Vordenker der Organisationsentwicklung - Thomas Schumacher - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDie HerausgeberInnen und das Buch

Das vorgestellte Buch ist ein Herausgeberband vom Redaktionsteam der Zeitschrift für OrganisationsEntwicklung (ZOE) und hat den Untertitel “Impulse für wirksame Veränderungsarbeit”. Es ist bei Schaeffer-Poeschel als Hardcover in der blauen Reihe “Systemisches Management” erschienen und hat rund 330 Seiten. Inhaltlich fasst es Beiträge der Zeitschrift ZOE aus der Rubrik “Klassiker der Organisationsforschung” von über 20 Jahren in einem Band zusammen. Die Artikel wurden teils angepasst und überarbeitet und das Buch um einen Rahmen ergänzt. Dieser Rahmen besteht aus zweierlei: 

  1. Einer Einbettung in einen größeren Blick, der in Kapitel 1 durch Thomas Schumacher in genereller Hinsicht und in Kapitel 2 in Form einer Kartographie der Vordenker von Eppler/ Röhl geschaffen wird.
  2. Einer praktischen Ergänzung der Theorien um das praktische Beispiel des VW Dieselskandals, der zunächst in Kapitel 3 von Cunha et al. fachlich aufgearbeitet wird, um dann im Verlauf des Weiteren Buches immer wieder bei jeder Theorie und bei jedem Vordenker herangezogen zu werden, um die jeweilige Theorie etwas mit Praxis zu füllen. 

Es folgen dann in alphabetischer Reihenfolge 25 Beiträge und zum Abschluss ein Schlusskapitel mit abschließenden Betrachtungen und Ausblick von Brigitte Winkler und Oliver Haas.

Die Inhalte

Bei den detaillierten Inhalten möchte ich es meinen Lesern ersparen, hier alle Vordenker detailliert zu beschreiben. Vielmehr möchte ich einen kurzen inhaltlichen Abriss und tieferen Einblick in die Inhalte geben, ohne zu langweilen.

Im Einführungskapitel “Zurück in die Zukunft” setzt Thomas Schumacher den Rahmen für das Buch. Er beschreibt die Herkunft der Beiträge ebenso, wie eine generelle Differenzierung der Organisationstheorien in ihrer instrumentellen und konzeptionellen Relevanz und macht deutlich, dass es neben Management-Moden auch Management- und Organisationstheorien braucht, um wirksame Organisationsberatung und Organisationsentwicklung zu betreiben. So liefern die Theorien im gesamten Prozess von der Analyse und Diagnose, über Interventionsdesigns, Veränderungsmanagement, Reflexion und Erweiterung des Denkens bis hin zur kritischen Reflexion der Praxis und der Berater*innen-Klient*innen-Beziehung wertvolle Impulse für die Praxis. Auch beschreibt Schumacher abschließend die Idee der VW Dieselskandal-Fallstudie, die nach jedem Beitrag die gleiche Frage stellt: “Was könnte der Vordenker*innen zum Dieselskandal gesagt haben?”.

Im zweiten Beitrag erstellen Martin Eppler/ Heiko Röhl eine “Topographie der Pioniere”, in der sie den “Versuch einer organisationstheoretischen Verortung” der Beiträge und ihrer Vordenker versuchen. So werden alle Vordenker*innen in einem Venn-Diagramm nach Soziologie, Psychologie oder Organisation und Führung verortet. Auch werden die wichtigsten Schlüsselkonzepte der Vordenker*innen aufgelistet.

Im dritten Beitrag folgt dann “Der VW-Dieselskandal – eine Zusammenfassung” in dem die wichtigsten Hintergründe und die Chronologie beschrieben werden.

Es folgen als Beiträge folgernde Vordenker von unterschiedlichsten Autor*innen beschrieben (Letztere mögen mir verzeihen, dass ich sie nicht einzeln aufliste, obwohl sie allesamt größtenteils habilitierte und promovierte Kenner ihres Faches sind. Sie sind umfassend im Autorenverzeichnis am Ende des Buchs aufgeführt.):

  • Aaron Antonovsky
  • Chris Agyris
  • Gregory Bateson
  • Peter L Berger und Thomas Luckmann
  • David Bohm
  • Nils Brunsson
  • Michael Crozier und Erhard Friedberg
  • Peter Drucker
  • Anthony Giddens
  • Erving Goffman
  • Bruno Latour
  • Kurt Lewin
  • Niklas Luhmann
  • Niccolò Machiavelli
  • James G. March
  • Henry Mintzberg
  • Rostet Moss Kanter
  • Mary Parker Follett
  • Edgar H. Schein
  • Martin Seligman
  • Peter M. Senge
  • Herbert A. Simon
  • Heinz von Förster
  • Paul Watzlawick
  • Karl E. Weick

Im abschließenden Epilog blicken Winkler und Haas nicht nur auf das Buch zurück, sondern liefern auch einen Ausblick, der Lust auf die Verbindung von Theorie und Praxis aus in Zukunft hat und betont, dass diese Verbindung auch seit jeher das Anliegen der Zeitschrift ZOE war und bleiben wird. 

Das Fazit

Das Buch liefert einen schönen umfassenden Abriss durch die Organisationstheorie und greift wesentliche Schlüsselvordenker*innen auf. Aufgrund der Auswahl nach Reputation und Zitierhäufigkeit waren keine Überraschungen vertreten, was den Sinn des Buches keineswegs schmälert. Inhaltlich sind die Artikel wie auch bereits in der ZOE bei ihrem Erstabdruck kompakt auf den Punkt und gut lesbar. Wer die ZOE abonniert hat, sammelt und/oder die Artikel dort bereits intensiv studiert hat, findet inhaltlich im jeweiligen Beitrag wenig Neues.

Die Erweiterung jedes Beitrags um den Praxisblick auf den Dieselskandal jedoch liefert einen mal tieferen mal breiteren aber immer einen weiteren neuen Aspekt, der die dargestellten Theorien greifbarer machen soll. Mir hat die Idee und Umsetzung hierzu gut gefallen.

Und so sei dieses Buch neben Theorieinteressierten und OE-ExpertInnen auch Studierenden der Betriebs- und Organisationswissenschaften empfohlen, da sie so in kompakter Weise einen schönen Überblick über die Vielfalt der Organisationsgestaltung und -etnwicklugn bekommen.

Schumacher, T./ Eppler, M.J./ Haas, O./ Röhl, H./ Winkler, B. (Hrsg.) (2024). Vordenker der Organisationsentwicklung. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.