Die Autoren und das Buch
Schon lange ist es her, dass ich Daniel Golemans erstes Buch “EQ. Emotionale Intelligenz” von 1997 gelesen habe. Damals hatte es mich beeindruckt und war in aller Munde. Das heutige Buch von Goleman, das er gemeinsam mit Cary Cherniss verfasst hat, ist im Englischen unter dem Titel “Optimal – How to Sustain Personal and Organizational Excellence Every Day” 2024 erschienen. Nun liegt es unter obigem Titel in der deutschen Lektoratsübersetzung des Vahlen Verlags vor.
Daniel Goleman, für alle die ihn nicht kennen, ist ehemaliger Wirtschaftsjournalist der New York Times, Bestsellerautor und Leiter des “Consortium for Research on Emotional Intelligence in Organizations (CREO)“, das er 1996 gegründet hat un d zusammen mit Cary Cherniss leitet. Cary Cherniss ist Professor Emeritus für angewandte Psychologie an der Rutgers University, New Jersey und forscht auf den Gebieten Leadership, Emotionale Intelligenz und Burn-Out.
Das neue Buch trägt im Deuten den Untertitel “Auf dem Weg zu optimalen Leistungen – als Führungskraft, als Team und in der gesamten Organisation”. Dieser wird auch dem englischen Titel etwas mehr gerecht, doch zur Titelwahl nochmals später im Fazit.
Das Buch selbst ist Vahlen Paperback und umfasst 284 Seiten. Neben dem Inhaltsverzeichnis und dem inhaltlichen Teil enthält es eine Danksagung, ein Quellenverzeichnis in Form von Endnoten und ein Stichwortverzeichnis.
Schauen wir uns nun die Inhalte etwas genauer an.
Die Inhalte
Neben der Einleitung umfasst das Buch 15 Kapitel, die in 4 Teile unterteilt sind. Ich möchte hier die Teile als Ganzes beschreiben, um einen Überblick zum Buch zu geben.Â
- Einleitung “Ihre Optimale Zone”, führt in das Buch mit einem Beispiel ein, bei dem es um eine “perfekte” Leistung aus dem Sport geht, um einen eindruck zum “Flow” Konzept zu vermitteln. Dann wird ein Überblick über die Struktur des Buch gegeben. Als Purpose für das Buch schreiben die Autoren: “Für Dan ist dieses Buch der Höhepunkt und die Bestätigung einer Vermutung, die er vor fast drei Jahrzehnten hatte: dass emotionale Intelligenz eine Landkarte bietet, um unser Bestes zu geben. Dieses, sein fünftes Buch zu diesem Thema, enthält eine reiche Fülle von Forschungsergebnissen, die seine ursprüngliche Vermutung bestätigen.” (S. 9f) Die Autoren betonen ebenso, dass das Thema ein dringliches sei, da sich Unhöflichkeit zwischen den Menschen immer mehr auszubreiten scheint und zur Gewohnheit werde und so der Bedarf an emotionaler Intelligenz größer den je zu sein scheine. (S. 11)
- Teil I – “Der Weg zu optimaler Leistung durch emotionale Intelligenz”: Zunächst beschreiben die Autoren, was man unter einem individuellen “optimalen Zustand” verstehen kann und was “Flow” bedeutet, wie dieser erreichbar scheint und was über “Flow” hinaus zu einem wirklich guten Tag gehört. Dann gehts weiter mit der Bedeutung Emotionaler Intelligenz in unterschiedlichsten Branchen und die Frage, was einen “guten Organisationsbürger” also einen guten Mitarbeitenden in Organisationen analog zum guten Staatsbürger in der Gesellschaft ausmacht.
- Teil II – “Emotionale Intelligenz im Fokus”, beschreibt zunächst einführend und im Überblick das Konzept der Emotionalen Intelligenz und hinterlegt es mit verschiedenen weiteren Konzepten und Ideen. In Unterkapiteln werden die vier Elemente des Selbstbewusstseins, des Selbstmanagements, des sozialen Bewusstseins und des Beziehungsmanagements näher erläutert und mit Forschungsergebnissen untermauert. Es geht um konkrete Fragen der Empathie ebenso wie um die Frage, wie man Beziehungen gut gedeihen lassen kann. Â
- Teil III – “Emotionale Intelligenz@Work”: Dieser Teil der auf Seite 131 beginnt und den ich als ersten deutlichen Unterschied zu anderen Büchern über EI wahrnehme, betrachtet in 5 Kapiteln die Frage, was Emotionale Intelligenz speziell in der Arbeitswelt bedeutet. Zunächst geht es dabei darum, dass diese in der aktuellen Unternehmenspraxis wie Managementliteratur unter verschiedensten Namen auftaucht. Dann folgen drei Kapitel, die jeweils Emotionale Intelligenz im Kontext Führung, Teams und Organisationskultur beleuchten. Ein weiteres Kapitel beleuchtet die Frage nach geeigneten Trainingsmethoden zu EI.
- Teil IV – “Die Zukunft emotionaler Intelligenz”, bietet in zwei Abschlusskapiteln einen Ausblick zum Thema. Dabei gehts um den Mix der verschiedenen Intelligenzarten und um die Bedeutung von Sinn (Purpose). Das zweite Kapitel handelt von der Frage nach Innovation, was hierzu nötig ist und welche Bedeutung zukünftig systembezogenes bzw. Systemisches Denken haben wird.Â
Das Fazit
Alles in allem ist das Buch schlüssig, gefällig übersetzt und folgt dem typischen amerikanischen Muster: viele Beispiele und Cases, einige Aspekte von Frameworks und praktischen Tipps, sowie jede Menge Referenzen auf Studien, die die Nützlichkeit und Wirksamkeit belegen. Menschen, die das eine oder andere ältere Werk zum Thema bereits kennen, hätten sich vielleicht wie ich mehr Neues gewünscht. Was das Buch sicherlich bietet, ist ein neuer Einstieg in das Thema Emotionale Intelligenz, mit kompakter Grundlage und der spezifischen Anwendung im Businesskontext. Auch versucht das Buch den Spagat, die inzwischen vorliegenden Studienergebnisse zu vielen Hypothesen zu liefern, die Goleman in früheren Jahren zunächst aufgestellt hat. Und so ist es, wie in der Einleitung geschrieben und von mir oben zitiert, sicherlich auch eine Sammlung an Beweisen für die Richtigkeit und Wichtigkeit des Themas. Für die Erfinder und Forschenden ebenso wie für die LeserInnen des Buchs. Auch wenn das Buch den einen oder anderen Anhaltspunkt für die praktische Anwendung auf den drei Ebenen Mitarbeitender, Team, Organisation liefert, so hätte ich mir hier mehr als die zahlreichen Fallstudien und Konzeptfragmente gewünscht. Aber dies ist vor allem meinen europäischen Erwartungen an populärwissenschaftliche Bücher gezollt.
Das Buch sei somit allen empfohlen, die in das Thema einsteigen wollen, oder die eine oder andere Beweisführung für die Richtigkeit und Nützlichkeit des Themas im Businesskontext benötigen. Seien es Führungskräfte oder Experten aus dem HR Bereich, die EI stärker in einer Organisation pushen wollen. Diese finden viel Material.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen – der Titel. Mir gefällt die deutsche Titelwahl besser. Sie wurde vermutlich auch gewählt, da der Vahlen Verlag neben diesem bisher nur ein Werk von Bariso (2019) im Programm hat, der sich mit dem Thema EQ-Emotionale Intelligenz beschäftigt. Für mich jedenfalls drückt es den Inhalt passender aus, als die “optimierende Exzellenz”-Variante des englischen Originals. Es geht vor allem um EQ und die Nutzung/ Übertragung auf den Businesskontext. Aber vielleicht bedarf es in der englisch-sprachigen Welt die gewählte Variante.
Goleman, D./ Cherniss, C. (2025). Emotionale Intelligenz @Work. Vahlen: München.
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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.
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