Gestern: Star Wars – Blechkübel

robot xm-instituteR2D2 und C3PO – wohl jedem meiner Altersgeneration als Helden aus der Star-Wars Saga bekannt. Während dort die Roboter noch per “Mensch in der Maschine” oder “Fernsteuerung” kontrolliert werden mussten, rücken nun die Einsatzgebiete der Automatisierung in immer greifbarere Nähe; und das ganz schleichend in allen Lebensbereichen und wohl schneller als wir es wahrhaben wollen.

Heute: An der Grenze zum zweite Maschinenzeitalter

Brynjolffson/ McAffee (2012) sprechen von der “Race against the Machine”, die wir scheinbar schon längst verloren haben. Während früher noch beim Abbau von Arbeitsplätzen in traditionellen Industrien, wie Bergbau und Stahl im Rhrgebiet mit Strukturwandel argumentiert werden konnte, der neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen schafft, haben die beiden amerikanischen Wissenschaftler nachgewiesen, dass dies, zumindest in USA, schon längst nicht mehr der Fall ist. So werden wegfallende Arbeitsplätze immer mehr durch Automatisierung ersetzt. In ihrem zweiten Buch “The Second Machine Age” (2014) stellen sie klar fest, dass wir derzeit an der Klippe zu einem völlig neuen Zeitalter stehen (wir im xm-insititute sprechen mit Peter Drucker von der “Nächsten Gesellschaft”). Wir unterschätzen die Geschwindigkeit, mit der die Veränderung eintreten wird vor allem deshalb, weil die Auswirkungen trotz vorhandener Technologie noch nicht deutlich genug im Alltag sichtbar sind. Woran es heute noch fehlt ist nicht die Technologie, diese ist bereits weitestgehend vorhanden, es ist eher die Anpassung der sozialen Systeme an diese neue Technologien. So hat es auch noch Jahrzehnte gedauert, bis man in Werkshallen nach dem Übergang von der Dampfmaschine zum Elektromotor auch die Layouts entsprechend angepasst hat uns so alle Effizienzvorteile vollständig ausschöpfen konnte. Neue Technologien zeigen in sozialen Systeme immer erst verspätet ihre volle Wirkung; dies dann aber sehr schnell.

Anzeichen gibt es heute viele und das in den verschiedensten Lebensbereichen:

  • Der “Google-Car” als Synonym für autonomes Fahren wird früher oder später die Verkehrslandschaft verändern und signifikante Auswirkungen, etwa auf Parkprobleme, die Anlieferung von Paketen und Essen, den Personennahverkehr, den Taxiverkehr und auch im Logistikbereich auf die LKW’s haben, um nur einige zu nennen.
  • Schon heute werten immer mehr “Bewerbungs-Roboter” die Lebensläufe und Anschreiben von Bewerbern aus. Die Wirtschaftswoche online berichtet in einem interessanten Artikel über Details.
  • Im Bereich Altenpflege und -betreuung beginnt der Einsatz von Robotern. Nicht nur im Servicebereich (z.B. Fraunhofer IAO, Projekt STRANDS “Henry”),  sondern auch im sozial-emotionalen Bereich. Es gibt jedoch nicht nur positive Stimmen (wie immer bei neuen Technologien und teils sehr undifferenziert und dogmatisch, wenn Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen).
  • In Unternehmen werden Roboter wohl immer mehr in allen Bereichen zum Einsatz kommen. Neue Ansätze versuchen Roboter hier “menschlicher” und freundlicher zu gestalten, wie “Baxter”. (Artikel, TED Video)

Wichtig wäre es aus meiner Sicht, sich nicht nur in der Wissenschaft und Wirtschaft, sondern auf breiterer Basis mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich diesem positiv zu nähern. Nicht nur der schlichte Ersatz von menschlicher Arbeitsleistung sondern die intelligente Zusammenarbeit zwischen Technologie und Mensch führt zu den Vorteilen, die wir uns in Zukunft erhoffen sollten.

Morgen: Immer mehr Mensch-Maschine-Interaktion mit großen gesellschaftlichen Folgen

Um sich ein plastisches Bild vom Morgen zu machen, empfehle ich drei spannende Romane, vielleicht noch als späte Sommerurlaubslektüre, die auf Basis der Technologie von Heute eine neues Bild der Gesellschaft von Morgen zeichnen. Alle drei Bücher sind Kultbücher in den Communites der “Gamer”, “Silicon Valley Startups” und “Robotik Fans”. Sie sind aber auch alle für Interessierte als spannende Science Fictions aus der nahen Zukunft empfehlenswert.

In den Büchern “Daemon” und “Darknet” von Suarez geht es um die Online Welt und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Individuum. Im Daemon entwickelt ein intelligenter und todkranker Spieleprogrammierer einen Virus, der nach seinem Tod die Herrschaft übernimmt. Nicht Hacker nutzen Viren, sondern der Daemon-Virus nutzt gezielt die Menschen, um sich selbst zu schützen und auszubreiten. Der Virus heuert Agenten, Rechtsanwälte und Beschützer an, bringt Firmen unter seine Gewalt. Heute bekannte Technologien aus Computerspielen werden mit Kampfrobotern und autonomen Killerautos Realität. Im Nachfolgebuch “Darknet” wird dann sichtbar, dass der Virus nicht nur böse Seiten hat. Er verändert die Gesellschaftsordnung. Aber wirklich zu einer besseren Welt?

“The Circle” von Dave Eggers Eggers beleuchtet die Auswirkungen von Social Media auf die Arbeitswelt und die Mitarbeiter eines Internet-Unternehmens der neuen Generation. Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen immer mehr, die Technologie wird genutzt, um Mitarbeiter immer besser zu beobachten und zu bewerten. Die Vision der Firmengründer ist eine bessere Welt durch Überwachung; ein Buch das über Demokratie, Öffentlichkeit und Überwachung nachdenken lässt.

“Manna” von Brain beschreibt sehr konkret, wie das Middle Management einer Fast Food Kette durch Computer/ Roboter ersetzt wird. Nicht der einfache Mitarbeiter wird automatisiert, sondern die Führung der Mitarbeiter, die hierdurch effizienter werden und immer mehr zu einem austauschbaren Commodity. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Gesellschaft, die sich immer mehr um eine steigende Arbeitslosigkeit kümmern muss. Neben der weltweiten Antwort, die Arbeitslosen möglichst effizient und kostengünstig durch Roboter “durchzufüttern” und immer mehr zum “Horror” wird, hat sich in Australien eine aus einem privaten Unternehmen entstandene Enklave mit paradiesischen Zuständen herausgebildet. Das bedingungslose Grundeinkommen ist Realität und die Bürger genießen das Leben mit einem technologischen Fortschritt, der rasant ist und sich nicht mehr an kommerziellen Interessen orientieren muss, sondern die wahren Probleme des Lebens löst. Es gibt aber auch einen Preis hierfür…

Die vier Romane führen plastisch vor Augen, dass die Auswirkungen der neuen Technologien deutlicher ausfallen werden, als von uns heute oft bedacht. Es lohnt sich, sich frühzeitig auf breiter Ebene mit den Auswirkungen und den Einsatzgebieten auseinanderzusetzen. “The future is already today”.

Literatur

Fachbücher
Romane

Raum für Diskussion

Auf der GLOBART Academy 2014 (23.-26.10.2014, Krems/ Österreich) werden wir neben anderen Themen dieses Thema aufgreifen und diskutieren in einem Workshop, geführt von Robert Trappl, dem Leiter des renommierten Instituts für künstliche Intelligenz an der Akademie der Wissenschaften in Wien am 25.10.2014. Tickets zur GLOBART Academy 2014 können online gebucht werden. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Einen Vorgeschmack auf Robert Trappl gibts hier in einem TEDx Talk zum Thema Robotik:

YouTube

By loading the video, you agree to YouTube's privacy policy.
Learn more

Load video