Erfolgsfaktor Lean Leadership - Rodermund - Buchbesprechung - Dr. Oliver Mack - xm-instituteMit der Unterschrift “Wege zu flexiblen und effizienten Prozessen” ist dieses Buch  soeben im Mai 2021 bei Schäffer-Poeschel in print wie auch als eBook erschienen.

Mit seinen rund 215 Seiten ist es von seiner Länge her noch gut lesbar ausgefallen. Der Autor Marco Rodeland ist Maschinenbauer und beschäftigt sich bereits mehrere Jahrzehnte mit dem Thema Lean. Er zählt laut Manager Magazin zu den Top 10 Coaches DACH und zu den TOP 100 Trainern der Speakers Excellence 2020. Wir sind also gespannt, was uns erwarten wird.

Das Buch gliedert sich neben Einführung und Literatur-/ Sachverzeichnis in drei  Hauptteile und darunter in insgesamt elf Kapitel: Im Teil A “Lean-Management” gehts um die Basis von Lean, Teil B beschäftigt sich mit “Lean-Leadership” und der Frage nach der passenden Führungskultur und -kompetenz. In Teil C schließlich gehts um die “Lean-Transformation”, also um Ideen zum Weg in Richtung “Lean”. Eine klassische Gliederung von Management-Büchern und auch von der gängigen Lean Literatur, die ich kenne. In der Einleitung betont der Autor jedoch, dass, da es bereits eine Vielzahl von Büchern zum Thema Lean gibt, er weniger auf die einzelnen Lean-Tools eingehen wird, sondern vielmehr die Leadership-Aspekte in den Vordergrund stellt. Zu diesem Aspekt ist mit bisher nur ein sehr gutes englischsprachiges Lean-Buch bekannt (Byrne, The Lean Turnaround)und daher schießt dieses deutschsprachige sicherlich eine Lücke.  

Doch steigen wir etwas tiefer in die drei Buchteile ein: Im ersten Kapitel macht der Autor die Unterschiede zwischen dem traditionellen Denken in Ressourceneffizienz und dem Lean-orientierten Denken in Flusseffizienzen deutlich. Dabei geht es auch um die neun Arten der Verschwendung (japan. “muda”). Im Kapitel zwei gehts bereits um die Frage der Bedeutung der Führungskräfte bei der erfolgreichen Einführung von Lean. Sei wird bereits hier deutlich, dass es sich nicht (nur) um die Einführung neuer Tools auf operativer Ebene, sondern (auch) um ein Umdenken und entsprechendes Committment im Fürhugnssystem der Organisation. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der sinnvollen Auswahl von Verbesserungsprojekten um mit Lean gut starten zu können und schließt mit einem Interview mit einem Werksleiter von Bayer zum Thema “Lean-Einführung”. Im vierten Kapitel stellt Roermond fünf Regelkreise für den betrieblichen Lean-Alltag vor, die helfen sollen, Lean Projekte besser umzusetzen. Auch diese sind sehr praktisch und anschaulich dargestellt und helfen Führungskräften sich ein gutes Bild davon zu machen, wie sie hier unterstützen können. Kapitel 5 beschreibt das Beispiel des Mittelständlers “Yellotools”, das schön bebildert einen guten Eindruck verschiedenster Lean-Praktiken gibt.

Das erste Kapitel im Teil B, Kapitel 6 beschäftigt sich nun mit der Lean-Ausbildung für Führungskräfte und Mitarbeiter und Basis einer Lean Einführung. Auch diese erfolgt hier wie in der Einführung angekündigt immer mit der Flughöhe einer Führungskraft. Das Kapitel schildert nicht alle Details der Ausbildung, verschafft aber einen Überblick und mach deutlich, wie wichtig das Zusammenspiel von Experten und Führungskräften ist. Im Kapitel 7 gehts um das Thema “Lean-Führungskultur” und wie sich diese von klassischer Führung unterscheidet. Auch hier gibts wieder ein Interview mit einer Führungskraft aus einem mittelständischen Logistikunternehmen. Kapitel 8 handelt von den Erfolgsfaktoren entlang des EFQM Modells, besonders auch von der Rolle der Führungskraft als Befähigter und Coach. Kapitel 9 beschreibt wieder ein Beispiel, diesmal das eines familiengeführten mittelständischen Logistik-Dienstleisters.

Weiter gehts in Teil C mit dem Kapitel 10. Hier wird die Transformation in ein “Lean” Unternehmen vertieft. So wird dargestellt, es sich bei der Reise nicht um ein kurzes “Change-Projekt” handeln kann, sondern vielmehr um eine kontinuierliche Transformation, die sich über die Zeit entwickelt. So macht Lean auch robuster für etwaige Unternehmenskrisen. Kapitel 11 stellt die Verbindung zwischen Lean und aktuellen Konzepten, wie Agilität und Digitalisierung her. So zeigt der Autor, dass es keineswegs ein Widerspruch sein muss, Agil und Lean gleichzeitig zu sein und wo Parallelen und Unterschiede der beiden Konzepte liegen. Auch wird aufgezeigt, wie Digitalisierung und Lean ineinandergreifen und sich gegenseitig unterstützen können. 

Das Buch ist sehr gut und flüssig lesbar und auch optisch ansprechend. Der Text ist immer wieder durch graue Kästen mit dem Hinweis “Wichtig” unterbrochen, in denen wichtige Aspekte herausgestellt werden. Auch gibt es immer wieder optisch abgesetzte Beispiele und Kurz-Fallstudien, die den Text konkretisieren und auflockern. Unterstützt wird der Text in seiner Praxisnähe durch viele Interviews und Gespräche, die der Autor mit Unternehmensvertretern geführt hat.

Fazit: Das Buch ist eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Führungskräfte aus Unternehmen aller Größe, aber auch besonders mittelständischer Unternehmen, die sich näher mit dem Thema “Lean” in einer praktischen Art und Weise aus Sicht der Führung auseinandersetzen wollen. Auch Berater finden einige Ideen und Anregungen. Das Buch findet seine Nische zwischen einer Vielzahl bereits existierender Bücher der Lean-Literatur. Für die operative Umsetzung reicht es sicherlich nicht aus, will es aber auch nicht, wie der Autor bereits zu Beginn deutlich macht. Auch doppelt es nicht das bereits erwähnte englischsprachige Buch von Bryne (Lean Turnaround). Jenes ist eher aus Sicht einer internen Führungskraft geschrieben, während dieses von Rodermond aus der externen Beratersicht verfasst ist. Beides hat seinen Charme.

Dem Autor gelingt es auch, das ja bereits “gut abgehangene” Thema “Lean” in einem frischen Glas erscheinen zu lassen und deutlich zu machen, dass hier in vielen Unternehmen noch unermesslich viel Potenziale schlummern und gerade in Zeiten von Agil und Digital das “Lean” nicht überholt ist, sondern gerade jetzt nützlicher denn je ist. Packen wir’s also an!

Rodermond, M. (2021). Erfolgsfaktor Lean Leadership. Schäffer-Poeschel: Stuttgart.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.