Projektmanagement PM mack consultingDiesen Beitrag möchte ich gerne der Idee der Blogparade zum Thema “Beyond PM” widmen, die von Markus Raitner ausgerufen wurde.

PM als Alltagstool oder noch am Beginn des Lebenszyklus

Projektmanagement ist inzwischen in der Grundlagen-Toolbox von Managern und Fachexperten in allen Disziplinen angekommen. Doch die für das Projektmanagement entwickelten Instrumente, Prozesse, Tools und Konzepte nehmen ständig zu. Agile Methoden, Scrum, systemisches Projektmanagement, und und und. Doch kann ich alle Methoden für alle Projekte anwenden? Scrum, entstanden für Softwareprojekte auf große Bauprojekte? Klassische Methoden des Projektmanagements für F&E Projekte? Dies setzt voraus, dass alle Projekte auf einer Metaebene gleich steuert werden können. Dies wollen wir uns im Folgenden genauer anschauen.

Drei grundsätzliche Projektarten

Ich unterscheide gerne zwischen 3 Arten von Projekten:

Project Types mack consulting

  1. Technische Projekte/ Leistungsprojekte: Diese Art von Projekt stellt die klassische Vorstellung eines Projektes dar. Ziel ist die Erstellung eines konkreten Werkes, einer Kirche, Kathedrale, Brücke, Software, etc. Ausgehend von einer Idee entsteht ein erster Entwurf, der zwar im Verlauf des Projektes ggf. immer wieder leicht angepasst wird, der Grundentwurf jedoch erhalten bleibt. So wird man i.d.R. bei einem Flughafenbau nicht unterwegs entscheiden, dass es nun doch ein Schwimmbad werden soll. Kleinere Anpassungen der Ausführung, die auf dem Weg zu Problemen führen oder bei denen neue Erkenntnisse verarbeitet werden, sind jedoch möglich. So lassen sich nichttragende Wände noch in Grenzen verschieben, Türbreiten anpassen, etc. Der Grundentwurf wird jedoch ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr angetastet (Freeze-Point)
  2. Forschungsprojekte: Diese Projektart zeichnet sich dadurch aus, dass mit einer Idee gestartet wird, die dann im Verlauf des Projektes immer wieder angepasst wird. Das ursprüngliche Ziel stellt kein klares Werk dar, sondern i.d.R. oft einen Suchraum, der mit dem Projektprozesse immer wieder an die neuen Erkenntnisse angepasst wird. Es erfolgen Hypothesenbildungen und Überprüfungen, Falsifikationen und Anpassungen. Die Idee bleibt gleich, der Entwurf kann sich jedoch ständig ändern. Ebenso damit das Bild des finalen Werkes das wie eine Wolke einen Handlungsraum aufspannt, der jedoch, soll das Projekt erfolgreich sein, im Projektverlauf immer kleiner wird und so die Suchbewegung zugunsten der Umsetzung einengt.
  3. Change-Projekte: Ein dritter Grundtypus sind Change-Projekte. Anstatt als Idee oder Ziel ein konkretes Werk im Auge zu haben zielen diese Projekte auf eine Veränderung von Menschen und damit auch eingeschlossen das Projektteam selbst. Sie können somit als selbstreferenzielle Projekte verstanden werden, die die Schaffung von Veränderungen in einer sozialen Gruppe und damit auch im Projekt-Team selbst zur Aufgabe haben. Dies führt dazu, dass bereits die Idee und Zielsetzung selbst, wie auch der Entwurf zum Gegenstand und Werk des Projektes werden. Nicht die Umsetzung und das Ergebnis, sondern der Weg ist das Ziel. Im Projektverlauf gilt es vor allen Dingen mind-models anzupassen und ein gemeinsames Bild von sich und der Welt zu kreieren und anzupassen, welches dann letztlich auf das eigene Handeln zurückwirkt und so das gewünschte Projektergebnis sichtbar werden lässt. Soll ein Veränderungsprojekt beispielsweise mehr Eigeninitiative oder Innovationskraft im Unternehmen fördern, so gilt es an den drei Ebenen (a) Wahrnehmung, (b) Interpretation dieser Wahrnehmung, (c) sinnvolle Handlungen zu arbeiten. Durch die Individualität der Menschen wird es auf allen drei Ebenen unterschiedliche Bilder geben, die eben nicht, wie der Bauplan der Kathedrale irgendwann einmal für alle klar sichtbar als technische Zeichnung auf Papier entworfen werden kann, sondern vielmehr immer wieder aufs Neue in stetigem Ringen als das Übereinanderlegen verschiedenster mentaler Bilder und dem Abgleich verschiedenster Interpretationen von Sprache abgeglichen werden muss.

Konsequenzen

Ich hoffe dass mit den drei Projektarten deutlich wird, dass es “Das Projektmanagement” nicht wirklich geben kann. Zwar haben alle Projekte und PM Tools  immer das magische Dreieck des PM im Blick:

  • Zeitliche Steuerung: Wie kann ich die zeitliche Dimension des Projektes planen und steuern, was dauert wie lange und wann komme ich zum Ende
  • Ressourcensteuerung: Wie viele Ressourcen brauche ich zur erfolgreichen Durchführung (Geld, Manpower, etc.)
  • Ergebnissteuerung: Wie kann ich die Qualität und Zielerreichung frühzeitig messen und ggf. gegensteuern.

Doch die individuelle Gewichtung und Ausgestaltung dieser Instrumente in den drei Dimensionen ist je nach Projekttyp weder gleich wichtig noch gleich auszugestalten. Die Aufgabe von uns in Forschung und Praxis wird es vielmehr sein, diese verschiedenen Projekttypen noch besser zu verstehen und ihre Unterschiedlichkeit auch auf die entsprechende Entwicklung und Anwendung von konkreten Tools zu übertragen. Im IT Bereich ist hier mit Agilen Methoden und SCRUM bereits ein großer Schritt getan. Im Bereich Change Projekte steht dieser in den kommenden Monaten und Jahren sicherlich noch an.

 

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade “Beyond Project Management” in der bereits reichlich Futter für eine Diskussion neuer PM Ansätze stattfindet.