Thought Bites - Goodharts Gesetz - Oliver Mack xm-instituteIn der Welt der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stoßen wir oft auf ein faszinierendes Phänomen: Sobald wir eine Metrik als Ziel definieren, verliert sie ihre Aussagekraft. Dieses Prinzip ist als Goodharts Gesetz bekannt und hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Art, Erfolg zu messen und Entscheidungen zu treffen.

Die Entstehung des Gesetzes

Charles Goodhart, ein britischer Ökonom, formulierte dieses Gesetz eher beiläufig während einer Konferenz in Sydney im Jahr 1975. Er sagte: “Jede beobachtete statistische Regelmäßigkeit wird tendenziell zusammenbrechen, sobald zu Kontrollzwecken Druck auf sie ausgeübt wird.”[1] Obwohl Goodhart dies zunächst als humorvollen Kommentar meinte, erwies sich seine Beobachtung als äußerst präzise und weitreichend.

Was bedeutet Goodharts Gesetz?

Im Kern besagt Goodharts Gesetz, dass eine Maßnahme aufhört, eine gute Maßnahme zu sein, sobald sie zum Ziel wird[3].Mit anderen Worten: Wenn Menschen oder Organisationen wissen, dass sie anhand bestimmter Metriken bewertet werden, neigen sie dazu, ihr Verhalten so anzupassen, dass sie diese Metriken optimieren – oft auf Kosten des eigentlichen Ziels, das die Metrik ursprünglich messen sollte.

Die vier Formen von Goodharts Gesetz

Experten unterscheiden vier Variationen des Gesetzes[3]:

  • Regressiver Goodhart: Die verwendeten Maßnahmen korrelieren unvollständig mit den eigentlichen Zielen.
  • Extremer Goodhart: Metriken, die in normalen Situationen funktionieren, versagen unter extremen Umständen.
  • Kausaler Goodhart: Das Verhalten beeinflusst die Metrik indirekt, nicht aber das eigentliche Ziel.
  • Widersacher Goodhart: Konfligierende Ziele behindern das Erreichen des eigentlichen Ziels der Metrik.

Praktische Beispiele

Ein klassisches Beispiel für Goodharts Gesetz ist der sogenannte Kobra-Effekt[3]. In Indien unter britischer Kolonialherrschaft setzte die Regierung ein Kopfgeld auf Kobras aus, um ihre Population zu reduzieren. Stattdessen begannen die Menschen, Kobras zu züchten, um das Kopfgeld zu kassieren. Als die Regierung das Programm beendete, wurden die gezüchteten Kobras freigelassen, was die Population letztendlich erhöhte.

Ähnliche Effekte sehen wir heute in vielen Bereichen:

  • Bildung: Wenn Schulen nach Testergebnissen bewertet werden, konzentrieren sich Lehrer oft darauf, “für den Test zu unterrichten”, anstatt eine umfassende Bildung zu vermitteln.
  • Gesundheitswesen: Krankenhäuser, die nach Patientenzufriedenheit bewertet werden, könnten dem Komfort Vorrang vor notwendigen medizinischen Eingriffen geben.
  • Unternehmen: Wenn Quartalszahlen zum Hauptfokus werden, können kurzfristige Strategien langfristiges Wachstum gefährden.

Wie können wir Goodharts Gesetz umgehen?

Um die negativen Auswirkungen von Goodharts Gesetz zu minimieren, können wir folgende Strategien anwenden[3]:

  • Verwenden Sie diverse Metriken statt einer einzelnen Kennzahl.
  • Überprüfen Sie regelmäßig, ob die gewählten Metriken noch relevant und aussagekräftig sind.
  • Fördern Sie Transparenz und offene Kommunikation.
  • Achten Sie auf unbeabsichtigte Konsequenzen und Verzerrungen.

Fazit

Goodharts Gesetz erinnert uns daran, dass die Messung und Bewertung von Leistung ein komplexes Unterfangen ist. Es zeigt uns, wie wichtig es ist, kritisch über unsere Metriken nachzudenken und ihre Auswirkungen zu verstehen. Indem wir uns dieser Herausforderungen bewusst sind, können wir bessere Systeme zur Leistungsmessung und Zielsetzung entwickeln – in der Wirtschaft, der Politik und in unserem persönlichen Leben.

Referenzen

[1] https://forrt.org/glossary/german/goodhart_s_law/
[2] https://economicpoint.com/goodharts-law
[3] https://fourweekmba.com/de/Goodharts-Gesetz/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Goodharts_Gesetz
[5] https://www.scrum.org/resources/blog/velocity-und-goodharts-law
[6] https://berlin-product-people.com/de/agile-gesetze-verteilte-teams/
[7] https://www.lean-agility.de/2024/08/goodharts-law.html
[8] https://www.youtube.com/watch?v=5j3tmXhnRXE