Das Buch und die Autor*innen

Im heutigen Buch geht es wieder einmal um das Thema Team. In diesem Falle um die Selbstorganisation von Teams, die in vielen Ansätzen des New Work und Agilen Arbeitens ein wesentlicher Bestandteil und damit deren Funktionieren eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung ist. Die Autor*innen des Buchs, Babette Brinkmann und Karl Schattenhofer sind beide Diplompsychologen, Gruppendynamik, Coaches und Supervisoren. Babette Brinkmann ist als Professorin für Psychologie an der TH Köln aktiv, Karl Schattenhofer in der Praxis als Berater tätig, somit gute Voraussetzungen, ein sowohl theoretisch fundiertes, wie praktisch relevantes Werk zu schaffen. Das Buch umfasst 225 Seiten und ist im Dezember 2022 als Hardcover im Vahlen Verlag erschienen.

Der Klappentext beschreibt das Buch als “einzigartiges und notwendiges Grundlagenwerk”, das Teams und Führungskräften hilft, “sich auf die entscheidenden Herausforderungen zu konzentrieren, damit Selbstorganisation gelingen kann.” (Brinkmann/ Schattenhofer, 2022) Bei diesem Anspruch ist es für uns Grund genug, das Buch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und so steigen wir auch gleich in die Inhalte ein:

Die Brinkmann und Schattenhofer beschreiben in ihrem Buch in Form einer praxisorientierten „Studie“ die Erkenntnisse aus Beobachtungen und Interviews mit 9 selbstorganisierten Teams aus 5 Organisationen.

Die Inhalte

Das Buch ist in 7 Kapitel unterteilt, die jeweils 2 bis 6 Unterkapitel beinhalten. Ergänzend gibts neben dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis, das alle drei Gliederungsebenen beinhaltet auch eine kompaktere Inhaltsübersicht mit Kapiteln und Unterkapiteln, eine Einleitung und ebenso ein vierseitiges Literaturverzeichnis. Ein Stichwortverzeichnis fehlt.

  • Die Einleitung gibt zunächst einen Überblick über die Struktur des Buchs.
  • Kapitel 1 – Die Gruppe und das Team schafft zunächst eine grundlegendes Verständnis, was die Autor*innen unter dem Teambegriff verstehen. Dabei betonen sie drei Aspekte, mit denen wir am xm-institute mit der von uns genutzten Team Definition nach SySt(r) gut mitgehen können. So bedarf es neben einer gemeinsamen Aufgabe einer gewissen gegenseitigen Abhängigkeit unter den Beteiligten, gewisse Gestaltungsspielräume sowie ein gewisses Kennen und eine gewisse Beziehung der Mitglieder zueinander. Sie identifizieren weiters sieben Merkmale eines Teams, die auch als Grundlage zur Strukturierung der Teaminterviews diente. Diese werden sodann in weiteren Unterkapitel konkreter vorgestellt. Interessant finde ich hierbei die Differenzierung in eine innere und äußere Umwelt eines jeden Teams sowie die Unterscheidung von den drei grundlegenden Aufgaben eines jeden Teams: 1. Auftrag/ Produkt/ Dienstleistung, 2. Erfüllung der Bedürfnisse und Erwartungen der Mitglieder und 3. Bildung, Erhalt und Entwicklung des Teams. Diese Unterteilung erinnert stark an den Dreiklang des TZI Modells der themenzentrierten Interaktion, welches sicherlich eine gute Strukturierung der Aufgaben darstellt. Auch die vielzitierten Phasen der Teamentwicklung von Tuckmann dürfen nicht fehlen. Gut finde ich hier die kritische Reflexion des Modells mit seiner empirischen Fragwürdigkeit eines linearen Phasendurchlaufs, wie er heute noch immer häufig in vielen Trainings gepredigt wird. Vielmehr nutzen die Autor*innen ein vereinfachtes Modell von 3 Phasen, bei denen sie dir Formierung, die Zusammenarbeit und die Phase der Krise/ Wandlung unterscheiden. Abschließen sei auch noch die nützliche Differenzierung von drei Leitungsformen im Sinne von Steuerungsnotwendigkeiten genannt, die Brinkmann/ Schattenhofer zum Abschluss des Unterkapitels zu den Merkmalen von Teams beschreiben. Sodann folgen in den weiteren Unterkapiteln Exkurse zur Selbstorganisation, der Geschichte von Teams und Teamforschung in Organisationen sowie die Darstellung von Forschungsergebnissen zum Zusammenhang von Gruppen und Arbeitsleistungen.
  • Kapitel 2 – Die Studie geht etwas genauer darauf ein, wie die Erkenntnisse entstanden sind, die die weiteren Kapitel beschreiben. Brinkmann/ Schattenhofer haben hierzu keine repräsentative quantitative wissenschaftliche Studie zu Erfolgsfaktoren selbstorganisierter Teams durchgeführt, aber dennoch mit einer explorativen Interviewbefragung sorgfältige Arbeit geleistet. Sowohl in der Dokumentation des Vorgehens, wie auch im Vorgehen selbst. So haben sie aus verschiedenen Organisationen 9 “selbstorganisierte” Teams mit Hilfe von 43 Teammitgliedern interviewt. Ergänzend wurden die jeweiligen Führungskräfte befragt, die diesen selbstorganisierten Teams zugeordnet waren. Um Schlüsse ziehen zu können, gab es fünf Forschungsaufgaben:
    • Darstellung eines Bildes zur inneren Ordnung des Teams
    • Zeichnen einer Lebenslinie des Teams
    • Analyse der thematischen Grenzen der Kommunikation in den Teams – was darf, was darf nicht besprochen werden
    • Analyse der Handlungs- und Entscheidungsspielräume des Teams
    • Darstellung der Außengrenzen des Teams
    • Und ergänzend mit den Führungskräften: Reflexion des Führungshandelns in der Selbstorganisation.
  • Kapitel 3 – Untere Partnerorganisationen: Hier werden zunächst die an der Studie beteiligten Partnerunternehmen und deren Wege in der Selbstorganisation näher vorgestellt. Es handelte sich um Saint-Gobain Bearings, Audi Business Innovations GmbH, Deutsche Telekom IT GmbH, dimeto GmbH und Lilly Deutschland GmbH. Im folgende Unterkapitel werden dann knapp die Frameworks und Tools zusammengefasst, die für die Unternehmen auf ihrem Weg handlungsleitend waren: Holacracy, Reinventing Organizations (Teal Organization), Augenhöhe Filme, Agile Arbeitsformen und SCRUM, KANBAN, Gewaltfreie Kommunikation, “Clear the air” und Feedback. Abschließend werden noch die in den Organisationen genutzten Entscheidungsverfahren in selbstorganisierten Teams besprochen.
  • Kapitel 4 – Die Unterschiedlichkeit der Teams und die verbindende Kultur der Selbstorganisation liefert sodann Steckbriefe aller untersuchten Teams, die Unterschiede deutlich machen. Als Gemeinsamkeit über alle Teams wird die Teamkultur identifiziert, die dann in einem weiteren Unterkapitel vertieft besprochen wird.
  • Kapitel 5 – Die sechs Teamaufgaben der Selbstorganisation: Diese Kapitel widmet sich intensiv den identifizierten sechs Teamaufgaben der Selbstorganisation, die erfolgreiche Teams ausmachen. Dabei wird auf jede der Aufgaben eingegangen und viele Aspekte zu den einzelnen Aufgaben vertiefend erläutert. Die sechs Aufgaben sind:
    • Mit der Außengrenze umgehen
    • Den Zusammenhalt wahren und für Kontinuität sorgen
    • Der Zusammenarbeit Form geben
    • Führungsaufgaben verteilen und Führung organisieren
    • Mitgliedern als Personen Platz geben
    • Lernen aus den Erfahrungen als Team
  • Kapitel 6 – Führung die stärkt statt stört – Herausforderungen an die Führung in der Selbstorganisation widmet sich dann vertiefend der Frage nach der Führung von selbstorganisierten Teams. Braucht es diese überhaupt? Wie kann sie gelingen?  Welche Aufgaben hat Führung von Selbstorganisierten Teams? Welchen Herausforderungen muss sie sich stellen?
  • Kapitel 7 – Auf dem Weg zum Erfolg – Teams in der Selbstorganisation initiieren, entwickeln, beraten: Das abschließende Kapitel fasst abschießend die Erfahrungen zusammen, die sich mit dem Weg in die Selbstorganisation auseinandersetzen.

Das Fazit

Mir hat das Buch äußerst gut gefallen. Es gelingt Brinkmann und Schattenhofer auf eine sehr gelungene Weise Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Die sechs Teamaufgaben sowie der Führungsblick decken die auch aus unserer Erfahrung heraus wichtigsten Aspekte selbstorganisierter Teams auf gute und einfache Weise ab und bieten so allen Führungskräften, Experten und Beratern eine gute pragmatische Orientierung. Die Grundlagen sind fundiert und helfen, das Thema einzuordnen und zu verstehen. Sollte man mit den Frameworks, Methoden und Tools nicht vertraut sein, sollte man andere Bücher zu Rate ziehen. Diese Sammlung und Vermittlung ist aber auch nicht das zentrale Anliegen des Buchs. Vielmehr geht es den Autoren meines Erachtens nach um die Fokussierung auf wesentliche Aspekte, die zum Gelingen selbstorganisierter Teams beitragen. Dies ist ihnen äußerst gut gelungen. Somit ist das Buch für all diejenigen besonders geeignet, die Schritte in diese Richtung planen oder begleiten. Aus meiner Sicht zählt das Buch in seiner kompakten, konkreten und fundierten Art zu den Besten dieses Themas und ist somit von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Brinkmann, Julia Babette/ Schattenhofer, Karl (2022). Erfolgreiche Teams in der Selbstorganisation. Vahlen: München.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.