Agil einfach machen - Baron - Oswald - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDie Autoren und das Buch

Das heutige Buch reiht sich mit dem Untertitel „Praxis- und Methodenbuch für die moderne Projektarbeit“ in agilen Methodenbücher ein und ich bin gespannt, welche neuen Facetten des Themas sich zeigen. Es ist vor kurzem bei Haufe erschienen und umfasst gute 240 Seiten.

Die beiden Autoren, Christian Baron und Janick Oswald sind beides Berater mit einem Schwerpunkt auch auf Nachhaltigkeit. Ersterer ist promovierter Ingenieur, systemsicher Berater seit 2021 und Mitherausgeber eines Sammelbandes zum Thema Circular Economy in der Bau- und Immobilienwirtschaft (ebenfalls bei Haufe). Vor seiner Beratertätigkeit forschte er am Max-Planck-Institut für Nachhaltige Materialien und hatte einen kurzen Ausflug in die Recycling-Industrie. Janick Oswald hat an der Dualen Hochschule einen Bachelorstudium für „International Management for Business and Information Technology“ und an der Fernuni Hagen einen Bachelor in Psychologie erworben. Er war als IT Consultant und Innovation Specialist aktiv, gründete ein Future Lab und ein Design Studio für Innovation und Transformation.

Der Kern ihres Buches ist das „sixPHASES“ Framework, einem 6-Phasen Projektmanagement Prozess, in das die 61 im Buch vorgestellten Methoden eingebettet und strukturiert sind. Das Buch beinhaltet neben den 6 Phasenkapiteln, einem Vor- und Schlusswort ein Methodenverzeichnis und ein Stichwortverzeichnis. Steigen wir in die Inhalte etwas genauer ein.

Die Inhalte

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt: 

Teil A umfasst 3 Kapitel und ist mit „Einführung in das Arbeitsbuch“ überschrieben.

  • Kapitel 1 – Überblick über das Buch führt in die Ziele und Struktur des Buches ein. Es soll als Prozess- und Rahmenwerk sowie als Nachschlagewerk für agile Projektarbeit dienen. Nach den Autoren richtet sich das Buch an folgende Zielgruppen: Entscheider in Unternehmen (als Leitfaden zur erfolgreichen Einführung agiler Praktiken), Projektmanagementteams und Teamleitungen (als praktische Werkzeuge zur effektiven Führung von Teams und agilen Steuerung von Projekten) und an Beratende und Lehrende im Bereich Projektmanagement (zur Erweiterung ihres Fachwissens, Verbesserung von Beratungen oder Entwicklung von Schulungen). Auch grenzen die Autoren hier agiles Projektmanagement über die Stacy Matrix von anderen Projektmanagementansätzen ab.
  • Kapitel 2 – Die Grundlagen beschreibt etabliert die Basis für das Buch, indem es die drei Prinzipien agiler Projektarbeit – ergebnisorientiert, nutzerzentriert und kollaborativ – vorstellt, die das agile Mindset prägen. Ein zentraler Aspekt ist das Double-Diamond-Modell (Entdecken, Definieren, Entwickeln, Liefern), das die Notwendigkeit betont, zuerst das Problem gründlich zu verstehen, bevor Lösungen entwickelt werden. Abschließend ordnet das Kapitel gängige agile Ansätze wie Design Thinking, Lean Startup und Scrum in den Kontext des sixPHASES Frameworks ein, das als strukturierter und praxisorientierter Rahmen zur Anwendung agiler Methoden dient.
  • Das Kapitel 3 des Buches, “So nutzt du dieses Buch – sixPHASES Framework”, dient als praktische Anleitung zur Anwendung des Buches und stellt das sixPHASES Framework als zentrales Gerüst für moderne Projektarbeit vor. Es kann zur gesamtheitlichen Steuerung von Projekten oder zur gezielten Anwendung einzelner Methoden in verschiedenen Projektphasen genutzt werden. Das Framework, basierend auf dem Double-Diamond-Modell, gliedert sich in sechs iterative Phasen: Planen, Bedarfe hervorheben, Anforderungen ausarbeiten, Lösungsideen skizzieren, Lösungen entwickeln und Erfolge sichten. Das Kapitel erläutert jede dieser Phasen, betont die iterative Natur des Frameworks in kürzeren Zyklen und die Möglichkeit zur Entwicklung verschiedener Lösungsreifegrade. Das Projektboard dient als zentrales Steuerungsinstrument zur Visualisierung und Verfolgung des Projektfortschritts über die verschiedenen Phasen hinweg. Zudem werden grundlegende Hinweise zur praktischen Anwendung gegeben, die den Leser auf die detaillierten Methoden in Teil B des Buches vorbereiten.

„Teil B: Anwendung und Methoden“ ist nach den 6 Phasen des Frameworks gegliedert und beschreibt alle Methoden. Zu Beginn eines jeden Phasenkapitels wird zunächst die Phase grob beschrieben, in zentrale Fragestellungen heruntergebrochen, in Einzelfragen detailliert und mit einer Methode hinterlegt. Jedes der sechs Phasenkapitel schließt mit einer Checkliste.

  • „Phase 1 – Plane das Projekt“ behandelt folgende Aspekte mit insgesamt 15 Detailfragen und 15 Methoden:
    • 1.A Projektauftrag und -ziele klären: Projektauftrag, SMART-Ziele, Personentage schätzen, Budgetschätzung
    • 1.B Projektrollen und -stakeholder managen: Projektorganigramm, Team Canvas, Stakeholder-Liste, Stakeholder-Map, Persona-Steckbrief
    • 1.C Kommunikationsformate einrichten und managen: Meeting-Architektur, Entscheidungsbaum für Meetings, Stand-up-Meeting, Meeting-Steckbrief, Workshop-Steckbrief, E-Mail-Einladung.
  • „Phase 2 – Hebe Bedarfe hervor“ betrachtet die Erforschung und Sammlung von Bedarfen mit 7 Methoden:
    • 2.A Bedarfe sammeln: Interview-Leitfaden, Simpler Fragenkatalog, 5x-Warum-Fragetechnik, Brainwriting, 1-2-4-Alle
    • 2.B. Bedarfe vorstrukturieren: Clustern, Dot Voting
  • „Phase 3 – Arbeite Anforderungen aus“ befasst sich mit dÜberführung de Bedarfe in Anforderungen mit 7 Methoden:
    • 3.A Anforderungen beschreiben: User-Stories, WKW-Fragen
    • 3.B Anforderungen priorisieren: Ampelmethode, Plus-Minus-Methode, Zahlenmethode, MoSCoW-Methode, KANO-Modell
  • „Phase 4 – Skizziere Lösungsideen“ betrachtet die Generierung, Ausarbeitung und Validierung von Lösungsideen mit 13 Methoden:
    • 4.A Lösungsideen generieren: Crazy 8s, Reverse Brainstorming, Ideen Canvas
    • 4.B Lösungsdesigns ausarbeiten: Papiermodelle, Storyboard, Physische Modelle, Digitale Mock-ups und Prototypen
    • 4.C Lösungsdesign validieren: Experteninterview, Nutzertests, A-B-Testing, Test Capture Grid
    • 4.D Lösungsdesign finalisieren: Aufwand-Nutzen-Matrix, Finales Lösungsdesign
  • „Phase 5 – Entwickle Lösungen“ befasst sich mit der Umsetzung des Lösungsdesigns und der Organisation der Entwicklungsarbeit mit 14 Methoden:
    • 5.A – Entwicklungsauftrag übernehmen und einplanen: Entwicklungsübergabe, Task Breakdown, Planning Poker, Kanban-Board, Sprint-Board
    • 5.B – Lösungen umsetzen: Kompetenzmatrix, Boundary Setting, Kernfunktionsentwicklung, Blockbreaker-Liste
    • 5.C – Lösungsentwicklung testen und dokumentieren: Testprotokoll, Change Log, Release Notes, Technische Dokumentation, Videodokumentation
  • „Phase 6 – Sichte Erfolge“ konzentriert sich auf die Überprüfung und Bewertung der umgesetzten Lösungen.
    • 6.A – Review der Ergebnisse: User Acceptance Test, Start-Stop-Continue, Lessons Learned
    • 6.B – Abschluss und neue Iteration: Planungsrunde, Project Closure Report

Das Fazit

Alles in allem stellt das Buch eine schlüssige Zusammenstellung an Fragen des Projektmanagement mit Tools als den passenden Antworten vor. Die Ideen zu den Tools sind allesamt aus dem Feld des Design Thinkings und des klassischen und agilen Projektmanagements. Für Einsteiger ist die Toolauswahl passend, Profis finden hier nicht viel Neues. Auch die bereitgestellten Templates zu den Tool Sund Methoden sind mal mehr, mal weniger trivial (Einladungs-eMail?), mal mehr, mal weniger hilfreich. Schön fand ich die systematische Struktur und das sixPHAES Modell. Auch wenn es per se nur im Namen neu erscheint und auf einen klassisch-agilen Projektzyklus rekurriert, ist es ein schönes Raster, um durch die umfangreiche Toolsammlung zu führen.

Das Buch ist gefällig und einfach geschrieben und die Toolanleitungen gut und klar strukturiert.

Und so sei das Buch vor allem praktisch orientierten Einsteigern mit wenig Methodenwissen im Projektmanagement empfohlen, die sich hier ausprobieren möchten. Im Designthinking sowie im agile und klassischen Projektmanagement finden sich sicherlich umfangreichere Toolsammlungen, die vorliegende Integration aus den drei Disziplinen liefert jedoch durchaus einen schönen Überblick ausgewählter Methoden und so ist es genau das, was der Untertitel verspricht.

Baron, Chr./ Oswald, J. (2025). Agil einfach machen. Haufe: Freiburg. 

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.