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Für HR ist technische Unterstützung bei der Einstellung und Weiterentwicklung von Mitarbeitern is Sicht!

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Jetzt gefährden Computer bereits die Arbeitsplätze der Personal- und Organisationspsychologen!

Klar ist, auch vor der bisher sicheren Domäne macht die künstliche Intelligenz nicht halt. Der Startup psyware hat laut einem Bericht von Gründerszene im Juli 2015 weitere Millionen (der genaue Betrag istgeheim) vom Venture-Fonds der NRW-Bank, weiteren privaten Investoren sowie den bereits vorhandenen Altinvestoren in der bereits 3. Finanzierungsrunde erhalten.

Das Unternehmen entwickelt eine Software, die laut FAZ-Bericht anhand von Sprachanalyse zu 90% das herausbekommt, was Psychologen seither mühsam mit verschiedenen Persönlichkeitstests zu ergründen versuchen: Ein psychologisches Profil einer Person. Das Verfahren ist für den Probanden einfach: Man beantwortet verschiedene Fragen, am Telefon, am Rechner, und die Software wertet die Antworten aus und liefert einen übersichtlichen Bericht. Dabei ist weniger relevant, was konkret gesagt wird, sondern wie es gesagt wird. Die Software wertet Sprachgeschwindigkeit, Sprachmuster und Wortwahl aus und setzt sie in den Vergleich zu einer Grundgesamtheit. Hieraus lassen sich, objektiver als bei einer Psychologenbefragung, dann Dinge, wie Unsicherheit, Verbindlichkeit, Aufgabenorientiertheit, Emotionalität etc. ableiten.

Doch nicht nur auf die Analyse gesprochener Sprache lässt sich das Verfahren anwenden: Auch über eine Auswertung von Blog-Beiträgen, eMails oder anderen Schriftproben verspricht das Team aus Aachen, so einige Persönlichkeitsmerkmale oder psychosoziale Auffälligkeiten herauslesen zu können.

Spannend bleibt jedoch auch hier, wie bei allen Diagnostik-Instrumenten die bewusste und gewissenhafte Nutzung der Ergebnisse der Methode. Als Systemiker glauben wir ja nicht an unverrückbare Charaktereigenschaften, sondern eher an kontextbezogenes Betonen bestimmter Seiten einer komplexen Persönlichkeit, die wir alle haben. Ob dieses System schon in der Lage ist, auch diesen Kontextbezug ausreichend herzustellen oder die Frage zu beantworten, welche Merkmale einer Person sich in welchem Kontext vor allem zeigen, bleibt offen. Doch bin ich mir sicher, dass eine Version 2.0 oder 3.0 hierzu schon bald in der Lage sein wird.