Die Autoren und das Buch

Unlearning Hierarchy - Keil Vonier - Rezension - xm-institute - Dr. Oliver MackDas Buch unlearning hierarchy ist mit dem Untertitel “Expeditionen in die Selbstorganisation” überschrieben und im April 2022 im Vahlen Verlag als Paperback und eBook erschienen. Es umfasst rund 220 Seiten und wurde von dem Autorenduo Lennart Keil und Daniel Vomier verfasst. Lennard Keil ist Psychologe, Organisationsentwickler und Mitbegründer der New Work Bewegung bei SAP. Daniel Vonier ist selbstständiger Berater und war zuvor unter anderem bei SAP, der Deutschen Telekom und Siemens im Bereich OE und PE tätig.

Das Buch “unlearning hierarchy” diskutiert Ansätze, ob und wie mehr Selbstorganisation und weniger Hierarchie in Organisationen gebracht werden kann. Dabei betrachten die Autoren die Ebenen der Organisation, Teams und Führung sowie das Individuum ebenso, wie auch Ideen und Erfahrung zur Umsetzung.

Die Inhalte

Das Buch gliedert sich in sich in fünf Teile, ein Intro und ein Outro sowie ein Glossar, das die wichtigsten verwendeten Agile und New Work Begriffe in je einem Absatz kurz beschreibt, sowie einem Quellen- und Literaturverzeichnis, das nicht alphabetisch, sondern nach Seiten, wie ein Fußnotenverzeichnis aufgebaut ist. Insofern eine tolle Idee, weil neben der Seite und der Quelle auch immer ein kurzer inhaltlicher Hinweis mitgeliefert wird, so dass dieses Verzeichnis gut genutzt werden kann.

Doch nun zu den einzelnen Teilen des Buchs:

  • Im Intro gehts kurz und knapp um dir frage, warum man sich eigentlich mit dem Thema Selbstorganisation beschäftige sollte und wie das Buch selbst strukturiert ist.
  • Teil 1 “Unlearning Hierarchy” beschreibt dann in zwei Kapiteln das Spannungsfeld zwischen Hierarchie und Selbstorganisation und stellt die Chancen und Risiken beider Pole, sowie die Vorzüge einer stärkeren Selbstorganisation dar. Auch behandelt es die Frage, was uns hindert und warum viele Unternehmen sich so schwer tun, in diese Richtung zu gehen.
  • Teil 2 “Vernetzte Organisation” macht Schluss mit dem Verständnis von Organisationen als Maschinen stellt sich drei Fragen: Im Kapitel 3 geht es um die Frage nach geeigneten Strukturen, um in einer dynamischen VUCA Welt bestehen zu können. Es geht um Aspekte, wie Emergenz, informelle Strukturen und Netzwerke. Kapitel 4 behandelt die Frage, wie in diesem dynamischen Umfeld Strategie flexibler und dynamischer gedacht werden kann. Das 5. Kapitel rundet Teil 2 mit der Frage ab, ob und wie unser traditionelles Bild von Messen und Steuern noch zeitgemäß ist oder ob auch dieses für das Entlernen der Hierarchie eher hinderlich ist.
  • Teil 3 “Verteilte Führung” begibt sich auf die Ebene von Führung und Teams. Im 6. Kapitel geht es um die Ablösung der heroischen Führungskraft durch Führung als Systemkompetenz. Kapitel 7 diskutiert Empowerment und echte Machtverteilung und Kapitel 8 behandelt die Frage nach einer differenzierteren Entscheidungsfindung unter dieser Führungsprämisse.
  • Teil 4 begibt sich dann auf die Individualebene und damit die Frage nach der Sicht auf den Menschen in einem enthierarchisierteren System. Kapitel 9 beschreibt zunächst das noch immer vorherrschende Menschenbild in Organisationen auf dessen Basis dann in Kapitel 10 die klassische Konsequenz aus Misstrauen und Kontrolle diskutiert, aber auch Alternativen dargestellt werden. Im 11. Kapitel gehts um die Frage nach der Performance Kultur in Unternehmen, der Blick aufs Individuum und um die Frage nach der Nützlichkeit individueller Potenzialidentifikation und -entwicklung, wie sie heute in vielen Organisationen praktiziert wird. Auch liefert das Kapitel Gedanken über alternative Sichtweisen und deren möglich Wirkungen.
  • In Teil 5 gehts dann um das Thema Umsetzung und Implementierung. Wer eine Blaupause und detaillierte Vorgehensmethodik erwartet wird zu Recht enttäuscht. Komplexe Systeme lassen sich nicht mit kontextfreien Standardmethoden verändern. Vielmehr beschreiben die Autoren 5 Prinzipien, die bei einer Umsetzung Halt geben können und widmen jedem Prinzip ein Kapitel und beschreiben so ausführlich wie pragmatisch wichtige Aspekte und Erfahrungen:
    1: Klare Intention
    2: Geteilte Verantwortung
    3: Sicher im Prozess
    4: Ganzheitlich
    5: Evolutionär
  • Das kurze Outro schließlich blickt noch einmal zurück und rundet das Buch ab.

Das Fazit

Ich fand das Buch richtig gut. Aus meiner Sicht sticht es aus der Fülle an Büchern zum Thema Selbstorganisation und Agilität wirklich aufgrund folgender und sicherlich weiterer Aspekte heraus:

  • Es verzichtet gänzlich auf Grafiken und Schaubilder und ist dennoch klar und strukturiert.
  • Es ist mit seinen rund 220 Seiten sehr kompakt und dennoch sehr dicht gefüllt.
  • Es kombiniert umfangreiches Fachwissen und Theoriefundierung mit gefühlt viel eigener Erfahrung der Autoren sowie guter Kenntnis von Großkonzernen.
  • Es verzichtet auf Simplifizierungen und ist dennoch klar und pragmatisch.
  • Das Buch motiviert zum Handeln und regt an, auch in Großkonzern-Umgebungen festgetretene Pfade zu verlassen und den Weg in mehr Selbstorganisation zu wagen. Für Topmanagement, operative Führungskräfte und Berater bietet es gleichermaßen viele Ideen und Inspirationen. Für Neulinge der Materie hat es viel Stoff zum Nachdenken, Experten können sich an der sehr klaren, kompakten und guten Argumentationslinien erfreuen. Für Letztere findet sich inhaltlich nicht allzu viel Neues, doch die Verpackung dessen ist sehr gelungen.

Alles in Allem also wieder einmal eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Keil, Lennart/ Vomier, Daniel (2022). Unlearning hierarchy. Vahlen: München 2022.

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Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.