Das Autor und das Buch
Klaus Eidenschink ist kein Unbekannter: Als renommierter Coach und Unternehmensberater betreibt er unter anderem das Hephaistos Coaching Zentrum München und sitzt in der Geschäftsleitung des Gestaltungstherapeutischen Zentrums Würmtal. Vom Hintergrund ist er Theologe, Philosoph und Psychologe. Auch wir hatten bereits hier auf dem Blog ein Buch von Ihm zum Thema „Narzissmus“ genauer unter die Lupe genommen. Heute geht es um sein neuestes Werk „Das Verunsicherungsbuch“ mit dem Untertitel „Warum das Gute auch schlecht ist. Für Coaches und andere Mutige“. Es umfasst gute 200 Seiten und ist bei Carl-Auer erschienen. Laut Buchrückseite „Dieses Buch reflektiert 50 Themen, die besonders für Coaches und Berater von Bedeutung sind, im Grunde aber für alle, die sich und ihre Mitmenschen besser verstehen lernen wollen. Klaus Eidenschink hinterfragt grundlegende Aspekte von Beratung, die gängigerweise als gut, richtig, erstrebenswert oder glücksverheißend gelten. Er lenkt dabei den Blick auf Fragen, die in der Praxis von Coaches und Beratern häufig vernachlässigt werden oder unbeantwortet bleiben: Was ist denn eigentlich das Bessere? Und für wen? Woran lässt es sich erkennen? An guten Gefühlen? Beim Einzelnen? In dessen Umfeld?“
Die Inhalte
In 50 kleinen Kapiteln behandelt Eidenschink unterschiedlichste Gedanken und Aspekte. Vorangestellt ist das Kapitel „Zum Start: Die Ambivalenzen im Guten,
Richtigen und Wahren“, in dem Eidenschink die Frage öffnet, ob man gut, richtig und wahr als Kategorien allgemeingültig festlegen und greifen kann. Die Grundthese, die er dabei vertritt ist, dass dies unmöglich ist. Wenn Berater wie auch Klienten nicht eindeutig wissen können, was richtig, wahr oder gut ist, wie kann man dann gemeinsam arbeiten und zu Entscheidungen kommen? Dies wird in den 50 Folgeessays naher beleuchtet. Die Essays können unabhängig voneinander gelesen werden und umfassen je bis zu 5 Seiten.
In den Essays geht es um eine breite Fülle an Fragen. Hier ein kleiner beispielhafter Einblick:
- Ist das was man will auch immer gut? Oder vermeiden wir hiermit teils Schmerz, den wir auch erleben sollten.
- Ist Selbstverbesserung überhaupt immer erstrebenswert? Oder leidet hierbei vor allem die Selbstakzeptanz.
- „Solle das innere Kind Heimat finden“, wie dies Psychologin Stahl in ihrem Bestseller fordert? Oder ist diese Metapher teils eher hinderlich, so gut sie auch klingt.
- Ist helfen wollen im Coaching vielleicht sogar schädlich?
- Sollte man sich verwöhnen?
- Ist Wahrheit gewiss?
- Was ist eigentlich „Erfolg“?
- „Authentisch sein in sozialen Rollen“?
- Und Nr. 50: Böse und Gut
Abschließend macht der Autor im Kapitel „Zum Schluss: Sicher werden im Umgang mit Unsicherheit“ nochmals deutlich, dass es für ihn kein absolutes kontextunabhängioges „günstig“ oder „ungünstig“ gibt. Und so gilt es Entscheidungen unter Ungewissheit zu treffen, ohne Klarheit zu haben und hierfür auch Verantwortung zu übernehmen. Sein Plädoyer zielt auf eine immerwährende nie endende Dynamik zwischen Beobachtung, Entscheidung und Reflexion, ohne absolute und endgültige Festlegungen. Er streift abschließend Aspekte wie Verantwortung, Mut, Offenheit oder Freiheit und appelliert an das gemeinsame Denken, Erkunden und Infrage stellen, anstatt des Rechthabens.
Am Ende des Buchs befindet sich ein 8-seitiges Literaturverzeichnis.
Das Fazit
Gerade für Berater und Coaches, aber auch für Führungskräfte bietet das Buch eine Fülle von Gedanken, um die eigene Position und das eigene Handeln zu reflektieren. Vieles, was in der Unternehmenswelt, auch durch BeraterInnen an Sicherheit geschaffen wird ist trügerisch. „Das Richtige“, „das Wahre“ oder „Das Gute“ zu tun, ist für Führungskräfte wie auch für Berater zwar häufig das Ziel. Doch macht das Buch deutlich, dass es so einfach nicht ist und dass es erlaubt ist, vielleicht sogar die Pflicht ist, stetig verunsichert zu bleiben. Die kurzen Essays erlauben dies in Häppchen einzunehmen und sein selbstverständliches Denken und Handeln aus verschiedensten Blickwinkeln zu betrachten. Sie liefern weniger Antworten als Denkfutter und ermöglichen so die Reflexion.
Für mich ein wunderbares Buch für alle BeraterInnnen, Coaches und Führungskräfte, aber auch für Expertinnen aus dem HR und OE Bereich. Weihnachten ist vorbei, aber die nächste Gelegenheit kommt bestimmt, um dieses aus meiner Sicht empfehlenswerte Buch zu verschenken. Oder man schenkt es sich einfach selbst.
Eidenschink, K. (2024). Das Verunsicherungsbuch. Carl-Auer: Heidelberg.
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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.
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