Die Autorin und das Buch
Das Buch „gute Arbeit“ trägt den Untertitel „Eine Anstiftung zur Selbstwirksamkeit“ und lasst sich dem Bereich „New Work“ zuordnen.
Marion King, die Autorin, zählt laut Klappentext zu den Pionierinnen der „New Work“ Bewegung. Sie ist Beraterin und Gründerin von „Les Enfants terrible“, einer seit 10 Jahren existierenden Beratung, Initiative und Community für „gutes neues Arbeiten“ mit Sitz in Berlin.
Das Buch ist zweifarbig in schwarz und blau gedruckt und bei Vahlen erschienen. So gibt es die Möglichkeit der Akzentsetzung, die für Überschriften, Zwischenseiten und Abbildungen genutzt wurde. Auch der Satz ist durch unterschiedliche Schriftgrößen betont aufgelockert. Das Buch umfasst gut 290 Seiten, startet mit einem Vorwort, hat 4 Hauptkapitel und schließt mit „Inspirationen“, einem Kapitel mit 4 Gastbeiträgen und einem Anhang, in dem die Autorin einerseits ihre „absoluten Lieblingsbücher“ zusammenstellt und einem Literatur- und Quellenverzeichnis, das die Quellen als Endnoten nach Kapiteln geordnet bereitstellt. Die Kapitel starten mit einer einseitigen Übersicht „Um was es in diesem Kapitel geht…“ und enden mit einer Reflexionsbox. Doch steigen wir tiefer in den Inhalte ein.
Die Inhalte
Das Vorwort von Nathalie Knapp, einer Philosophin, führt kurz in das Buch ein.
Kapitel 1 – Der Zustand der Arbeit: Auf gut 30 Seiten geht es um den studienbasierten Beleg, dass unsere Arbeitswelt, so wie sie heute größtenteils ist, weder effektiv, noch nachhaltig, noch glücklich machend ist. Anhand von vier Perspektiven: MitarbeiterInnen, Organisationen, ChefInnen, und UnterstützerInnen (HR, Personal, OE) wird dies näher beschrieben. Der zweite Teil des Kapitels sieht sich dann als eine Art Anstiftung zur Sebstwirksamkeit und soll gleich zu Beginn deutlich machen, dass es beim Thema „neues Arbeiten“ um jeden Einzelnen von uns geht und dies keine Aufgabe der Führungskräfte oder Anderen ist.
Kapitel 2 – Alte Arbeit: Dieses Kapitel beschreibt dann auf gut 25 Seiten, das die „Alte Arbeit“ ausmacht.
- Kein richtiges Leben im Falschen – Der Zustand unserer Welt zeichnet zunächst ein düsteres Bild. Polykrise und VUCA-Welt und das Aufeinandertreffen der ALTEN ARBEIT auf die veränderte Welt und was aus Sicht der Autorin nötig wäre: NEUE ARBEIT, die weit über kostenlose Obstkörbe und jährliche Feedbackgespräche hinausgeht.
- Die Wurzeln unserer Arbeit – Die Herren Taylor, Fayol und Ford beschreiben, wie der Titel bereits sagt, die Ursprünge unserer Arbeit mit ihrem ingenieurgetriebenen Ansätzen.
- Taylor meets IT – Die dritte und vierte industrielle Revolution geht dann kurz auf die Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Anthropozän und Industrie 4.0 und 5.0 ein, bevor dann abschließend Laloux mit seinem Buch „Reinventing Organizations“ ins Spiel kommt.
- Hat sich denn nichts verändert? Wie das mit der Arbeit weiterging: Auf 2,5 Seiten werden sodann die neueren Ansätze zur Motivations- und Organisationsforschung, wie der Human Relations Ansatz, motivationstheoretische Ansätze, das DiSG Modell und die systematische Organisationsentwicklung angeschnitten.
- Die abschließenden 3,5 Seiten des Kapitels, in blau gehalten, fassen unter dem Titel „was sich immer noch hält und für uns normal ist…“ Aspekte der „alten Arbeit“ zusammen.
Kapitel 3 – Neue Arbeit: In diesem Kernkapitel geht es nun auf gut 90 Seiten darum, was laut Kling das „neue Arbeiten“ ausmacht.
- Ein ganzes Dorf – Wie es zu „New Work“ kam: Beschreibt knapp den Hintergrund verschiedenster Wurzeln der New Work Bewegung in Europa. Verschiedene Beratungsfirmen, Filmprojekte, Orte oder Bücher, wie „Reinventing Organisazions“ von Laloux werden hierzu herangezogen. Es folgt dann noch eingeschoben eine Liste verschiedener „New Work“ Mythen und -Missverständnisse.
- Danke Fritjof Bergmann! – Über die Quelle von New Work: Widmet sich dann auf 2 Seiten dem Urvater von New Work und dessen Ideen.
- Von neu zu gut zu … Ein Perspektivenwechsel: Die vier folgenden Seiten widmen sich dann der Frage nach einem Übergang von nur neu zu gut und was dies bedeuten könnte.
- Was die Welt braucht – verantwortliche Organisationen: Setzt sodann den Rahmen, der an das Verantwortungsbewusstsein von Organisationen appelliert. Die gesellschaftliche Verantwortung und die Verantwortung für unseren Planeten spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Daher werden auch verschiedenste Frameworks und Ansätze aus dem Nachhaltigkeitsbereich kurz vorgestellt.
- Es geht um alles – ein passendes Betriebssystem: Die Autorin stellt hier ihren Rahmen in Form konzentrischer Kreise vor, in der sie die verschiedenen Bestandteile organisationalen Gestalters einordnet. Im Kern beschreibt sie zunächst die für sie wichtige Bedeutung der Haltung im Sinne von Werten, Welt- und Menschenbild sowie zugehörigen vier Prinzipien, die sie ebenfalls umfassender beschreibt: Verantwortlichkeit, Flexibilität, Partizipation und Lernen. Dann gehts gute 3 Seiten um Strategie und welche Aspekte King hier als wesentlich für Neues Arbeiten sieht. Es folgen Abrisse zu Struktur und Organisation (z.B. von der Pyramide zum Netzwerk), Methoden und Tools (kurzer Überblick und Bewertung), Personalinstrumente („Was sollte bei Feedback, Recruiting, Remote, Vergütungsmodelle, etc. anders sein?), Räume und Ausstattung, Kompetenzen (Future Skills und Wirkkreis-Modell), „gute Führung“, sowie das Thema Kultur.
- Abschließend auch hier in blau gehalten unter dem Titel „Was das neue Arbeiten ausmacht..:“ auf 4,5 Seiten eine Übersicht, was der Autorin hierzu in Sachen Organisation, Arbeit, Führung, Menschen und Veränderung wichtig ist.
Kapitel 4 – Machen: Hier dreht sich dann im klassischen Dreisprung – „Was muss weg?“, „Was soll her?“ dann um die Frage „Wie kommen wir dahin?“.
- Warum verändert sich nichts? Zwölf gute Gründe: Hier beschreibt die Autorin in Form von 12 Hypothesen auf 4 Seiten, warum sich beim Thema Arbeit oft doch nicht so viel verändert.
- Einen neuen Umgang finden – Über gute Veränderung gibt dann einige Ratschläge, wie man dann doch ins Tun kommen kann. Es beginnt mit der These „der Fisch stinkt von oben“. Dann widmet sich die Autorin der Frage nach dem Ausbrechen aus dem Alltagstrott. Sie beschreibt Tools wie die Wilber Matrix, die Salutogenese von Antonovsky, die Dysfunctions of Teams von Lencioni aber auch den Übergang von Change zu einer Steigerung der Changeability der Organisation, die sie als notwendig ansieht. Als Einschub gibts knapp präsentiert Kings auf 2 Seiten „Lieblingstools“, wie Agile Meetingformate, Check-in, Check-out und andere Elemente agilen Arbeitens und agiler Organisation. Es geht dann weiter mit der Frage „Wieso ich!?“ und dem Appell, selbst hier aktiv zu werden und nicht auf andere zu warten.
- Neue Arbeit“ selber machen – Über die Selbstwirksamkeit: Setzt diesen Appell in einem Unterkapitel fort, indem es z.B. auf Covey’s „Circle of Influence“ eingeht und dann zu Albert Bandura und seinen Ansätzen sozialkognitiver Lerntheorie und seinem Konzept der Selbstwirksamkeit überleitet.
- Die Selbstwirksamkeit stärken – Banduras vier Quellen gibt dann anhand der vier Quellen von Bandura’s Konzept – Vorbilder, eigene Erfahrungen, verbale Ermutigung und emotionale Erregung konkrete Ideen, wie man selbst zu mehr Selbstwirksamkeit finden kann.
- Loslegen – Drei Schritte: Hier gehts nun darum, tatsächlich aktiv zu werden und „sich damit auf den Weg hin zu „guter Arbeit“ zu machen. Die Autorin schlägt hierzu einen Dreisprung vor: Den eigenen Wirkungskreis identifizieren, Handlungsoptionen konkret sammeln und prüfen, sofort etwas ab morgen anders machen.
Inspirationen liefert, wie oben kurz erwähnt, noch vier Gastbeiträge mit, die das Buch inhaltlich abschließen:
- Jacomo Fritzsche und Daniel Pauw: Neue Männlichkeit – New work needs new men.
- Nina-Kathrin Wienkoop: New (generation) female – New work als feministische Praxis.
- Margret Rasfeld: Eine neue Schule – wie sich Selbstwirksamkeit entfalten kann.
- Gespräch mit Cathy Narriman und Juliane Berghauser Pont: Ein neuer Job – über das „Gerne-Prinzip“.
Das Fazit
Inhaltlich bietet das Buch den Experten in Sachen New Work und Agile Organisation nicht viel Neues. Neugierigen LeserInnen, die sich allerdings mit dem Thema neu beschäftigen wollen oder Inspirationen bekommen wollen, bietet es außerordentlich viel. Es ist breit aufgestellt und zielt weniger auf Tiefe, denn auf Breite. Wie in der Inhaltsübersicht beschrieben, sind viele Unterkapitel nur 2-3 Seiten lang. Der Autorin ist es dabei gut gelungen, die Themen anzureißen, ohne sie zu oberflächlich zu behandeln. So passten für mich alle Aspekte des Buchs gut in seinen Flow. So ist es aus meiner Sicht gut leserlich und unterhaltsam geschrieben und lädt so auf ganzer Länge zum Weiterlesen ein. Wer sich vertiefen will, hat zahlreiche Literaturtipps. Entweder direkt bei den Beiträgen oder am Ende des Buchs.
Ich kann das Buch daher allen empfehlen, die sich einen Überblick über das Thema „New Work“ verschaffen wollen und sich hierzu breit und schnell einlesen wollen. Es bietet daher gerade Führungskräften eine gute Möglichkeit zum Einstieg. Für mich persönlich als erfahrenen Berater war wenig Neues zu finden, was die Qualität des Buchs aber in keinster Weise schmälert. Ein schönes Buch das einen guten Spagat aus Überblick und Vertiefung, Theorierahmen und Praxis bietet. Und: Der Untertitel “Anstiftung zur Selbstwirksamkeit” scheint mir sehr passend!
King, M. (2024). Gute Arbeit! Vahlen.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Mit dem Klick und der Bestellung über die Affiliate Links helfen sie uns mit einer kleinen Unterstützung, diesen Blog auch zukünftig weiter aufrechtzuerhalten. Sie kostet es nichts zusätzlich und wir erhalten bei Bestellung über diesen Link eine kleine Provision, die wir für den Betrieb und die Weiterentwicklung der kostenlosen Services nutzen. Danke.
Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.
Leave A Comment