Es finden sich aktuell schon viele neue Namen für HR in Unternehmen: People & Culture, People Management, People & Transformation, People & Organisation und viele andere mehr. Dies ist aus meiner Sicht nicht falsch und ein Versuch, sich von der klassischen Personalabteilung, die ihren Fokus auf die Verwaltung des Personals hatte nicht nur inhaltlich, sondern auch begrifflich abzugrenzen. Sie soll nicht zuletzt die Bedeutung der Menschen in Organisationen in einer zunehmend technisierten und automatisierten Welt deutlich machen. 

Doch die Arbeitswelt befindet sich wie noch nie in einem rasanten Wandel. Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern wird zunehmend ein fester Bestandteil der täglichen Arbeit. Noch nutzen viele Unternehmen Chat-Clients wie GPT oder Copilot als Berater der Mitarbeitenden, doch schon bald wird es auch KI Agents geben, die automatisiert Aufgaben übernehmen werden. Während Unternehmen diese neue Technologien implementieren, steht eine zentrale Funktion vor einer grundlegenden Neuausrichtung: die Personalabteilung. Was früher als Human Resources (HR) bekannt war, könnte zukünftig als Agenten Resources (AgR – sprich „Aitsch-Ahr“) fungieren – eine Funktion, die nicht nur Menschen, sondern auch KI-Agenten koordiniert und deren Zusammenspiel gestaltet.

Die neue Rolle der Personalabteilung

Traditionell kümmert sich HR um die Gewinnung, Entwicklung und Bindung von Mitarbeitenden. Doch die Integration von KI-Agenten bringt neue Herausforderungen mit sich, die über klassische Personalthemen hinausgehen. Personalabteilungen könnten  zukünftig auch dafür verantwortlich sein, ein harmonisches, produktives und ethisches Zusammenspiel zwischen menschlichen und KI-Agenten sicherzustellen. Diese Transformation erfordert einen grundlegenden Perspektivwechsel: Von der Fokussierung auf Menschen hin zu einem dualen Ansatz, der sowohl menschliche als auch digitale Agenten umfasst.

Warum die Transformation notwendig ist

  1. KI als Teammitglied
    KI-Agenten werden zunehmend Aufgaben übernehmen, die zuvor von Menschen erledigt wurden – von der Datenanalyse über Entscheidungsunterstützung bis hin zur Kommunikation. Sie sind keine Werkzeuge mehr, sondern integrale Bestandteile von größeren Prozessen und Teams. Doch wie gestaltet man eine effektive Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine?
  2. Veränderte Kompetenzanforderungen
    Die Einführung von KI erfordert neue Kompetenzen auf Seiten der Mitarbeitenden. Gleichzeitig müssen Personalabteilungen sicherstellen, dass KI-Agenten so trainiert und programmiert sind, dass sie die Unternehmenswerte und -ziele unterstützen.
  3. Governance und Verantwortung
    Wer trägt die Verantwortung, wenn ein KI-Agent eine falsche Entscheidung trifft? Welche ethischen Richtlinien müssen eingehalten werden? Diese Fragen machen deutlich, dass Personalabteilungen eine Schlüsselrolle in der Governance übernehmen müssen – nicht nur für Menschen, sondern auch für KI.

Drei Kernaufgaben für die neue AgR-Funktion

1. Design hybrider Arbeitsumgebungen

Personalabteilungen müssen den Rahmen schaffen, in dem Mensch und KI-Agenten effektiv zusammenarbeiten. Dies umfasst:

  • Die Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten für KI-Agenten.
  • Die Gestaltung von Schnittstellen zwischen menschlichen und digitalen Teammitgliedern.
  • Die Etablierung von Kommunikations- und Kollaborationsprozessen, die beide Akteursgruppen berücksichtigen.

2. Agent Lifecycle Management

Ähnlich wie der Employee Lifecycle, umfasst der Agent Lifecycle mehrere Phasen, für die die Personalabteilung zuständig sein sollte:

  • Implementierung: Auswahl und Einführung geeigneter KI-Systeme.
  • Training: Sicherstellen, dass KI-Agenten korrekt trainiert und kontinuierlich angepasst werden.
  • Governance: Regelmäßige Überprüfung der Leistung und Einhaltung von ethischen Standards.
  • Deaktivierung: Geordnete Abschaltung oder Ersatz von KI-Agenten.

3. Förderung der Mensch-KI-Kompetenzen

Ein zentrales Ziel von AgR ist es, Mitarbeitende auf die Zusammenarbeit mit KI vorzubereiten. Dies umfasst:

  • Schulungen: Entwicklung von Trainingsprogrammen, die Mitarbeitende auf den Umgang mit KI-Agenten vorbereiten.
  • Empathie fördern: Vermittlung eines Verständnisses dafür, wie KI denkt und handelt, um Ängste abzubauen und Vertrauen aufzubauen.
  • Feedback-Systeme: Etablierung von Mechanismen, durch die Mitarbeitende Feedback zu KI-Agenten geben können.

Die ethische Dimension

Die Integration von KI bringt nicht nur technische, sondern auch ethische Herausforderungen mit sich. Personalabteilungen müssen sicherstellen, dass KI-Agenten:

  • Entscheidungen transparent und nachvollziehbar treffen.
  • Keine Vorurteile oder diskriminierenden Muster reproduzieren.
  • Die Werte und die Kultur des Unternehmens widerspiegeln.

Hierbei wird die AgR-Funktion zur moralischen Instanz, die sicherstellt, dass KI im Einklang mit den Interessen von Mitarbeitenden und Unternehmen handelt.

Eine neue Vision für Personalabteilungen

Die Umbenennung von HR zu AgR ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern kann Ausdruck dieses tiefgreifenden Wandels sein. Personalabteilungen, die diese Transformation proaktiv gestalten, werden zu zentralen Akteuren der Zukunft – nicht nur als Hüter der menschlichen Ressourcen, sondern als Architekten hybrider Arbeitswelten.

Die Frage lautet nicht, ob Personalabteilungen sich transformieren sollten, sondern wie schnell sie dies tun können. Denn je besser das Zusammenspiel zwischen Mensch und KI funktioniert, desto erfolgreicher wird das Unternehmen in einer zunehmend digitalen Welt agieren.

Die Arbeitswelt der Zukunft ist hybrid. Menschen und KI-Agenten werden Seite an Seite arbeiten, und es ist die Aufgabe von Personalabteilungen, dieses Zusammenspiel zu orchestrieren. AgR – Agents Resources – könnte der Schlüssel sein, um das Potenzial beider Welten zu vereinen.