Das Konzept Eigeninitiative, Campus Verlag - xm-instituteWelcher Unternehmer oder welche Führungskraft wünscht sich das nicht: Die Mitarbeiter sind motiviert und engagiert und alles, auch unangenehme Aufgaben werden ohne fremdes Zutun erledigt und der Bereich oder das Unternehmen wächst und gedeiht. Doch oft scheint der Alltag anders: Die Führungskräfte fühlen sich hilflos gegenüber Mitarbeitern, die bereits innerlich gekündigt haben oder nicht mehr engagiert im Berufsalltag handeln (in Deutschland sollen bis zu 84% keine oder nur noch eine geringe Bindung zum Arbeitgeber empfinden – siehe auch mein Blog Beitrag hierzu). Umso spannender ist daher das Buch, das ich vorstellen möchte: “Das Konzept Eigeninitiative” von Jette Wiegel und Michael Frese. Mit einem Duo aus Praktikerin (Leadership Development Verantwortliche bei ProSiebenSat1) und Wissenschaftler (Psychologie, Universität Lüneburg und Singapur) beschäftigt sich die Veröffentlichung mit den Hintergründen und Möglichkeiten, die die Eigeninitiative von jedem bieten kann und wie sie entsteht.

Das Buch sieht Eigeninitiative als eine grundlegende Fähigkeit im Business des 21. Jahrhunderts an und versucht, die Forschung aus mehr als 25 Jahren in diesem Feld in populärwissenschaftlicher und praktisch anwendbarer Form zu präsentieren.
Nach eigener Zielsetzung geht es den Autoren darum, ein fundiertes Verständnis zum Thema Eigeninitiative zu schaffen, es zu anderen motivationsformen abzugrenzen und die Wirkmechanismen näher darzustellen. Ferner sollen Beispiele aufgezeigt werde und Anregungen gegeben werden, wie sich Unternehmen auf “Produktivität” ausrichten können.

Das Buch teilt sich dementsprechend in drei Teile: Im ersten Teil geht es um die Notwendigkeit von Eigeninitiative und das Verständnis ihres Wesens und der wesentlichen Wirkmechanismen. Teil zwei beschäftigt sich sann mit der Frage, was getan werden muss bzw. Kann, um Eigeninitiative im Unternehmen gut gedeihen zu lassen und bestmögliche zu fördern. Teil drei schließlich stellt dar, wie Eigeninitiative und Motivation zusammenhängen.

Nach einer Einführung, warum Eigeninitiative gerade in Agilen Unternehmen wichtig ist, stellen die Autoren ein auf wissenschaftlichen Forschungsergebnissen fundiertes und gut verständliches Modell dar, das die Wirkzusammenhänge von Eigeninitiative beschreibt. Es beinhaltet die wichtigsten Treiber, wie die Charakteristiken der Arbeitssituation, Fähigkeiten und Wissen und Persönlichkeit und Mediatoren, wie Einstellungen, Orientierungen und Committment, sowie die Merkmale und Besonderheiten sowie Wirkungen von Eigeninitiative selbst, um das Konstrukt umfassend zu beschreiben. Dieses Modell liefert umfassende Gestaltungsideen, die im Laufe des Buches vertiefend erläutert und mit sehr vielen und sehr praktischen Beispielen und Interviews unterlegt sind. Die Beispiele helfen sehr gut, eigene Ideen für die Stärkung der Eigeninitiative im eigenen Umfeld zu verbessern und zu beeinflussen. Dies ist Vorteil, wie Nachteil. Wer mehr eine Art “Checklistenkochbuch” sucht, aus dem er 1:1 Patentrezepte für sein Unternehmen ableiten kann, wird enttäuscht. Das macht für mich jedoch gerade die Qualität dieses Buches aus. Es vereinfacht das komplexe Konstrukt der Eigeninitiative gerade so, dass man gut damit arbeiten kann, aber nicht zu viel, um unseriöse wenn-dann Ratschläge abzuleiten. Dies regt zum Nachdenken an und liefert einen guten Fundus für eigene Ansätze und Gedankenblitze zu diesem Thema.

Ich habe das Buch mit Freude gelesen und kann es für alle HR, OE und PE Experten und Führungskräfte aller Ebenen empfehlen, die sich Gedanken über mehr Eigeninitiative und Proaktivität ihrer Mitarbeiter machen wollen oder sollen. Für all diejenigen stellt das Buch einen guten Einstieg und Überblick dar.

Jette Wiegel und Michael Frese, Das Konzept Eigeninitiative

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.