Ebers Nieschalk - Einfach. Zusammen. Arbeiten. - Rezension - xm-institute - Dr. Oliver MackDas Buch und die Herausgeberinnen

Das heutige Buch “Einfach.Zusammen.Arbeiten.” von Ebers und Nieschalk ist kürzlich bei Vahlen erschienen und trägt den Untertitel “Liberating Structures” in der Praxis sowie den Sticker “Geschichten aus dem echten Leben.” Die beiden Herausgeberinnen sind Beraterinnen und Facilitators sowie aktive Mitglieder der Liberating Structures Community. 

Doch eines nach dem anderen: Zunächst für alle, die es nicht kennen: Was verbirgt sich hinter Liberating Structures?

Liberating Structures (en / de) sind einerseits Buch und andererseits Methodenkasten zur partizipativen Gestaltung von Meetings, Workshops und Führung. Der Methodenkasten geht auf Keith McCandless und Henri Lipmanowicz zurück, die die 33 Methoden gesammelt und in einem englischsprachigen Buch bereits 2013 veröffentlicht haben. In 2021 folgte dann ein deutschsprachiges Buch von Daniel Steinhöfer. 

Der Methodenkoffer findet sich auch auf den entsprechenden Websites  (en / de). Es gibt Methoden zu verschiedenen Fragestellungen (liberatingstructures.de):

  • Teilen oder verbreiten von Ideen, Know-how, Erfahrungen, Herausforderungen.
  • Offenlegen, entdecken, erschaffen, entwickeln oder verbessern von Möglichkeiten, Hindernissen, Lösungen, Ideen.
  • Analysieren, untersuchen, erkennen, klären, detaillieren.
  • Strategien entwerfen, Varianten vorsehen.
  • Helfen, Hilfe bekommen.
  • Planen und vorbereiten.

Das vorliegende Buch von Ebers/ Nieschalk hat das Ziel für Neueinsteiger wie Anwender gleichermaßen Praxisgeschichten bereitzustellen, die einen tieferen Einblick und neue Ideen der Nutzung des Methodenkoffers erlauben sollen. Auf rund 185 Seiten werden diese in 11 Kapiteln von unterschiedlichen Autor*innen beleuchtet. Sie werden von einem Vorwort, Inhaltsverzeichnis  und einem abschließenden Verzeichnis der im Buch vorkommenden Liberating Structures eingebettet. 

Die Inhalte

Im einleitenden ersten Kapitel sind auf rund 14 Seiten die Hintergründe von Liberating Structures, wie Beweggründe, Aufbaut und Anwendung von den beiden Begründern Keith McCandless und Henri Lipmanowicz kurz dargestellt. So erledigen wir unsere tägliche Arbeit in Form sogenannter konventioneller Mikrostrukturen, wie Präsentation, moderierte Diskussion, Statusbericht, Brainstorming und offene Diskussion. Diese sind mit einigen Nachteilen behaftet, die die Liberating Structures im Sinne weiterer Mikrostrukturen beseitigen wollen. Die Autoren erläutern dann die Prinzipien und den Nutzen hinter den Liberating Structures und appellieren, diese ebenso wie die konventionellen Mikrostrukturen zu einer “Umgangssprache” in der Zusammenarbeit zu machen.

Nach diesem Einleitungskapitel folgen dann 10 weitere Kapitel mit insgesamt rund 30 Geschichten unterschiedlicher Facilitators aus der Liberating Structures Community entlang verschiedener Anwendungsfelder (Ebers/ Nieschalk, 2022):”

  1. Von Teilnehmenden zu Teilgebenden:
    Was wäre, wenn wir es auf Konferenzen schaffen, den gemeinsamen Erfahrungsschatz und die Expertise aller Anwesenden einzubinden?
  2. Vertrauen aufbauen:
    Wie schaffen wir es Vertrauen als Basis für ein produktives Miteinander aufzubauen?
  3. Teams in Eigenverantwortung bringen:
    Wie können unterschiedliche Beteiligte gemeinsam an komplexen Herausforderungen arbeiten und gleichzeitig das Wissen und den Einfallsreichtum jedes/ jeder Einzelnen optimal zum Einsatz bringen?
  4. Sich gegenseitig unterstützen:
    Wie gelingt es, Wissen, Erfahrung und Einfallsreichtum jedes einzelnen Gruppenmitglieds zur gegenseitigen Unterstützung zu nutzen?
  5. In Projekten zusammenarbeiten:
    Wie können wir in Projekten produktiv zusammenarbeiten, gemeinsam auf ein Ziel einzahlen und flexibel auf neue Anforderungen reagieren?
  6. Zusammen planen und Strategien entwickeln:
    Wie kann Planung und Strategiearbeit stärker in die täglichen Abläufe integriert und so auf gemeinsames, zukunftsgerichtetes Handeln ausgelegt werden?
  7. Veränderungen anstoßen:
    Wie schaffen wir es, mit Freude gemeinsam Veränderung anzustoßen?
  8. Gemeinsam Neues in die Welt bringen:
    Wie schaffen wir es, die Schwarmintelligenz der Gruppe zu nutzen, um zeitnah auf neue Herausforderungen zu reagieren und schlagkräftige Ideen zu entwickeln?
  9. Sich selbst strukturieren:
    Wie kann ich Erkenntnisse gewinnen, indem ich mein Denken besser strukturiere?
  10. Lernräume schaffen:
    Wie wir es schaffen, mit Lernräumen eine positive Fehlerkultur zu unterstützen, die Innovationen und den Umgang mit Komplexität fördert?”

Die Kapitel sind immer ähnlich aufbereitet: Unter der oben dargestellten Frage gibts zunächst eine Einführung in die Fragestellung und ein Überblick über das jeweilige Thema. Dann folgen mehrere kurze Unterkapitel mit den jeweiligen Geschichten zur praktischen Anwendung von Liberating Structures Methoden. Der/die Autor*innen sind jeweils mit Foto und einem kurzen Zitat an den Anfang einer jeden Geschichte gestellt. Am Ende einer jeden Geschichte steht ein Überblick der verwendeten LS Tools mit einem Bildsymbol. Die Geschichten selbst folgen immer konkreten Szenen aus Workshops in Form von Erlebnisberichten, in denen die Autor*innen praktisch die unterschiedlichsten LS Tools beschreiben und zusätzlich Hintergrundinformationen zu den verwendeten Tools geben. Dabei werden die Tools sowohl für Neulinge konkret kurz erklärt, als auch die konkrete Anwendung oder Abwandlung der jeweiligen Expert*innen abgehandelt. Nicht alle Tools werden in allem Geschichten erklärt, doch schnell findet sich bei Bedarf im Verzeichnis am Ende des Buchs eine andere Geschichte, die das jeweilige Tool vertieft. 

Das Fazit

Ein schönes Buch der deutschsprachigen Liberating Structures Community, das besonders durch seine Praxisnähe besticht. Die Autor*innen beschreiben offen und detailliert die Anwendung verschiedenster Tools in ihrem Arbeitskontext. So ist das Buch gut als Ergänzung zu den eher methodisch gehaltenen oben genannten Einstiegsbüchern geeignet.  Durch die immer wieder eingestreuten unterstützenden Erläuterungen und die ebenso vorhandenen Community Websites von Liberating Structures kann das Buch allerdings auch gut für sich alleine bestehen. Somit für alle Führungskräfte, Berater*innen, HR- und OE-Profis, die neue Ideen für neue Zusammenarbeits- und Workshopformen benötigen, eine uneingeschränkte Empfehlung. 

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Ebers, Anja/ Nieschalk, Birgit (2022). Einfach. Zusammen. Arbeiten. Vahlen: München.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.