Svenja Hofert - Hört auf zu coachen! - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDie Autorin und das Buch

Das heutige Buch ist eine überarbeitete Neuauflage eines Buches, das früher bei Kusel erschienen ist und vergriffen war und nun bei Vahlen kürzlich in angepasster, überarbeiteter Form wieder aufgelegt wurde. Es kommt in klassischem Vahlen Paperback und umfasst gut 185 Seiten.

Die Autorin, Svenja Hofer ist auch keine Unbekannte: Sie ist Beraterin und Coach im Bereich Führungskräfteentwicklung, Keynote Spenderin und Autorin mehrerer Bücher. Hofert ist Master of Science in Wirtschaftspsychologin (Ms.Sc.) und hat einen M.A. (Magister Artium) der Universotät Köln. Sie ist systemische Hypnotherapeutin, Organisationsberaterin und hat verschiedene systemische und therapeutische Ausbildungen absolviert.

Das Buch “Hört auf zu coachen!” trägt den Untertitel “Wie man menschen wirklich weiterbringt.” Und folgt der Grundthese, dass Coaching häufig von einer undifferenzierten Persönlichkeit ausgeht, die die Entwicklungsstufe des Menschen nicht ausreichend berücksichtigt und so nicht gut wirksam werden kann. In ihrem Buch versucht die Autorin als Lösung von einem Entwicklungsmodell auszugehen und so verschiedene Coachingformen und -methoden zu differenzieren. Doch schauen wir uns dies genauer an.

Die Inhalte

Das Buch ist neben Vorwort, Prolog, einer Schlussbitte, Literaturverzeichnis und Sachverzeichnis in 6 Hauptkapitel gegliedert:

  • Nach dem Prolog, in dem ein fiktiven Gespräch über Coaching auf einer Party erzählt wird, geht es im Kapitel 1 “Hört auf zu coachen!” um das Problem des unwirksamen Coachings und dem Fokus auf spezifische Schulen und Methoden auf Seite der Coaches.
  • Kapitel 2 “Die innere Reise des Menschen” beschreibt dann unterschiedliche Coachingbedürfnisse unterschiedlicher Coachees und identifiziert die mangelnde Berücksichtigung der “Ich-Entwicklung” als “blinden Fleck” des Coaching.
  • Im Kapitel 3 “Die wundersame Ich-Entwicklung” erläutert Hofert zunächst ihren Kontakt als Psychologin mit dem Konzept der “New Big Five” von McAdams/ Pals. Diese machten deutlich, dass es unterschiedliche Denklogiken bei unterschiedlichen Menschen gibt, die nicht nur von ihrer Persönlichkeit, sondern auch von anderen Faktoren, wie Kultur, Erlebnissen oder den hieraus entstandenen Wertvorstellungen geprägt sind. (McAdams/ Pals, 2006). Dann erweitert sie diesen Blick noch um ihre Entdeckung von Thomas Binders Arbeit zur Ich-Entwicklung und damit verbundenen Entwicklungsmodellen der Persönlichkeit (Binder, 2015). Hieraus nutzt sie in abgewandelter Form sechs Entwicklungsphasen oder Modi, die sie im weiteren Verlauf des Buches nutzt, um Coachingbedürfnisse zu differenzieren. Dabei betont sie auch, dass diese Modelle nicht als Entwicklungsstufen zu verstehen seien. Dies kann ich nur mit unserer Skepsis hier am xm-institute zu Entwicklungsmodellen voll unterstreichen. Daher wählt Hofert die Bezeichnung Phase/ Modus und differenziert zwischen “Ego”, “Wir”, “Richtig”, “Effektiv”, “Flexibel” und “Flexibel+”. Je nach Phase/ Modus hat laut Hofert der Coaches eine andere Form des Denkens, Handelns und der Wahrnehmung. Auf insgesamt 51 Seiten beschreibt Hofert diesen Blick und die spezifischen Merkmale dieser Phasen/ Modi.
  • Kapitel 4 “Coaching für Entwicklung und Veränderung” betont dann auf 12 Seiten, dass die Kenntnis der Ich-Entwicklung nicht ausreicht. So beschreibt hier Hofert Ergebnisse der Forschung, welche Aspekte für die Wirksamkeit von Coaching wichtig sind. Auch werden No-Go’s, aber auch die Ich-Entwicklugn des Coaches ebenso beschrieben, wie Ideen zu einer Weiterentwicklung der Coachingausbildung.
  • Das Kapitel 5 “Über diese Brücken muss Du gehen” (34 Seiten) beschäftigt sich mit Übergängen zwischen Phasen/ Modi. Die Autorin beschreibt hier die 5 Übergangs-Brücken mit Beispielen und Handlungsempfehlungen.
  • Kapitel 6 “Praxisteil – phasenbewusst coachen” ist blau umrandet und damit speziell im Buch gekennzeichnet. Auf 26 Seiten liefert es verschiedenste Gedanken und Interventionen zur Ich-Entwicklungs-orientierten Coachingarbeit. Ferner sind 7 konkrete praktische Übungen beschrieben, die sich laut Hofert besonders für diese Form von Coaching eignen. In einem grau umrandeten Abschluss-Teil liefert die Autorin ferner Reflexionsfragen, die helfen sollen, die eigenen Denk- und Handlungslogik zu erkunden und helfen bei der Selbstreflexion.

Das Fazit

Das Buch ist gut lesbar und sehr praktisch gehalten. Inhaltlicher Kern ist die Idee eines differenzierteren Coaching, das sich weniger an verschiedenen Coachingschulen oder Interventionen der Coaches orientiert, sondern vielmehr den Coachee und damit die Wirksamkeit des Coachings ins Zentrum stellt. Ähnlich wie bereits Richard Bandler und John Grinder mit NLP versuchten, den Mustern erfolgreicher Psychotherapie auf die Spur zu kommen, versucht sich dieses Buch an einem Ansatz, der über ein Modell der Ich-Entwicklung helfen soll, ein besseres Wirkverständnis von Coaching erzeugen. Damit liefert es Coaches aber auch Beratern, die sich mit einem Entwicklungsmodell-orientierten Coaching näher auseinandersetzen wollen einen umfassenden Einstieg und wertvolle Hinweise für die Umsetzung.

Hofert, Svenja. (2024). Hört auf zu Coachen – Wie man Menschen wirklich weiterbringt. Vahlen: München. (Amazon Affiliate Link)

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.

Weitere ausgewählte Bücher von Svenja Hofert

Hofert, S./ Visbal, T. (2021). Teams & Teamentwicklung – Wie Teams funktionieren und wann sie effektiv arbeiten. Vahlen. (Amazon Affiliate Link)

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Hofert, S./ Thonet, C. (2018). Der agile Kulturwandel – 33 Lösungen für Veränderungen in Organisationen. SpringerGabler. (Amazon Affiliate Link)

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Weitere verwendete Quellen

Binder, T. (2015). Persönlichkeitsentwicklung und Beratungskompetenz. Ich-Entwicklung von Beratern und Führungskräften im Rahmen von Weiterbildungsprogrammen. Dissertation. Freie Universität Berlin. https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7257

McAdams, D. P., & Pals, J. L. (2006). A new Big Five: Fundamental principles for an integrative science of personality. American Psychologist, 61(3), 204–217. https://doi.org/10.1037/0003-066X.61.3.204