Research Bites - xm-institute - Dr. Oliver MackEinleitung

Warum inspirieren manche Unternehmen zu Innovation und Zusammenarbeit, während andere mit unmotivierten Mitarbeitenden und Stagnation kämpfen? Die Antwort liegt oft in ihrer Unternehmenskultur. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Unternehmenskultur sowohl als emergente Eigenschaft eines Systems verstanden werden kann, die nicht direkt beeinflussbar ist, als auch als etwas, das durch gezielte Interventionen geformt werden kann. Das Organizational Culture Inventory (OCI) gehört zur Schule der diagnostischen und entwicklungsorientierten Ansätze, die Unternehmenskultur als gestaltbaren Faktor betrachten. Es ist ein wissenschaftlich fundiertes Tool, das die verborgenen Dynamiken von Unternehmenskulturen sichtbar macht. Führungskräfte können dadurch ein Arbeitsumfeld schaffen, das Erfolg und Zufriedenheit fördert. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie das OCI funktioniert, was es aufzeigt und wie Sie es nutzen können, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen.

Theoretische Grundlagen

Das OCI wurde von Dr. Robert A. Cooke und Dr. J. Clayton Lafferty entwickelt und basiert auf jahrzehntelanger Forschung zur Unternehmenskultur. Es unterscheidet drei Haupttypen von Kultur:

  • Konstruktive Kulturen – Geprägt von Zusammenarbeit, Innovation und persönlichem Wachstum. Mitarbeitende werden ermutigt, ihr volles Potenzial zu entfalten.
  • Passiv-defensive Kulturen – Gekennzeichnet durch Konfliktvermeidung und den Fokus auf die Einhaltung des Status quo. Mitarbeitende richten sich oft danach, andere zufriedenzustellen, anstatt mutige Ideen voranzutreiben.
  • Aggressiv-defensive Kulturen – Bestimmt durch Wettbewerb, Machtkämpfe und eine „Gewinnen-um-jeden-Preis“-Mentalität. Solche Kulturen hemmen häufig Teamarbeit und Kreativität.

Das Circumplex-Modell des OCI bietet eine visuelle Darstellung dieser Kulturtypen. Es ermöglicht Unternehmen, Stärken und Schwachstellen zu identifizieren. Eine konstruktive Kultur könnte sich beispielsweise durch hohe Mitarbeitermotivation auszeichnen, während eine aggressiv-defensive Kultur oft mit Vertrauensproblemen zu kämpfen hat.

Wichtige Erkenntnisse

Das OCI liefert entscheidende Einblicke in die Unternehmenskultur:

  • Aktuelle vs. Ideale Kultur: Es zeigt Lücken zwischen der bestehenden und der angestrebten Kultur auf und bietet damit eine Grundlage für Transformation.
  • Einfluss auf die Leistung: Konstruktive Kulturen fördern Innovation, Produktivität und Zufriedenheit. Defensive Kulturen hingegen führen häufig zu Ineffizienz und Fluktuation.
  • Rolle der Führungskräfte: Das Verhalten von Führungskräften beeinflusst die kulturelle Dynamik maßgeblich. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Führungskräfte die gewünschten Werte vorleben.

Diese Erkenntnisse befähigen Führungskräfte, kulturelle Fehlentwicklungen gezielt anzugehen.

Praktische Anwendungen

Unternehmen nutzen das OCI, um:

  1. Kulturelle Herausforderungen zu diagnostizieren: Das OCI deckt Verhaltensmuster und Normen auf, die die Leistung hemmen.
  2. Veränderungsinitiativen zu steuern: Ob es um eine Teamneuausrichtung oder eine neue Unternehmensstrategie geht – das OCI sorgt dafür, dass die Kultur mit den Zielen des Unternehmens übereinstimmt.
  3. Mitarbeiterengagement zu verbessern: Das Tool liefert wertvolle Einblicke, wie ein integrativeres und kooperativeres Arbeitsumfeld geschaffen werden kann.

Fallbeispiel: Ein mittelständisches Technologieunternehmen kämpfte mit hoher Fluktuation und nutzte das OCI, um eine überwiegend aggressiv-defensive Kultur zu identifizieren. Mitarbeitende fühlten sich unter Druck gesetzt, zu konkurrieren, anstatt zusammenzuarbeiten, was zu Burnout führte. Nach der Analyse setzte die Führung Maßnahmen zur Förderung einer konstruktiven Kultur um, darunter transparente Kommunikation und Anerkennungsprogramme. Innerhalb eines Jahres stiegen die Mitarbeitendenzufriedenheit und die Bindungsquote deutlich.

Praktische Tipps:

  • Binden Sie Mitarbeitende aus verschiedenen Ebenen und Bereichen ein, um eine umfassende kulturelle Analyse zu erhalten.
  • Nutzen Sie die Ergebnisse des OCI, um Prioritäten zu setzen, beispielsweise die Förderung von Teamarbeit oder die Bekämpfung toxischer Verhaltensweisen.
  • Wiederholen Sie die Analyse regelmäßig, um Fortschritte zu messen und Initiativen zu optimieren.

Fazit

Unternehmenskultur ist mehr als ein Schlagwort – sie ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Tools wie das OCI bieten einen klaren Weg, die eigene Kultur zu verstehen und gezielt zu verbessern, vorausgesetzt, man versteht Kultur als gestaltbaren Faktor. Dieses Verständnis ist eine Voraussetzung, um das OCI sinnvoll einzusetzen. Am xm-institute vertreten wir jedoch einen anderen Ansatz: Wir betrachten Kultur als eine emergente Eigenschaft, die nicht direkt gestaltet, sondern durch gezielte Arbeit an den zugrunde liegenden Dynamiken und Systemen hochwirksam beeinflusst werden kann. Sind Sie bereit, das Potenzial Ihrer Kultur zu entdecken? Nutzen Sie Tools wie das OCI oder lassen Sie uns gemeinsam einen systemischen Ansatz entwickeln, der auf Ihre spezifischen Herausforderungen abgestimmt ist.

 

References:

COOKE, R. A. (1989) Organizational Culture Inventory, leader’s guide. (2nd ed.) Plymouth, MI: Human Synergistics.

COOKE, R. A., et al. (2000) Using the organizational culture inventory to understand the operating cultures of organizations. Handbook of organizational culture and climate, 2000, 4. Jg., S. 1032-1045.