„Neurons that fire together, wire together.“ – Mit diesem einfachen Satz fasste der kanadische Psychologe Donald Hebb 1949 zusammen, wie Lernen und Verhaltensänderung im Gehirn funktionieren. Doch was hat das mit Führung und Beratung zu tun? Eine ganze Menge.
Was ist Hebb’s Law?
Hebb’s Law beschreibt den Prozess der neuronalen Plastizität: Wiederholte und gleichzeitige Aktivierung von Neuronen stärkt die Verbindung zwischen ihnen. Übertragen auf den Führungsalltag bedeutet das: Verhaltensmuster, Denkweisen und Entscheidungsprozesse festigen sich durch Wiederholung. Führungskräfte prägen also nicht nur durch direkte Anweisungen, sondern vor allem durch kontinuierliche Verhaltenssignale ihre Teams und Organisationen.
Ebenso feuern immer nicht nur einzelne Neuronen, sondern ganze Areale. Sehe ich einen Hund, erzeugt dies im Gehirn nicht nur Assoziationen mit diesem Tier, sondern immer auch mit allen Erfahrungen die ich mit Hunden gemacht habe (Ich hatte einen mit dem ich immer gespielt habe – unser Nachbar hatte einen, der immer gebellt hat und mich vielleicht sogar einmal gebissen hat), andere vergangene Sinneswahrnehmungen (Gerüche, Geräusche, etc.) aber auch Gefühle, die hierdurch entstehen (Glück, Sicherheit, Unsicherheit, Angst, …).
Warum ist das für Führungskräfte relevant?
- Kultur entsteht durch Wiederholung: Unternehmenswerte und -kulturen werden nicht durch ein einmaliges Meeting etabliert. Sie entstehen durch regelmäßig gelebtes Verhalten. Wer als Führungskraft Wert auf Transparenz legt, muss diese Haltung tagtäglich vorleben.
- Veränderung erfordert bewusste Praxis: Neue Arbeitsweisen setzen sich nicht durch bloße Ankündigung durch. Wiederholtes, konsistentes Handeln – von der Führungsebene vorgelebt – verankert neue Prozesse nachhaltig.
- Unbewusste Muster erkennen: Auch unerwünschte Verhaltensweisen können sich einschleifen. Reflexion über eigene Routinen hilft, unbewusste Muster zu identifizieren und aktiv zu verändern.
- Verhaltensänderungen nicht separat betrachten: Bestehende neuronale Verknüpfungen aus vergangenen Erlebnissen bleiben aktiv und feuern bei Veränderung ggf. noch immer und verblassen erst mit der Zeit. Ein bewusstes Training neuer Muster hilft, diese Verbindungen gezielt zu stärken und unerwünschte Automatismen abzubauen.
Was können Sie konkret tun?
- Bewusstes Vorleben: Überlegen Sie, welche Werte Sie durch Ihr tägliches Handeln vermitteln.
- Konsistenz schaffen: Wiederholen Sie gewünschte Verhaltensmuster konsequent, um sie zu verankern.
- Feedback nutzen: Fördern Sie regelmäßiges Feedback, um festgefahrene Muster zu erkennen und gegebenenfalls zu durchbrechen.
- Ganzheitliche Erlebnisse schaffen: Je mehr Sinne gleichzeitig bei Veränderungsprogrammen angesprochen werden und je mehr sowohl die Ratio wie auch Emotionen berührt werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich verändertes Verhalten einstellt.
Hebb’s Law erinnert uns daran: Führung ist kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Jede Entscheidung, jede Interaktion formt neuronale „Spuren“ – bei uns selbst und in unserem Umfeld.
Referenzen
Peter M. Milner (1986). The mind and Donald O. Hebb. In: Scientific American. Band 268/1986, S. 124–129.
Leave A Comment