägt den Untertitel “Die 7×7 Methodik – Mit sanfter Veränderung zu Radikaler Verbesserung” kommt im modernen paperback Querformat daher und ist kürzlich im Vahlen Verlag erschienen. Das Autorenteam setzt sich aus Berater*Innen mit unterschiedlichem Hintergrund und Schwerpunkten zusammen. Die Autoren Sauberschwarz und Weiß haben bereits gemeinsam ein Buch zum Thema Innovation veröffentlicht (Das Comeback der Konzerne, 2018), Eversloh zum Thema New Work.

Laut Klappentext wollen die Autor*innen eine “Schritt-für-Schritt- Anleitung zu mehr Unternehmenserfolg und Mitarbeiterzufriedenheit” liefern. Hierzu bieten sie mehr als 15 Erfolgsbeispiele aus der Praxis, 36 konkret einsetzbare Tools und eine “wissenschaftlich fundierte und praxiserprobte 7×7 Methodik”, durch die sie über 7 Schritte “durch die 7 möglichen Handlungsfelder von New Work” führen und so die Anliegen von Mitarbeitenden und Management zusammenbringen (Dämon et al., 2022). Das Buch umfasst rund 240 Seiten und ist schön mehrfarbig aufbereitet. Die vier Teile sind mit vier Farben in dunkelorange, blau, grün und rot gekennzeichnet. So wird auch gleich deutlich, dass der Grüne Teil (der Prozess und die Tools) weit über die Hälfte des Buches einnimmt. Neben dem Inhaltsverzeichnis gibts noch ein fünfseitiges Quellen- und Literaturverzeichnis. Doch der Reihe nach. Steigen wir etwas tiefer in die Struktur und Inhalte ein.

Die Inhalte

Nach einem Vorwort von Prof. Jutta Rump und einer Einleitung des Autor*innen-Teams gehts in Kapitel 1 um die Frage “What the F$%& is New Work?”. Auf rund 20 Seiten wird New Work als einer der drei Megatrends neben demographischem Wandel und wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein verortet, die Unzufriedenheit vieler Mitarbeitenden trotz hoher Investitionen bemängelt und die Notwendigkeit und Herausforderung von New Work näher dargestellt. So geht es nach dem Autor*innenteam vor allem um eine Verbindung des Nutzens zum Wohle des Managements und der Mitarbeitenden und auf die hohe Kontextabhängigkeit von new Work Konzepten hingewiesen. Beispiele sollen deutlich machen, dass es ein “one fits all” in diesem Feld nicht geben kann. Hieraus leiten die Autor*innen ab, dass nur eine gemeinsame Entwicklung der Arbeit im Unternehmen zwischen Management und Mitarbeitenden zum Ziel führen kann und wollen in den folgenden Kapiteln ihr Schritt-für-Schritt-Voegehen hierzu vorstellen.

Kapitel 2 ist mit “Happy to Perform” überschrieben. Die Autor*innen leiten hierzu mit einer Studie von Hamm & Köhler ein, die verschiedene Faktoren beschreiben, die Berufstätigen unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildung, Beruf und Position im Unternehmen wichtig scheinen und differenzieren zwischen Begeisterungs- und Hygienefaktoren. Sie schwenken dann auf eine weitere Studie zum Thema Mitarbeitendenzufriedenheit, die sieben Dimensionen identifiziert, die für die Mitarbeitendenzufriedenheit und das Leistungspotenzial entscheidende seinen:  (Dämon et al., 2022, 46f.):

  1. (Positive) Führungs- und Unternehmenskultur
  2. (Agile) Zusammenarbeit
  3. (Selbstständiges) Arbeiten
  4. (Persönliche) Entwicklungsmöglichkeiten
  5. (Individuelle) Flexibilität
  6. (Flexible) Work-Life-Balance
  7. (Intrinsische) Motivation

Diese Faktoren werden dann jeweils auf einer Seite näher erläutert und dann mit einem oder mehreren Best Practice Beispielen aus der Industrie hinterlegt, denen ergänzend das Zitat eines oder einer Verantwortlichen aus dem Unternehmen hinzugefügt ist. Die Beispiele sollen verdeutlichen, wie vielfältig das Thema New Work sein kann. Das 7er Raster soll so auch als Audit-Tool verwendet werden, um Schwerpunktthemen im eigenen Unternehmen in Form eines Soll-Ist-Vergleichs zu identifizieren und so die Aktivitäten fokussieren.  

Im umfangreichsten grünen Kapitel des Buchs, Kapitel 3 “Play. Work. Sleep. Repeat.” Geht es dann um die vorgeschlagene 7×7 Methodik mit den 7 Dimensionen einerseits sowie 7 Schritten andererseits. Die 7 Dimensionen hatte ich bereits angesprochen, die 7 Schritte entsprechen in etwa einem Projektprozess im Sinne des Starts, der Informationssammlungs- und Analysephase, einer Konzeptionsphase, sowie einer Pilotierungs- und Implementierungsphase. Ein letzter und 7. Schritt verdeutlicht den kontinuierlichen Plan-Do-Check-Act-Verbesserungszyklus. Jede der sechs Hauptphasen ist in drei Unterthemen/ -schritte eingeteilt, denen dann wiederum jeweils zwei Tools zugeordnet sind. Nach einem Überblick über den Gesamtprozess wird zunächst jede Phase, dann jeder Unterschritt und schließlich die dazugehörenden Tools auf je einer Doppelseite beschrieben. Die Tools sind gut beschrieben und praktisch gehalten, auch wenn es sich bei vielen Tools um bekannte klassische Projekt- und Prozesstools handelt. So werden die ersten Schritte mit Stakeholderanalyse, Kickoff-Workshop, Projektsteckbrief oder Projektplanung hinterlegt, um nur einige Tools zu nennen. Schlüsseltool ist hier das 7-Dimensionen Audit, das Schwerpunkte für die Weiterarbeit im Sinne eines Soll-Ist-Vergleichs ermitteln soll. In den Informationssammlung- und Analysephasen kommen dann Tools aus den Sozialwissenschaften und dem Design Thinking zum Einsatz, um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden aufzuspüren, zu validieren und zu bündeln um dann abschließend kritische Painpoints zu identifizieren. In der Konzeptionsphase geht es dann darum, mit Hilfe von “Inspiration-Scouting” Best Practices zu identifizieren oder Ideen in einem “Ideation Workshop” zu kreieren, um hieraus “New-Work-Instrumente” zu entwerfen und gemeinsam mit den Stakeholder auszuwählen. Im Rahmen der Pilotierungsphase gilt es dann, Hypothesen zu definieren, die dann über Experimente getestet werden und mit den Ergebnissen über einen Rollout entschieden wird. In der anschließenden Skalierungsphase gilt es dann diese zu planen umzusetzen und dauerhaft in der Organisation zu verankern. Tools wie ein “Umsetzungsplan”, “Kanban-Boards”, eine “Kommunikationsmatrix” und weitere helfen dabei.

Das rote Kapitel 4 “Transform or Die” beschließt das Buch mit dem Hinweis, dass es mit einer einmaligen Veränderung nicht getan ist, sondern an Stelle der Veränderung die Veränderungsfähigkeit von Organisationen tritt.  

Das Fazit

Das Buch ist stringent und praktisch aufgebaut. Es gibt einen guten Überblick über einen möglichen Prozess, um neue Elemente des New Work in einer Organisation einzuführen. Wer allerdings Neues sucht wird wenig fündig. Die meisten der dargestellten Tools sind auch in anderen Projektmanagement-, Change- und Design Thinking Büchern ausreichend und umfassend beschrieben. Einen zusätzlichen Mehrwert hätten hier vielleicht Powerpoint- und Excelvorlagen zu den Tools gebracht, wie sie andere Bücher heute oft als Digitalergänzung anbieten. Update – 24.3.23: Inzwischen hat mich der Verlag darauf hingewiesen, dass Templates hier  (leider nur in PDF Form) zur Verfügung stehen.  Danke dafür!

Der 7 Schritte Prozess ist jedoch aus meiner Sicht sehr solide und traditionell und dürfte so auch klassischen Großkonzernen und konservativen Unternehmen eine ausreichende Sicherheit bieten, sich auf den Weg der Veränderung zum Neuen Arbeiten zu wagen. Auch wenn zu Beginn zahlreiche “Best Practice” Beispiele enthalten sind und durch die Kontextualisierungshinweise eine Konkretisierung der 7 Dimensionen ein wenig aus dem Buchscope ausgegrenzt wurde, so hätte ich mir dennoch einen noch stärkeren New Work Fokus gewünscht. Wer aber eine solide und erprobte Projekt- und Vorgehensmethodik sucht, um Veränderungen auf der Mitarbeitendenebene anzustoßen ist mit dem Buch gut aufgehoben. Neueinsteiger unter externen Beratern wie internen Experten finden hier eine lineare Methodik, die gerade beim Neueinstieg zum Thema nützlich sein kann und Sicherheit bietet. Für Experten und für mich als Experte im Thema Beratungsprozesse und New Work bietet das Buch wenig Neues.

Dämon, Kerstin/ Eversloh, Saskia/ Sauberschwarz, Lucas/ Weiß, Lysander (2022). NewWorkPlaybook. Vahlen: München.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.