Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Megatrends

Wir leben immer in Veränderung – seit jeher. Und als Menschen und Unternehmer versuchen wir uns in dieser Veränderung zurecht zu finden. Eine Möglichkeit hierzu sind Megatrends. Das Zukunftsinstitut beschreibt sie als “extrem komplexe Veränderungsdynamiken” und als “ein Modell für den Wandel der Welt”. (Zukunftsinstitut, o.J.).

Megatrends haben eine Halbwertszeit von Jahrzehnten, betregen alle Lebensbereiche und sind weltweit relevant. (Zukunftsinstitut, o.J.) Dies trifft aktuell sowohl auf die Digitalisierung, wie auch auf die Nachhaltigkeit/ Sustainability zu. Beide lassen sich somit wohl als Megatrends bezeichnen.

Megatrend Digitalisierung

Beim Megatrend Digitalisierung geht es vor allem um die Frage der Weiterentwicklung und Nutzung der in den letzten Jahren exponentiell verbesserten Möglichkeiten digitaler Technologien, die eng mit Moore’s Law verknüpft sind. Nicht nur Unternehmen stehen vor der Herausforderungen die neuen Möglichkeiten nutzbringend einerseits intern für die Weiterentwicklung der eigenen Prozesse, Strukturen und Geschäftsmodelle nutzbringend einzusetzen und andererseits aus den neuen Möglichkeiten Kunden nützliche Angebote in Form von Produkten und Dienstleistungen zu entwickeln. 

Megatrend Nachhaltigkeit

Der andere in unserem Kontext relevante Megatrend ist die Nachhaltigkeit/ Sustainability. Als Handlungsprinzip zur verantwortungsvollen Ressourcennutzung im Sinne der Tripple Bottom Line in den drei Dimensionen ökologisch, gesellschaftlich und ökonomisch fand die Nachhaltigkeit weltweit in der von der UN in 2015 verabschiedeten “Agenda 2030” mit ihren 17 “Zielen für Nachhaltige Entwicklung” ihren Niederschlag. (Wikipedia, 2022) In den letzten Jahren wuchs hierbei nicht nur der Druck durch Politik und Aktivisten. Durch die zunehmende Sichtbarkeit der Erderwärmung im Klimawandel und anderen Umweltzerstörungen steigt in letzter Zeit die Sensibilität in der breiten Weltbevölkerung zu diesem Thema enorm. Organisationen müssen sich daher mit diesem Trend proaktiv auseinandersetzen.

Beide Trends haben somit aktuell signifikanten Einfluss auf die Positionierung und Strategie von Unternehmen weltweit. Doch scheinen die beiden Aspekte im Unternehmenskontext noch immer sehr unverbunden adressiert (Lichtenthaler, 2021). 

Verhältnis von Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Um in der Praxis beide Aspekte gleichermaßen zu adressieren lohnt zunächst die Betrachtung auf die Beziehung von Digitalisierung und Sustainability zueinander. Diese scheint nicht eindeutig:

  • Einerseits kann eine konfliktäre Beziehung unterstellt werden: So ist eine Digitalisierung von Prozessen häufig mit einem zusätzlichen Energieverbrauch für die notwendige Technik verbunden oder kann Exklusion in der Gesellschaft verstärken.
  • Andererseits sind aber auch unterstützende Effekte denkbar: Vielleicht reduziert bei einem beispielsweise reiseintensiven Service-Geschäft die Digitalisierung die notwendigen Fahrstrecken, indem bestimmte Arbeiten per Fernwartung durchgeführt werden können. Oder aber eine intelligente Rechenzentrumsstrategie erhöht gleichzeitig die Rechenleistung und reduziert den Energieverbrauch hierfür.

Die beiden Aspekte sind in folgender Grafik nochmals dargestellt. Dabei bewegt sich bei  konfliktärer Betrachtung das Verhältnis auf einer Isoquante (A0 -> A1 oder A0 -> A2). Bei unterstützenden Effekten entwickelt sich das Vorhaben auf eine neue Isoquante (A -> B). 

Digitainability - Dr. Oliver Mack - xm-institute

Digitainability Matrix

Lichtenthaler (2021) schlägt eine Digitalbility Matrix vor, die systematisch zwischen unterschiedlichen Unternehmensinitiativen in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit unterscheidet. Sie baut auf meiner oben dargestellten Grafik auf. Zunächst fanden strategischen Initiativen noch völlig ohne oder mit nur geringem Bezug zu den beiden Handlungsfeldern statt. Inzwischen finden die beiden Felder mehr Berücksichtigung, allerdings konstatiert Lichtenthaler, dass viele Initiativen in den beiden Feldern noch unabhängig voneinander adressiert werden. Also lohnenswerten Fokus betont Lichtenthaler (2021) das Feld sogenannter “Digitainability”. Hierunter versteht er zweierlei Formen strategischer Initiativen (siehe auch Gupta et al., 2020):

  • Nachhaltige Digitalisierung: Hierunter versteht der Autor Initiativen, die versuchen, Digitalisierungsinitiativen unter der Prämisse der Steigerung von Nachhaltigkeit zu verfolgen. 
  • Digitale Nachhaltigkeit: Hierbei geht es um Programme, die Nachhaltigkeit mit Hilfe der Digitalisierung erreichen.

 

Kurzfazit

Die Verbindung beider Aspekte scheint für die Strategieentwicklugn und -umsetzung in Unternehmen eine hilfreiche Methode, um beide Trends gleichermaßen zu adressieren und Komplexität in der Initiativenumsetzung zu reduzieren. Gleichzeitig kann das integrierte Denken beider Dimensionen die Sensibilität der Mitarbeiter zu diesen Themen erhöhen und die Unternehmenskultur in eine Richtung zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung entwickeln.    

Referenzen

  • Gupta, S., Motlagh, M., & Rhyner, J. (2020). The Digitalization Sustainability Matrix: A Participatory Research Tool for Investigating Digitainability. Sustainability, 12: 1–27.
  • Lichtenthaler, U. (2021). Digitainability: The Combined Effects of the Megatrends Digitalization and Sustainability. Journal of Innovation Management, 9(2), 64–80. https://doi.org/10.24840/2183-0606_009.002_0006
  • Schulze-Quester, M. (2021). Megatrend Nachhaltigkeit–Herausforderungen und Lösungsansätze durch digitale Managementstrategien. In Zukunftsfähigkeit durch Innovation, Digitalisierung und Technologien (pp. 7-22). Springer Gabler, Berlin, Heidelberg.
  • Wikipedia. (2022). Digitalisierung. Received: 21.07.2022.
  • Wikipedia. (2022). Nachhaltigkeit. Received: 21.07.2022.
  • Zukunftsinstitut. (o.J.). Die Megatrends. https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrends/#was-sind-megatrends. Received: 21.07.2022.