Die zunehmende Unzufriedenheit von Mitarbeitern am Arbeitsplatz ist aus Studien sowie eigenen Erfahrungen oft bekannt. Weniger bekannt ist, dass 44% der Arbeitnehmer mit dem vom Unternehmen bereitgestellten IT Equipment und Software unzufrieden sind. 45% sehen ihre private IT Ausstattung (PC, Laptop, Smartphone, etc.) als nützlicher an als die vom Unternehmen bereitgestellte. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sehen keine (ausreichende) Reaktion der IT Bereiche auf diese Situation. Daher verwundert es nicht, dass weltweit knapp 1/4 aller Mitarbeiter bereits regelmäßig eigene technische Geräte für ihre berufliche Tätigkeit nutzen, 27% nutzen nicht vom Unternehmen zur Verfügung gestellte Applikationen, um ihre Produktivität im Job zu verbessern.

So die Ergebnisse einer Studie von Accenture mit dem Titel “The Genie Is Out Of The Bottle” in der mehr als 4000 Angestellte aus 16 Ländern sowie über 300 Führungskräfte aus 4 Ländern zum Thema “Consumer IT” befragt wurden.

Mündigere Mitarbeiter

Mitarbeiter, insbesondere die junge Generation sieht sich mit 43% in der Lage, Technologieentscheidungen am Arbeitsplatz selbst zu treffen und würde sich dabei wohlfühlen. 27% der Befragten würden gar selbst für ihre eigenen Geräte und Anwendungen bezahlen, wenn sie für die Arbeit im Job erlaubt wären. Gerade jüngere Mitarbeiter nutzen zu Hause so intensiv IT Technologien, dass sie immer anspruchsvoller auch am Arbeitsplatz werden und hier die gleichen Standards fordern, wie sie es vom Privaten gewöhnt sind. Immer weniger Mitarbeiter sind bereit, zu Hause in der Freizeit die neuesten Technologien und Applikationen zu verwenden und während des Tages mit Systemen zu arbeiten, die mehrere Generationen hinterherhinken. Dabei steht weniger eine Technikverliebtheit im Vordergrund als vielmehr knallharte Rationalität. Viele Mitarbeiter glauben, ihren Job deutlich besser und mit höherer Produktivität erledigen zu können, wenn sie mit eigenem Equipment arbeiten und Software selbst wählen können.

Chancen und Risiken für Unternehmen

Unternehmen, insbesondere IT Abteilungen stehen der Entwicklung meist eher skeptisch gegenüber und sehen vor allem die Sicherheit, Wartbarkeit und den Service in heterogenen IT Landschaften gefährdet. Dennoch gibt es deutliche Chancen in diesem Bereich. Dies sind einerseits Kostenvorteile, indem die erwähnte Zahlungsbereitschaft der Mitarbeiter als win-win Situation genutzt werden kann und Duplizieren von Equipment im privaten und professionellen Bereich vermieden werden kann. Können Mitarbeiter privates Equipment in der Firma nutzen, sind feste Budgets denkbar, die dem Mitarbeiter die Wahl lassen, beliebig für anderes/ besseres Equipment aufzuzahlen und dieses dann auch privat zu nutzen. Diese Herangehensweise ist im Bereich der Firmenleasing-Fahrzeuge bereits seit Jahren in verschiedenen Branchen Usus. Ferner sind Einsparungen im Bereich Service und Feldwartung denkbar, indem Nutzern bei ihrem eigenen Equipment zugemutet wird, viele Probleme selbst zu beheben. So erwarten einige High-Tech Firmen bereits heute von ihren neuen Mitarbeitern, dass diese in der Lage sind, ihren Arbeitsplatzrechner selbst einzurichten und mit dem Unternehmensnetzwerk zu verbinden.

Ein weiteres Feld außerhalb der IT Bereiche Bei jungen Mitarbeitern wird zunehmend die IT Ausstattung am Arbeitsplatz ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl.

Das iPhone und iPad kann hier als Vorreiter im Bereich der “Customerization” gesehen werden. Laut einer Forrester Studie unterstützen bereits heute 37% der Unternehmen in Nordamerika und Westeuropa iPhone, für 2012 soll dies sogar auf 55% ansteigen. 42% der Entscheider/ Unternehmen unterstützen oder planen eine Unterstützung des iPads. (weitere Infos siehe iPhone News Blog).

In südamerikanischen Ländern oder Indien und China ist die Nutzung von privatem IT Equipment im professionellen Umfeld bereits deutlich weiter fortgeschritten, als in Europa oder USA, wo deutlicher Handlungsbedarf besteht.

Kein reines IT Thema

Die zunehmende Customerization von Technologie ist kein reines IT Thema. Vielmehr sind hier ebenso Bereiche mit oft geringer IT Affinität, wie HR gefragt. So befinden wir uns derzeit in einem Paradigmenwechsel von der heutigen Belegschaft hin zur Generation Y, die völlig andere Erwartungen an die Arbeitswelt besitzt. Diese sind in verschiedensten HR Tätigkeitsbereichen mitzudenken: Im Recruiting und der Entwicklung von Talenten, im Employer Branding, in der Motivation der Mitarbeiter. Eine reine HR Brille würde jedoch zu kurz greifen: Die erwähnten Kostenpotenziale in bestimmten Bereichen, Produktivitätspotenziale des Einzelnen lohnen näherer Betrachtung.

Veränderungen in diesem Bereich werden, insbesondere in großen Unternehmen mit heterogener Mitarbeiterstruktur und größeren Altersunterschieden in der Belegschaft nicht ohne Spannungen und Friktionen ablaufen. Intelligente Change-Begleitung kann hier  neben maßgeschneiderten und der Kultur und Situation angepassten Konzepten einen wesentlichen Beitrag zur wirkungsvollen und nachhaltigen Umsetzung bieten.