Die Autoren und das Buch

Playing to Win - Lafley, Martin - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteA.G. Lafley ist eine zentrale Figur in der Welt des Managements und der Strategieentwicklung. In seiner Rolle als ehemaliger CEO von Procter & Gamble (P&G) gelang es ihm, den Konzern mehrmals neu auszurichten und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Roger L. Martin wiederum war Dekan der Rotman School of Management (University of Toronto) und hat sich als Berater und Autor zahlreicher Publikationen zu Strategie, Design Thinking und Integrativem Denken einen Namen gemacht.

Gemeinsam haben sie „Playing to Win: How Strategy Really Works“ verfasst, das 2013 erstmals erschienen ist und seither in diversen Editionen erhältlich ist. Das Werk hat schnell hohe Aufmerksamkeit erlangt, nicht zuletzt, weil es sehr praxisnah an einem der erfolgreichsten Konzerne der Welt – P&G – zeigt, wie eine gute Unternehmensstrategie gestaltet werden kann. Es ist nun 2024 bei Vahlen in der deutschen Übersetzung unter dem Titel “Playing to win – Wie Strategie wirklich funktioniert” erschienen.

Das Buch umfasst rund 280 Seiten und gliedert sich, neben Einführung, Schlussbetrachtung und einem Anhang zu P&G und mikroökonomischen Grundlagen der Strategie in 8 Kapitel, die jeweils sowohl theoretische Hintergründe als auch praktische Beispiele enthalten. Die AutorInnen versprechen nicht weniger als einen klaren und zugleich anwendbaren Leitfaden zur Strategieentwicklung – und zeigen vor allem, welche Prinzipien einen nachhaltigen Erfolg ermöglichen. Da lohnt einmal ein genauerer Blick.

Die Inhalte

Schauen wir genauer in die einzelnen Kapitel:

  • Einleitung: Wie Strategie wirklich funktioniert
    Zum Start geht es zunächst um den Begriff der Strategie und eine kurze Inhaltsübersicht zu den Inhalten des Buchs.
  • Kapitel 1: Strategie ist Wahlfreiheit
    Hier legen Lafley und Martin die Grundannahme fest: Strategie bedeutet letztlich, sich für einen Weg zu entscheiden, der zum Sieg führen soll. Oft herrscht in Unternehmen Verwirrung darüber, was „Strategie“ eigentlich meint. Die AutorInnen betonen, dass es nicht nur um Ziele geht, sondern um ein klares Wahlprogramm, das festlegt, wie und wo das Unternehmen wirklich gewinnen will. Als Beispiel, das sich durch das gesamte Buch zieht, wählen sie die Strategie von P&G’s Marke der Pflegeserie „Olay“ die hier in Europa „unter „Oil of Olaz“ in den 80er Jahren bekannt war und kläglich vor sich hindümpelte. Auch werden, quasi als weiterer Überblick, in diesem Kapitel quasi im Schnelldurchlauf auch auf die 5 wichtigsten Entscheidungen einer Strategie eingegangen, die dann in den Folgekapiteln näher dargestellt werden.  
  • Kapitel 2: Was ist unser Ziel?
    Hier konkretisieren die Autoren die Idee von „Winning Aspirations“. Damit meinen sie, dass ein Unternehmen (oder eine Organisation) Klarheit darüber braucht, was es tatsächlich erreichen will. Geht es bloß um Gewinnmaximierung oder um Marktführerschaft in einer bestimmten Nische? Oder vielleicht um eine ganz andere Art von Erfolg? In dieser Phase legen Organisationen ihre Leitidee fest.
  • Kapitel 3: Wo spielen wir? – Die Entscheidung über das Spielfeld
    In diesem Kapitel fragen Lafley und Martin, wo ein Unternehmen überhaupt antreten möchte. „Where to Play?“ ist eine der wesentlichen strategischen Entscheidungen, da nicht jedes Produkt und jeder Markt sinnvoll zu besetzen ist. Die AutorInnen erläutern, wie man attraktive Märkte identifiziert, Prioritäten setzt und klare Grenzen für das eigene Handeln definiert.
  • Kapitel 4: Wie man gewinnt – Die eigentliche Gewinnlogik
    Hier entfalten die Autoren den Kern des strategischen Denkens: Wie kann man sich in dem gewählten Markt durchsetzen? Dabei geht es unter anderem um Differenzierung, Kostenführerschaft, Innovationsfähigkeit oder andere Stärken. Der berühmte Ausspruch „Ein Spiel kann man nur gewinnen, wenn man weiß, worin man sich vom Gegner unterscheidet“ wird praxisnah illustriert, unter anderem an Beispielen aus P&Gs Markenwelt.
  • Kapitel 5: Spielen sie ihre Stärken aus – Was muss man können, um zu gewinnen?
    Sobald klar ist, wie man gewinnen will, stellt sich die Frage, welche Kompetenzen oder Capabilities notwendig sind. Die Autoren zeigen, wie Organisationen ihre Ressourcen aufbauen und bündeln sollten, um ihre Strategie erfolgreich umzusetzen. Dabei kann es um technologische Kompetenzen, Prozessoptimierung oder spezifisches Fachwissen gehen – immer abhängig davon, wie das eigene Spielfeld definiert ist.
  • Kapitel 6: Verwalten, was wichtig ist – Welche Strukturen unterstützen die Strategie?
    In diesem Kapitel wird es organisatorisch: Welche Prozesse, Kennzahlen und Anreizsysteme müssen etabliert werden, damit eine Strategie nicht nur auf dem Papier existiert, sondern auch gelebt wird? Lafley und Martin betonen, dass Strategiearbeit untrennbar mit kulturellen Faktoren und Führungsfragen verknüpft ist.
  • Kapitel 7: Strategie durchdenken – Details ausarbeiten und bekannte Frameworks einbinden
    Hier geht es vor allem darum, wie für die Ausarbeitung der Strategie klassische Methoden, wie BCG Portfolio, VRIO Methode oder Kernkompetenzansatz Verwendung finden können und wo und wie diese in die fünf Kernfragen eingebettet sind. 
  • Kapitel 8: Verbessern sie ihre Gewinnchancen – ein systematischer Strategieprozess
    In diesem Kapitel wird ein Prozess, in dem die 5 Fragen geklärt werden können, ausführlich vorgestellt. Dabei unterscheidet sich dieser signifikant von klassischen Strategieprozessen und orientiert sich stärker, wie ich es mit meinem Komplexitätshintergund formulieren würde, an einer komplexitätsorientierten Sichtweise. Dabei verdeutlichen Lafley und Martin, dass Strategieentwicklung zwar anspruchsvoll ist, aber kein Mysterium bleiben muss. Entscheidend sind einfache, aber konsequent durchgeführte Schritte. „Erfolgreich spielen“ kann jedes Unternehmen, wenn es den Mut hat, klare Entscheidungen zu treffen und sich nicht in zu vielen Widersprüchen zu verlieren.

Das Fazit

In unserer Arbeit mit Organisationen haben wir oft erlebt, dass Strategien zu ausufernden Dokumenten oder Präsentationen werden – leider oft ohne echte Relevanz für das Tagesgeschäft. „Playing to Win“ geht einen erfrischend anderen Weg. Lafley und Martin reduzieren die Komplexität auf wenige, zentrale Fragestellungen und beweisen zugleich, dass Strategiearbeit handfest und pragmatisch sein kann, wenn sie ernst genommen wird. Nicht umsonst hat das Buch in seiner englischen Version einen festen Platz in der Strategieliteratur erkämpft. Die deutsche Übersetzung ist hierzu weitestgehend sehr gut gelungen und kann hervorragend als Ersatz der englischen Fassung dienen, wenn auch an der einen oder anderen Stelle noch ein paar holprige Formulierungen auftauchen, die einen kurz zögern lassen, um sie deuten zu können. Doch alles in allem eine sehr gute Option für diejenigen, die einen deutschen Text bevorzugen. Schön auch und nicht selbstverständlich: Das Buch liegt preislich exakt bei der englischen Ausgabe, was nicht immer selbstverständlich ist. Hier ein großes Lob anm den Vahlen Verlag, dass dies hier gelungen ist.

Besonders wertvoll ist die konsequente Verbindung von Theorie und Praxis. Lafleys eigene Erfahrungen als CEO von P&G machen anschaulich, wie sich strategische Entscheidungen in realen Marktumfeldern auswirken. Auch BeraterInnen und ManagerInnen in anderen Branchen können davon profitieren. Die Beispiele und Checklisten im Buch erleichtern die Übertragung auf das eigene Arbeitsumfeld.

Wer eine ebenso fundierte wie anwendungsorientierte Einführung in das strategische Denken sucht, ist mit „Playing to Win“ gut beraten. Ob als Führungskraft, Management-BeraterIn oder unternehmerisch Denkende – das Buch bietet eine klare Struktur und inspirierende Impulse.

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Lafley, A.G. & Martin, R.L. (2024). Playing to Win: Wie Strategie wirklich funktioniert. Vahlen.

Anmerkung zur Transparenz: Das hier vorgestellte Buch wurde uns zum Zeitpunkt der Rezension nicht vom Verlag zur Verfügung gestellt; alle Äußerungen spiegeln die persönliche Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.