Change Kommunikation – (Das Change Management 3×3 – Teil 6)

Change InszenierungKernthema 2 – Die fortwährende Beobachtung und Steuerung  der Change Kommunikation

Im letzten Teil hatten wir uns auf das eher vorbereitende Thema Change-Inszenierung fokussiert. Im heutigen Teil geht es um die während des gesamten Change-Vorhabens gleichsam wichtige Change-Kommunikation.

Folgt man dem im deutschsprachigen Raum schon mit gewissem Kultstatus belegten Soziologen Niklas Luhmann, so kann man Unternehmen als fortgesetzte Kommunikation bzw. fortgesetzte Entscheidungen konzeptualisieren. Nicht die Summe der Menschen macht eine Organisation aus, sondern vielmehr rein deren Kommunikation und auch nur dann, wenn sie nicht flüchtig ist, sondern fortwährend von anderen in der Organisation aufgegriffen und fortgesetzt wird und besonders in Unternehmen zu entsprechenden Entscheidungen führt.

Die neue Change-Kommunikation

Für Change-Vorhaben hat diese Sichtweise signifikante Auswirkungen: Wer kennt das Problem nicht, dass Changevorhaben mit großem “Tamtam” gestartet werden, um dann in der Bedeutungslosigkeit durch mangelnde Kommunikation zu verschwinden? Nur die fortwährende Beschäftigung damit, die fortwährende Aufrechterhaltung und Verbreitung der Kommunikation über die Veränderung und besonders über den gewünschten Zielzustand ist entscheidend für die Annahme und Umsetzung der Veränderung. Wichtig ist aus dieser Perspektive dann auch die Tatsache, dass es nicht (nur) um die Veränderung des Verhaltens von Individuen geht, wie so häufig beschrieben, sondern vielmehr auch um den Raum zwischen diesen Individuen, den Relationen, die mit Kommunikation gefüllt werden.

Nicht nur die Idee der klassischen Change-Kommunikation, “Wie erstelle ich einen zeitlichen Kommunikationsplan und welches Medium nutzen wir wann?”, ist wichtig. Es geht vielmehr um die Nutzung moderner, heute verfügbarer Methoden und Ansätze, um die Kommunikation bei
Changevorhaben gezielt und mit hoher Wirksamkeit zu gestalten. Dabei sollen im Folgenden drei Felder angerissen werden:

  • Erkennen und Verstehen der Kommunikationsnetzwerke im Unternehmen
  • Gezielte Ansprache und Nutzung von Schlüsselpersonen im Netzwerk
  • Kommunikationsstrategie in Einklang mit Gesamtinszenierung und situativen Bedürfnissen

Erkennen und Verstehen der Kommunikationsnetzwerke im Unternehmen

Klassische Changekonzepte nutzen meist eher einfache Kommunikationskonzepte: Die Zieldesigns der Veränderung werden von einem Kernteam entwickelt und von diesem gesteuert dann top-down kaskadiert in der Organisation “vergemeinschaftet”. Die erfolgt meist durch Workshops, Townhall Meetings oder andere Verfahren, die einzelne Abteilungen oder Bereiche ansprechen.
Neben der Hierarchie als leitende Struktur für die Kommunikation sind jedoch auch andere Ansätze denkbar. Mit dem modernen Instrument der Netzwerkanalyse haben wir gute Erfahrungen gemacht, die tatsächlichen Kommunikationsstrukturen und informellen Netzwerke einer Organisation gezielt und schnell zu ergründen und so für eine chirurgisch minimal-invasive Kommunikationssteuerung nutzbar zu machen. Anstatt wie in der klassischen Stakeholderanalyse Promotern, Neutrale oder Opportunisten des Change zu identifizieren, bietet das Verfahren der Netzwerkanalyse die Möglichkeit, gezielt die Struktur der Kommunikation im Unternehmen transparent zu machen und für die Kommunikation zu nutzen.

Gezielte Ansprache und Nutzung von Schlüsselpersonen im Netzwerk

Über die Netzwerkanalyse können nun gezielt zentrale Schlüsselpersonen der informellen Netzwerke identifiziert und für die Change-Kommunikation nutzbar gemacht werden. In der bereits verwendeten Theatermetapher sind dies Opinion Leaders, Theater Kritiker oder wichtige Persönlichkeiten, deren Meinung entsprechend im gesamten Unternehmen ausstrahlt. Dies ermöglicht eine gezieltere Kommunikation, Ansprache und Betreuung dieser Personen jenseits hierarchischer Ebenen. “Versteckte Graue Eminenzen” können identifiziert und aktiver in den Change Prozess Eingebungen werdn.

Kommunikationsstrategie in Einklang mit Gesamtinszenierung und situativen Bedürfnissen

Auch der Theatermetapher folgend sollte die Kommunikationsstrategie entsprechend an die Gesamtinszenierung angepasst werden. So sind Ansätze wie die “Einbindung der Zuschauer als Akteuere an entscheidenden Stellen des Improvisationstheaters”, eine “Aktive Pausengestaltung”, eine “Aktive Platzierung der Theaterkritiker im Publikumsraum”, etc. Dabei sollte die Kommunikationsstrategie wie hier angedeutet einerseits eine entsprechende Vorplanung im Rahmen der Gesamtinszenierung erfahren, andererseits aber auch die Flexibilität besitzen, auf situative Bedürfnisse zu reagieren. Gerade dies ist jedoch nicht immer einfach und setzt ein gewisses Verständnis über die Mechanismen von Veränderung nicht nur auf Expertenebene, sondern auch im Management voraus.

An diese situativen Bedürfnisse werde ich im kommenden Beitrag anknüpfen.