Die AutorInnen und das Buch
Nach längerer Zeit dreht sich heute einmal wieder alles direkt um das Thema Change. Es geht um den Herausgeberband „Toolbox Leading Change“, der kürzlich bei Schäffer-Poeschel erschienen ist und von Silke Engel, Dieter Kannenberg und Frank Wippermann herausgegeben wurde. Die Drei sind geschäftsführende Gesellschafter der flow consulting GmbH, eines Beratungs- und Trainingsunternehmens im Bereich Change. Für das Buch haben sie weitere Berater des Unternehmens als AutorInnen involviert.
Das Buch trägt den Untertitel „Iteratives Change Management – Veränderungen aufmerksam und offen lenken“ und umfasst 320 Seiten. Laut den Herausgebern ist das Ziel des Buches “Toolbox Leading Change”, einen praktischen Werkzeugkasten für das iterative Change-Management bereitzustellen. Dieses iterative Change-Management wird als ein strukturiert-flexibler Ansatz zum Entwickeln, Gestalten und Lenken komplexer Veränderungsvorhaben beschrieben, das ebenso wie die Werkzeuge die sie beschreiben, lt. Herausgebern ihre Praxistests bestanden haben. Zielgruppe des Buchs sind Personen, die Veränderungsprozess in Organisationen initiieren, begleiten und gestalten. Die “Toolbox Leading Change” präsentiert hierzu eine Sammlung von Methoden und Werkzeugen, die Praktikern im Change-Management zur Verfügung stehen, um Veränderungsvorhaben in verschiedenen Phasen erfolgreich zu gestalten. Der Fokus liegt auf einem iterativen Ansatz und der Berücksichtigung verschiedener Perspektiven und Dynamiken innerhalb von Organisationen. Steigen wir etwas genauer in Struktur und Inhalte ein.
Die Inhalte
Das Buch ist in 1+4 Hauptkapitel untergliedert, wobei das erste Hauptkapitel sich mit Change-Steuerung an sich, die weiteren vier mit spezifischen Aspekten des Change Managements beschäftigen. Jedes der letzteren vier Kapitel enthält Fallskizzen zur Illustration der Anwendung der vorgestellten Tools sowie detaillierte Beschreibungen der einzelnen Werkzeuge, einschließlich Anleitungen, Voraussetzungen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Beispiele und typischerweise iterativer Aspekte. Die Kapitel werden in ein Vorwort und ein gut 3-seitiges Literaturverzeichnis eingebettet.
Die Hauptkapitel im Einzelnen:
Rahmung „Change Steuerung“: Hier führen die Autoren zunächst in den Begriff des „Iterativen Change Managements“ in Abgrenzung zum linearen Change Management ein, wobei sie sich hier auf die Komplexität der Situation als geeignetes Entscheidungskriterium beziehen. Dabei sollten einfachen Siutationen die „Ruhe des linearen Vorgehens“, in komplexen Situationen die „produktive Unruhe des iterativern Vorgehens“ genutzt werden (S. 22).
- Anhand eines sogenannten Change-Navigators binden sie die vier Hauptkapitel mit den im ersten Hauptkapitel dargestellten Grundelementen zusammen. Hierbei sind die vier Themen der Hauptkapitel, „Unklarheiten abbauen“, „Akzeptanz erzeugen“, „Wirksamkeit erreichen“ und „Routinen etablieren“ gleichwertige Aspekte des Change. Je nach Situation gilt es Tools aus dem jeweiligen Bereich zu nutzen. Um Schwerpunkte zu identifizieren, stellen die Autoren ein Online-Tool zur Selbstdiagnose auf ihrer Website bereit.
- Im 2. Unterkapitel „Good approach“ geht es dann um die Frage nach der Bestimmung der situativen Komplexität. Hierzu stellt Wippermann ein Modell mit drei Dimensionen und je drei Elementen vor und leitet hieraus fünf Vorgehensmodelle des Change ab: linear, inkrementell, adaptiv, agil, iterativ. Auch hierzu gibts wieder ein Online-Tool.
- Im 3. Unterkapitel gehts dann um verschiedene Change-Haltungen und um ein Tool, um diese näher zu bestimmen.
- Dann erfolgt in Unterkapitel 4 das Thema Change Engagement. Über 6 Stellhebel, die über ein Tool ermittelt werden können, lassen sich unterschiedliche Muster erkennen und Schwerpunkte im Vorgehen setzen.
- Das Unterkapitel 5 betrachtet in einem Tool unterschiedliche Stakeholder-Sichten und somit die unterschiedlichen Perspektiven auf Change-Themen und die Erwartungen unterschiedlicher Stakeholder-Gruppen.
„Kapitel 1 – Unklarheiten abbauen“: Dieses zielt darauf ab, Organisationen durch verschiedene Werkzeuge dabei zu unterstützen, Deutlichkeit und Transparenz in Veränderungsprozessen zu schaffen. Die Unsicherheit, die oft mit Veränderungen einhergeht, soll reduziert werden, indem Vergangenheitsanalysen durchgeführt, der gegenwärtige Zustand beleuchtet und zukünftige Ziele präzisiert werden. Die Kapitel zu den Werkzeugen 6 bis 13 bieten hierfür konkrete Methoden.
„Kapitel 2 – Akzeptanz erzeugen“: Dieses Kapitel und die zugehörigen Tool-Kapitel 14 bis 21 konzentrieren sich darauf, wie Organisationen und Führungskräfte die Widerstände gegen Veränderungen angehen, die Beteiligten für den Wandel gewinnen und somit Akzeptanz für die notwendigen Neuerungen schaffen können. Es geht darum, die Motive von Skeptikern zu verstehen, die Vorteile der Veränderung zu kommunizieren, Erwartungen und Befürchtungen sichtbar zu machen und ein gemeinsames Verständnis zu fördern, um so die Bereitschaft zur Mitgestaltung des Wandels zu erhöhen.
„Kapitel 3 – Wirksamkeit erreichen“: Dieses Kapitel und die zugehörigen Tool-Kapitel 22 bis 29 konzentrieren sich darauf, wie erste wirksame Schritte geplant und umgesetzt werden können, um die Wirksamkeit von Veränderungsvorhaben zu demonstrieren und die aufgebaute Akzeptanz zu erhalten. Es geht darum, konkrete Ergebnisse zu erzielen und die Organisation an neue Abläufe und Produkte zu gewöhnen, ohne zu überfordern.
Kapitel 4 “Routinen etablieren” befasst sich damit, wie neue Arbeitsweisen und Prozesse nach einer Veränderung dauerhaft in der Organisation verankert werden können. Es geht darum, sicherzustellen, dass die erreichten Fortschritte nicht wieder verloren gehen und die Organisation sich nachhaltig an die neuen Gegebenheiten anpasst. Die zugehörigen Tool-Kapitel 30 bis 37 bieten verschiedene Ansätze und Methoden, um diesen Prozess der Etablierung von Routinen zu unterstützen.
Das Fazit
Die Struktur des Buches ist klar und anwendungsorientiert, die Tools sind nach vier wesentlichen Aspekten des Change-Managements gebündelt. Inhaltlich präsentiert das Buch einen praxisorientierten Ansatz für iteratives Change-Management. Es wendet sich bewusst von klassischen, linearen Projektmanagementansätzen ab, die oft Analyse- und Initiierungsschritten zu viel Gewicht beimessen und Implementierung sowie Etablierung vernachlässigen. Stattdessen plädiert das Buch für ein aufmerksames und offenes Lenken von Veränderungen, das durch ständiges Beobachten, Überprüfen und Anpassen gekennzeichnet ist. Der Fokus liegt darauf, Komplexität nicht zu beherrschen, sondern sie öffnend zu nutzen. Im Zentrum steht eine Toolbox mit insgesamt 37 Werkzeugen. Diese zeichnen sich durch Praxisnähe und Originalität aus. Die Werkzeuge sind nicht eine Zusammenstellung aus anderen Büchern, wie dies bei anderen Werken oft der Fall ist. Vielmehr sind auch bekannte Tools, wie eine Risikoanalyse in ein neues workshop-orientiertes Gewand gepackt. Jedes Werkzeug wird detailliert in einer einheitlichen Struktur beschrieben: eine knappe Einführung, Nutzen, eine kurze Zusammenfassung, Voraussetzungen, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung inklusive Moderationsfragen, ein Beispiel, Hinweise auf typisch iterative Aspekte und Moderationstipps. Dieser Aufbau erleichtert es Anwendern, die Tools direkt in ihren Veränderungsprojekten einzusetzen.
Alles in allem ein wundervolles Buch, das das Repertoire an guten und praktischen Change-Büchern ohne Frage erweitert. Es sei somit uneingeschränkt allen Change-ExpertInnen und BeraterInnen uneingeschränkt empfohlen. Ich habe es gerne gelesen und bereits das eine oder andere Tool im Rahmen meiner Workshops erfolgreich ausprobiert.
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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.
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