Der Autor und das Buch

Kettensprenger - Ingo Hamm - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteIngo Hamm ist Wirtschaftspsychologe, Professor und Unternehmensberater mit Schwerpunkt auf Sinn, Motivation und zukunftsfähige Arbeitskulturen. Er verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit langjähriger Praxiserfahrung in Führung und Organisationsentwicklung. Seine Bücher und Vorträge fordern zu einem Umdenken in der Arbeitswelt auf – weg von Kontrolle, hin zu Vertrauen und Selbstverantwortung. Mit „Kettensprenger“ setzt er seine Mission fort, Arbeit menschlicher, wirksamer und freier zu gestalten. Der Autor ist auf unserem Blog kein Unbekannter: Bereits zwei Bücher von ihm habe ich rezensiert: 2020 – True Leadership und 2022 – Sinnlos glücklich. Und so bin ich natürlich auch neugierig auf sein neuestes Werk: „Kettensprenger“, das als handliches Paperback im Taschenbuchformat bei Vahlen erschienen ist.

Es trägt den Untertitel „Für alle, die mehr vom Job erwarten als nur ein Gehalt“.

Das Buch umfasst 280 Seiten, hat ein dreiseitiges Literaturverzeichnis und ein Anmerkungsverzeichnis und besticht durch ein Inhaltsverzeichnis, das sich über 7 Seiten erstreckt. So sind nicht nur die 12 Hauptkapitel, sondern auch die Unterabschnitte aufgeführt, die das Buch in Happen von 2-3 Seiten teilen. Auch ermöglicht ein solches Inhaltsverzeichnis ein Querlesen oder ein schnelles späteres Auffinden von Gedanken. Doch steigen wir genauer ein… 

Die Inhalte

Das Buch startet mit der „RTO“-Problematik, dem Return to office, das momentan nicht nur die traditionellen Unternehmen erwischt, sondern auch und gerade die doch so als hipp klassifizierten und in der New Work Bewegung immer zitierten Tech-Konzerne. Hier analysiert Hamm, was denn das eigentliche Problem dieses Streits zwischen Unternehmen, Führungskräften und Mitarbeitenden ist und was die Gemüter bei dieser Frage so aufbrausen lässt. Er identifiziert zwei psychologische Ursachen: Reaktanz (Trotz) und Wahlfreiheit. Ebenso beschreibt er, wie sich Betroffene hier offen oder verdeckt zu Lasten des Unternehmen wehen, bevor er auf drei Freiheits-Motive eingeht, die noch hier der Home-Office Präferenz stecken. Abschließend macht er deutlich, dass es genau die Führungskraft vom Vorgesetzten unterscheidet, dass sie versucht, die Motive der Mitarbeitenden zu verstehen. Und dabei ruft er in Erinnerung, dass Führung nur individuell und kontextbezogen funktioniert. Wie eine sehr erfahrene Fürhungskraft einer meiner Klienten zu sagen pflegt: „Gute Führung sind die 4 M: Man muss Menschen mögen!“.

Im nächsten Kapitel gehts um fünf Typen an Menschen und warum sie das Homeoffice nicht aufgeben können oder wollen. Und wie man diese verstehen und führen kann: Hamm macht einen Rundumschlag zwischen VerweigerIn, JongleurIn, EskapistIn, EssentialistIn und FatalistIn. Jeden einzelnen durchleuchtet Hamm und gibt Hinweise an Führungskräfte, wie mit diesen umgegangen werden kann.

Dann geht der Autor der Frage nach, was verlorener Antrieb und Motivation eigentlich bedeuten und wie diese wieder zurückgewonnen werden können. Auch das “Wir” differenziert Hamm im Anschluss genauer und bespricht die sechs Facetten, wie das “Echte Wir”, das “Gesunde Wir”, das “Kreative Wir”, das “Vertrauensvolle Wir”, das “Resistente Wir” und das “Authentische Wir” und wie diese in der hybriden Arbeitswelt erhalten werden können. Dabei wird erneut deutlich, dass diese Fragen weit über die Frage der Rückkehr in die Büros hinausgehen.

Das nächste Kapitel handelt von Schwarm-Intelligenz, Hybride Zusammenarbeit und genau dieses “Und” statt eines “Entweder Oder”.   

Im nächsten Schritt macht Hamm dann einen Schwenk zur Vertiefung der sogenannten “Stillen Motive” im Büro. Dies sind diejenigen Motive, die zur tatsächlichen Arbeitszufriedenheit führen. Er beleuchtet, Wirksamkeit, Helfen, Bewegung, Stabilität, Einzigartigkeit, Teamgeist, aber auch Status und Selbstdarstellung, “Peace of Mind”, Sinnfindung und Zugehörigkeit. All diese müssen, je nach Persönlichkeit mehr oder weniger, ob im Homeoffice oder vor Ort bedient werden. Doch nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Führungskräfte haben stille Motive. Diese sind allerdings im Dilemma, dass sie einerseits auf die Motive der Mitarbeitenden achten müssen, andererseits aber, um in Motivation zu bleiben, die eigenen Motive immer wieder bedienen müssen. Hamm zeigt Spannungsfelder, wie Macht und Machtverlustangst oder Wertschätzung und Angst vor Bedeutungslosigkeit auf, die von Führungskräften eine besondere Aufmerksamkeit verlangen.

Als Lösung, um als Führungskraft in hybriden Umfeldern gut zu arbeiten, packt er das seit den 60er Jahren eingeführte und immer wieder weiterentwickelte Situational Leadership Modell von Hersey/ Blanchard aus und überträgt die vier Führungsstile Telling, Delegating, Participating, Selling auf hybride Führung im heutigen Alltag – praxisnah und anwendungstauglich.

Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Thema Büroräume und Büroarchitektur sowie ein weiteres dem Thema Unternehmenskultur. Ersteres beleuchtet Konzepte, wie Physical Space Design, Community Spaces, Kreativ-Zellen oder maker Spaces, aber auch Ideen, wie ohne Budget etwas voranzubringen ist. Letzteres Kapitel zum Thema Kultur greift E. Schein auf und hilft auch nicht so kulturaffigen Führungskräften auf die Sprünge. Das Buch schließt mit dem Kapitel “Schöne neue Arbeit, schöne neue Welt – Ein Fazit” ab.

Das Fazit

Das Buch schafft es, mit seinem lockeren Schreibstil die Leser in seinen Bann zu ziehen und trotz aller Unterhaltung durch eine gute wissenschaftliche Fundierung nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich zu sein. Frei nach dem Kinderüberraschungs-Motto “von allem etwas” – etwas Spannendes, etwas Bekanntes, etwas Neues, etwas zum Lernen, gelingt es Hamm, ein rundum gutes und informatives Buch für Führungskräfte abzuliefern. Viele gute Ideen und viel Wissen ist angenehm über die Seiten verteilt.

Doch bei allem Lob, das ich nicht schmälern möchte, doch auch einige Fragen und weitere Punkte, die mir aufgefallen sind: Auch wenn das Buch nicht nur vom Thema Homeoffice und Hybrides Arbeiten handelt, sondern weit darüber hinaus geht, finde ich den Titel “Kettensprenger” nicht gelungen. Er trägt wenig zur schnellen Einordnung des Buches bei. Auch die Untertitel “Mehr Freiheit, mehr Wir – der Weg zur selbstbestimmten und erfolgreichen Arbeit” und “Für alle, die mehr vom Job erwarten als nur ein Gehalt”, trägt nicht wirklich zur echten inhaltlichen Positionierung bei. Ein nüchterner Untertitel, wie z.B. “Führung in Zeiten hybrider Arbeit zwischen Homeoffice und Büro und weit darüber hinaus” hätte es besser getroffen. Auch scheint das Buch mit heißer Nadel gestrickt, sind doch einige Unter-Überschriften (wenn auch nur wenige) etwas holprig (oder ist dies gewollt?).      

Alles in allem also wieder ein schönes Buch von Ingo Hamm, das vor allem Praktikern und Führungskräften (muss nicht nicht ausschließen ;-) ) empfohlen sei, die in der “Return To Office” Spirale feststecken oder gerade mal auch darüber hinaus ein paar aktuelle Gedanken zum Thema Führung tanken wollen. Nicht nur für Konzernmanager, sondern auch für Mittelständler und Handwerksbetriebe (hier mit Einschränkungen, da sich Handwerk i.d.R. nicht vom Homeoffice aus erledigen lässt) sei das Buch uneingeschränkt empfohlen. UND: Mit seinem Preis von 16,90 EUR hat es sich zumindest bei mir bereits einen Platz in der Weihnachts-Geschenkliste für KollegInnen und KlientInnen gesichert.  

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Transparenzhinweis: Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.