Das Buch und die Autoren

Heute besprechen wir wieder einmal ein Buch aus dem Verlagsprogramm von Springer Gabler. Das Buch „Führe doch Du!“ Trägt den Untertitel „44 Impulse für Deinen Weg zur authentischen Führungskraft“. Da ich, wie viele die mich kennen wissen, dass ich ein Thema mit „Authentizität“ in meiner Rolle als Führungskraft habe, war ich gespannt, wie dies vom Autorenduo definiert und angegangen wird. Für diejenigen, die mich nicht kennen, ein kurzer Hinweis zum Thema authentisch sein als Führungskraft: Viele verstehen unter Authentizität „so zu sein und sich zu geben, wie man ist“. Die Frage die sich hierbei stellt, und zu der ich eine klare Meinung habe, ob dies für eine Führungskraft generell wünschenswert ist. Da ich als eine Führungskraft eine spezielle Rolle in einer Organisation einnehme, wird von mir ein anderes Verhalten erwartet, als ich es in meiner Rolle als Ehemann oder Familienvater oder Kumpel im Freundeskreis an den Tag legen würde. Würde Authentizität bedeuten, dass ich einfach so bin wie ich bin, würde es schnell als eigenartig oder unprofessionell angesehen werden, wenn ich meinen KollegInnen zu kumpelhaft gegenübertreten würde oder diese gar mit meiner Tochter verwechseln würde. Und so bin ich gespannt, was dieses Buch zum Thema bietet.

Die beiden AutorInnen, Sven Lüngen und Margarete Volbers sind Berater und Coaches und beide in meiner Heimatregion Stuttgart angesiedelt. Sven Lügen war lange beim malik institut for health caremangement (MIHM) beschäftigt und ist seit rund 10 Jahren als selbstständiger Brater tätig. Vom Hintergrund ist er Sozialpädagoge, Betriebswirt und hat neben einem MA in Personalentwicklung ebenso systemsische Beraterausbildungen. Margarete Volbers ist seit gut 24 Jahren als Beraterin und Coach selbstständig. Nach einem Studium der Sprachen Englisch und Spanisch war sie viel imi Ausland tätig und hat Berater- und Coach-Ausbildungen im systemisch-konstruktivistischen Bereich absolviert. Sie berät verschiedenste Branchen und Institutionen.

Nicht auf dem Titel erwähnt ist der Kunstfotograf Jo Hermann, der für jede der 6 Wochen ein Fotomalereibild zum Buch beisteuert. 

Das Buch selbst überraschte mich vom Aufbau her dann doch ein wenig, als ich es nach meinen oben beschriebenen Vorgegangen zum ersten Mal öffnete: Es ist im „Du“ geschrieben, möchte Nähe aufbauen und macht dies ebenso durch eine Struktur, die dich sechs Wochen in deiner täglichen Arbeit als Führungskraft begleiten und unterstützen will. Und so ist das Werk mit seinen 236 Seiten in 44 Tage unterteilt. Am Ende gibts noch eine Übersicht über alle 93 Handlungs- und Denkanstöße in chronologischer Reihenfolge, um diese leichter auffindbar zu machen. Das Literaturverzeichnis ist auf knappe 2 Seiten beschränkt.

Doch steigen wir in die Inhalte ein.  

Die Inhalte

Im Gegensatz zu meinen sonstigen Gepflogenheiten erspare ich mir und ihnen die detaillierte Auflistung und Beschreibung der 44 Tage in chronologischer Reihenfolge. Vielmehr versuche ich die Inhalte wochenweise so zu greifen, dass ein Bild zum Buch entsteht. Apropos Bild, wie bereits erwähnt gibts pro Woche ein Bild von Jo Herrmann. 

Das Buch ist sehr pragmatisch aufbereitet. Bereits die Einleitung (Tag 1) ist sehr persönlich adressiert und weist auf die begleitende Website und die Struktur hin – das wochenweise Bearbeiten von Themen und ein Innehalten nach jeder Woche. Am Ende der Einleitung gibts bereits die ersten drei Handlungs- und Denkanstöße, die Beschaffung eines stabilen und robusten Notizbuchs für die kommenden sechs Wochen, die Gedanken, wann konsequent und regelmäßig mit dem Buch gearbeitet werden soll und ob aktuell ein guter Startzeitpunkt ist – sehr klar und pragmatisch und macht Freude auf mehr.

Woche 1: Willst Du gefallen oder bist Du Dir treu? (Margarete)

In den ersten sieben Tagen geht es zunächst um die Frage der Selbstbetrachtung. Die eigene Identität zu verstehen ist eine gute Grundlage für Selbst- und Fremdführung. So gehts neben Glaubenssätzen und Erfahrungen dann um die Frage der Beziehung zum Gegenüber. Ein wundervoller Satz, den mir ein sehr erfahrener Manager in München auf die Frage, was gute Führung ausmacht, einmal genannt hat, findet auch hier Verwendung: „Man muss Menschen mögen!“. Weiter gehts mit Feedback geben und nehmen und dem Übergang vom Individuum zum Team zur Organisation. Die Woche schließt mit einem Blick auf Passung und Veränderung.

Woche 2: Bist Du noch beschäftigt oder stiftest Du schon Nutzen? (Sven)

Zunächst geht es um die Frage der Wirksamkeit. So ist beschäftigt sein nicht unbedingt Nutzen erzeugen. Vom allgemeinen Nutzen gehts zum Kunden und die Frage nach dem Kundennutzen. Die Woche schließt mit dem Thema Ehrlichkeit und Neugierde, Verantwortung und die Frage wie der Berufsalltag eine gute Balance zwischen Nehmen und Geben bieten kann. 

Woche 3: Arbeitest Du nach Norm oder lernst Du dazu? (Margarete)

Der Einstieg erfolgt über das Thema Lernen und daran anknüpfend die Frage nach der Veränderung. Es geht um Lernermöglichung bei den Mitarbeitenden und was es dabei bedeutet zu vertrauen, zuzuhören, sich selbst den Mitarbeitenden zuzumuten und mit Widerstand umzugehen. Auch die Möglichkeiten des gemeinsamen Lernens im eigenen Verantwortungsbereich wird  reflektiert. Bereichsegoismen, die Notwendigkeit von Netzwerkdenken und die Frage nach dem Feiern von Erfolgen werden ebenso thematisiert. 

Woche 4: Hältst Du Bestehendes fest oder gestaltest Du Zukunft? (Sven)

Einen spannenden Einstieg bietet hier die Frage, was zu tun ist, wenn Lernen nicht ausreicht und Umfeldveränderungen signifikante und schnelle Änderungen erfordern, bei denen Führungsleistung gefragt ist. Es geht um Megatrends, gemeinsame Sichtweisen, Paradoxien und den Mut loslassen zu können und Neues zulassen zu können. Dann kommt Proaktivität ins Spiel. Ebenso wird die Frage behandelt, wie man Menschen in Veränderung als Führungskraft Halt und Orientierung geben kann. Ebenso gehts um die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt und dem Faktor Geduld, den eine Führungskraft oft braucht. 

Woche 5: Machst Du alles selbst oder sorgst Du für Unterstützung? (Margarete)

Die Woche startet mit dem Blick auf Unterstützung innerhalb der Organisation. Es geht um Loslassen können, anderen in der Organisation vertrauen, Abhängigkeiten zwischen Menschen und Einheiten in der Organisation konstruktiv und gut zu gestalten. Ein weiteres Thema ist der effiziente Ressourceneinsatz und die Frage nach dem rechten Maß. Es geht um Klarheit hin zu seinem Gegenüber, fordern, unterstützen und Unterstützung erhalten. Die Woche endet mit dem Thema Selbstführung.  

Woche 6: Willst Du alles schaffen oder schaffst Du Orientierung? (Sven)

Die Frage nach der Fokussierung der Energie ist für eine Führungskraft essenziell. Das Hinterfagen, was man tut, was man tun sollte und welche Dinge wesentlich sind, ist der Startpunkt in diese Woche. Prioritäten zu setzen, Pragmatismus statt Perfektionismus walten zu lassen und seine eigenen Maßstäbe im Handeln zu finden sind weitere Tagesthemen. Das Kapitel schließt mit Reflexionen zu Verstand und Bauchgefühlen, die beide in der Führung wichtig sind.

Tag 44 ist dem abschließenden Nachwort gewidmet. Es dient der Reflexion der 6 Wochen. 

Das Fazit

Ein wichtiger erster Gedanke vorab: Meine ursprüngliche Sorge zum Thema „Authentische Führung“ hat sich nicht materialisiert. Ganz im Gegenteil: Das Thema Authentizität kam, zumindest soweit ich es gesehen habe, nicht als explizites Thema vor. Stattdessen ist das Buch ein praktisches, schönes und gut lesbares Arbeitsbuch für Führungskräfte, die sich in einem 6-Wochen Intensivprogramm einmal hinterfragen wollen. Es bietet weniger theoretische Konstrukte und Sammlungen aus der Management Literatur, als vielmehr viele Gedanken und Fragen, die zum vertieften Nachdenken und Reflektieren einladen. Und so kann ich dieses Buch uneingeschränkt Führungskräften aller Erfahrungsstufen, sowohl jungen als auch erfahrenen empfehlen. Es list sich gut und zügig. Die grauen Kästen mit den „Handlungs- und Denkanstößen“ am Ende eines jeden Tages und die zusammenfassende Liste am Ende des Buches macht es weit über die 6 Wochen hinaus nützlich. Schön, dass man auch mal von einem Untertitel positiv enttäuscht wird. ;-) Und nun in der Vorweihnachtszeit, in der dieser Artikel erscheint: Vielleicht ist dieses Buch auch ein Geschenk für die eine oder andere Führungskraft.

Lüngen, S./ Volbers, M. (2024). Führe doch Du!. Springer Gabler.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.