Die AutorInnen und das Buch

Permantier Zaninelli Kramer - Fühlen - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteIn dieser Rezension habe ich mir bereits das vierte Buch von Martin Permantier vorgenommen. Martin Permantier ist Berater, Autor, Podcaster und Gründer der Agentur Short Cuts.

Die ersten drei Bücher von Permantier in unterschiedlichen AutorInnen-Konstellationen waren:

Schön finde ich, dass die Buchprojekte immer wieder auch Agentur-externen MitautorInnen durchgeführt werden. So auch dieses Mal: Susanne M. Zaninelli ist Kulturwissenschaftlerin, Philosophin und Psychologin. Sie lebt in München und New York und beschäftigt sich mit Themen aus dem interkulturellen Kontext und ist Beraterin. Christoph Jan Kramer ist Diplom-Heilpädagoge und Kunsttherapeut, leitet die Frühförderstelle der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück und ist zudem ebenso Berater.   

Das heute vorgestellte Buch reiht sich hier nahtlos ein. Es trägt den Untertitel “Mit Emotionen arbeiten – Erstaunliche Einsichten in unsere Gefühlswelten und wie wir sie verwirklichen”, ist bei Vahlen/ Versus erschienen und umfasst gute 400 Seiten. Optisch ist es ein Hingucker da es nicht nur auf dem Cover, sondern auch im Text sehr bunt daherkommt. Steigen wir in die Struktur und Inhalte etwas tiefer ein.

Die Inhalte

Neben vielen interessanten Einschüben ist das Buch in 7 Hauptkapitel unterteilt, die von einer Einleitung zu Beginn und zahlreichen Ergänzungen am Ende (Links & Angebote, Literaturempfehlungen, Personenregister, Stichwortverzeichnis und mehr) eingebettet sind.

Einleitung

Diese liefert eine kurze Einführung zum “Fühlen”, eine erste Begriffsabgrenzung zu “Fühlen”, “Spüren”, “Emotionen” und “Gefühlen”. Ferner liefert es einen Überblick über das Buch und die Frage, wie der Übergang von körperlichen und psychischen Empfindungen über unwillkürliche und wahrgenommene Emotionen bis hin zu gelernten und bewussten, reflektierten Gefühlen. Ebenso wird das Modell der sechs Haltungen nochmals kurz in Erinnerung gerufen. 

Kapitel 1 – Was Fühlen formt

Auf 47 Seiten gehts zunächst um die Frage, wie sich Gefühle bilden, wie der Übergang zwischen Empfindungen über Emotionen zum Fühlen stattfindet, und was die WIssenschaft hierzu zu sagen hat. Z.B. wird die historische Entwicklung über die Zeit mit Jutta Stanfords 7-Stufen-Entwicklungsmodell nachgezeichnetWie in den vorherigen Büchern wird so wieder ein Stufenmodell verwendet, um hier die Gedanken zum Thema Gefühlen und der emotionalen Entwicklung zu strukturieren und um von der Stufe “selbstorientiert-impulsiv” bis hin zu “systemisch-autonom” zu differenzieren. Auf dieser Basis werden dann Gefühle differenziert beschrieben, der unterschiedliche Umgang mit Gefühlen n Beziehungen erläutert, politische Fühlkonstrukte beleuchtet und Medien, Haltung und kollektives Fühlen besprochen.

Kapitel 2 – Fühlen und Haltung

In diesem Kapitel wird auf 32 Seiten erläutert, wie sich die Haltung auf das innere Erleben von Emotionen und Gefühle auswirken kann. Je nach Haltung kann bei Emotionen ein bestimmten Kohärenzempfinden oder Spannungsempfinden zugeordnet werden und so verschiedene Selbstgeschichten konstruiert werden. Auch KI wird in diesem Kapitel als kreativer Memetreiber näher betrachtet. 

Kapitel 3 – Mit Emotionen arbeiten

Hier gehts auf 30 Seiten um die Frage, wie mit Emotionen und Gefühlen gearbeitet werden kann und wie diese besser besprechen werden. Es geht um das erkennen, benennen und anerkennen von Gefühlen. Es werden Ansätze, wie z.B. die hypnosystemische Haltungserweiterung oder die Frage nach der Wirkung der Entwicklungsstufen von Suchenden und Begleitenden ebenso vorgestellt, wie die Erweiterung emotionaler Deutungsräume in den einzelnen Stufen.

Kapitel 4 – Gefühlswelten

Diese 166 Seiten beschreiben die AutorInnen als “Herz des Buches” (S. 14) Hier werden 16 verschiedene Gefühle, wie Wut, Angst, Freude, Schuld, Scham, Langeweile oder Vertrauen vorgestellt und in Beziehung zu unterschiedlichen Haltungsstufen gebracht. Es soll dazu eingeladen werden, das eigene Fühlen zu reflektieren und so besser zu sich selbst zu finden. In diesem Kapitel kommen viele schöne Illustrationen zur Geltung, die differenzierte Bilder verschiedener Gefühle widerspiegeln. So gibts z.B. die 6 Gesichter der Wut, die nicht nur verbal zwischen “Getrieben – Du Arsch!”, “Gepresst – Wir schämen uns für Dich”, “Gezielt – Das ist völlig unlogisch und total inakzeptabel”, “Gelenkt – Dann mache ich es eben anders”, “Gefühlt – Wir sollten über die tieferen Gründe sprechen” und “Aufdeckend – Aus einer erweiterten Perspektive erkenne ich, dass…” die Wut differenzieren, sondern auch über verschiedene Gesichter diese einprägsam und (zumindest für mich) sehr passend beschreiben. Im Anschluss gibts dann jeweils Impulse zum Umgang mit dem Gefühl.

Kapitel 5 – Lieben

In diesem Kapitel (60 Seiten) greifen die AutorInnen das Thema “Liebe” als besonderes Gefühl auf. Sie selbst sehen das Kapitel als “poetisches Experiment über die Liebe und unsere Fähigkeit, zu lieben.” Auch hier gibts die 6 Gesichter des Eros (leidenschaftliche Liebe), der Philia (Freundschaftliche Liebe), der Storge (Familienliebe), der Philautia (Selbstliebe), der Pragma (pragmatische Liebe) und der Agape (selbstlose Liebe). Das Kapitel schließt damit den Zusammenhang von Liebe und unserem Sein zu vertiefen.      

Kapitel 6 – Gefühlseinsichten

Hier gehts auf 18 Seiten um die Frage, wie Möglichkeiten durch unser Fühlen erweitert werden können. Hierbei verknüpfen die AutorInnen die Gedanken zu den Gefühlen mit den in einem früheren Buch vorgestellten Ebenen des “ICH”, “WIR”, “ALLE” und “ALLES”. Es liefert verschiedene Denkanstöße, wie Fühlen auf diesen Ebenen neu gedacht werden kann. 

Kapitel 7 – Fühlen verwirklichen

Das Abschlusskapitel liefert auf 7 Seiten einen Ausblick, wie wir in Zukunft stärker ein neues Verhältnis zu Gefühlen aufbauen sollten, bei den auch im Alltag die Einbettung von Gefühlen in verschiedenste Lebenswelten immer mehr zur Normalität wird.

Das Fazit

Wie bereits die anderen Bücher finde ich auch dieses Buch wieder sehr gelungen. Es ist praxisnah, unterhaltsam und lehrreich geschrieben. Fällt euch eine wundervolle und doch aufwendige Illustration und Gestaltung auf und greift ein allzuoft nicht thematisiertes Thema sehr umfassen und greifbar auf.

Das Buch reiht sich sehr gut in die bisherigen Bücher ein, ohne die Kenntnis selbiger erforderlich zu machen. Vielmehr reiht sich auch dieses Buch in eine eher entwicklungsorientierte Sicht der Stufenmodelle ein. Auch wenn wir diese aus bereits in anderen Blogposts genannten Gründen nicht favorisieren, so hat das Buch auch für mich viele interessante und lehrreiche Aspekte geliefert, die ich nicht missen möchte. Das eine oder andere Post-It weist mir vielleicht auch zukünftig den Weg, wenn ich mich in Workshops und Coachings um Gefühle kümmern darf.

Und so sei das Buch uneingeschränkt allen Coaches, BeraterInnen und Führungskräften, aber auch Experten und auch interessierten Personen empfohlen, die sich mit dem Thema Gefühle etwas näher auseinandersetzen wollen. Für mich wieder ein sehr schönes Werk und ein “must read”. Ach ja: Und sogar der Einband lässt sich erfühlen. :-)

Permantier, M./ Zaninelli, S.M./ Kramer, C.J. (2025). Fühlen. Vahlen: München.

   

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.