Ernst Weichselbaum - Buchbesprechung - xm-institute - Dr. Oliver MackDas heutige Buch läuft unter “Pfläging bei Vahlen” und ist von Nils Pflegling herausgegeben. Doch im Buch geht es nicht um Pfläging, sondern vielmehr um einen in Fachkreisen in Österreich geschätzten, über die Grenzen hinaus jedoch häufig unbekannten “Rockstar der fraktale Fabrik” oder “Deming Österreichs”, der in seiner Laufbahn mit seinem “Weichselbaum-System” nicht nur als Geschäftsführer den Büromöbel Bene reorganisiert, sondern nun auch seit über 25 Jahren als Berater Unternehmen unterstützt, “leaner” zu werden. So wundert es nicht, wie Pfläging schreibt, dass Größen des “Lean Management” oder “New Work” wie Daniel T. Jones (Die zweite Revolution in der Automobilindustrie) oder Riccardo Semler (SEMCO) zu ihm nach Österreich gereist sind.

Das Buch selbst dokumentiert erstmalig das Weichselbaum-System in vier Kapiteln und 90 Leitsätzen. Dabei gliedern sich die vier Kapitel wie folgt:

  1. Grundgedanken des Weichselbaum-Systems: Hier werden die Grundlagen des Systems vermittelt.
  2. Theorie und Praxis der Nahtstellenorganisation: Ein Kernbereich des Systems ist die  Zeitorientierte Unternehmensführung. Ein Gedanke, der auch im Lean stark betont wird. Dieser wird im Kapitel 2 näher erläutert.
  3. Zum Beispiel so!: Beschreibt konkrete Aspekte der Umsetzung in die Praxis.
  4. Anregungen für Woller aller Art: Gibt Hinweise und Konzepte für die Organisationsgestaltung.

Jeder Leitsatz ist gleich aufgebaut. Es gibt ein wörtliches Zitat von Weichselbaum, erklärende Erläuterungen und teilweise unterstützende Grafiken. Auch wenn es im Buch den Hinweis gibt, dass die Leitsätze auch in beliebiger Reihenfolge erschlossen werden können, so empfehle ich persönlich das Buch linear zu konsumieren. Es erleichtert die auch so notwendige Beschäftigung und Prozessieren des Gelesenen enorm. Weisheiten wie “Wir können ewig pünktlich sein, aber nicht ewig wachsen.” (S. 31) oder “Vom Standpunkt des Alten ist das Neue immer Falsch.” klingen beim ersten Hinsehen einfach, fast schon trivial. Geht man hier aber in die Tiefe und kombiniert dies mit den Beobachtungen der eigenen Erfahrungswert, wird schnell deutlich, was das System ausmacht und wie neuartig und anders nicht die Denkweise, sondern deren Umsetzung im heutigen Unternehmensalltag doch ist. Mit Aussagen wie “Der Bauer ist nicht blöd – wir sind blöd.”, wird sehr plastisch vor Augen geführt, wo uns die Industrialisierung mit ihrer Takt und und der Idee der Kapazitätsauslastung hingeführt hat. Arbeitet ein Bauer dann, wenn es notwendig ist und ruht, wenn weniger Arbeit vorhanden ist, so haben wir versucht, mit der Idee der Kapazitätsauslastung auch die Arbeitsleistung so stark zu vertakten, dass wir uns weniger an den tatsächlichen Bedürfnissen von Kunden, sondern mehr am diktierten Rhythmus der gleichmäßigen Arbeitszeit orientieren. Dass dies in den meisten heutigen Märkten irreführend oder zumindest schwierig ist, wird in diesem Buch umfassend deutlich.

Abschließend ergänzt wird das Buch mit einem kleinen hilfreichen Glossar, einer Literaturliste und ein paar weiteren Literaturhinweisen, die über QR-Code schnell aufrufbar sind.   

Alles in allem ein sehr kompaktes Büchlein, das nicht durch unnötiges Volumen und Umfang überzeugt, sondern durch den kompakten, gut durchdachten, praktisch sofort inspirierenden Inhalt. Keine Kochrezepte, aber Leitsätze, die es in sich haben. Es sei nicht nur Beratern, sondern jeder Führungskraft empfohlen, die sich ein wenig näher mit moderner Produktion/ Unternehmensführung und New Work fundamental  auseinandersetzen möchte. 

Weichselbaum, E. (2020). In jedem Unternehmen steckt ein besseres. Vahlen.