Menschen können sich innerhalb kürzester Zeit an neue Körperteile gewöhnen! Dies zeigt eine Studie der Forscherin Dani Clode aus England. In ihrem Projekt (“The Third Thumb”) erhielten Menschen einen zusätzlichen, 3D-gedruckten “dritten Daumen”, der sich über den großen Zeh steuern ließ.

Bereits nach 4 Tagen konnten die Studienteilnehmer mit diesem Daumen wie mit einem eigenen Körperteil umgehen und diesen nutzen, sogar mit verbundenen Augen. Teils vermissten sie die Prothese sogar, als man sie ihnen wieder abnahm.

Auch neurowissenschaftlich ist dieses Experiment interessant: So zeigten Hirn-Scans Veränderungen in der Hirn-Aktivität. Andere neuere Forschungen sehen die Aufgabe unseres Gehirns weniger als “Steuerzentrale” oder “Supercomputer” sondern vielmehr als Organ, das eine virtuelle Realität von unserer Umwelt und von uns selbst erzeugt, so dass Nerven und Muskeln aufgrund dieses Abbilds Konsequenzen des Handelns planen und Menschen so schneller entscheiden können. Auch gibt es zahlreiche Studien, z.B. von Oliver Sacks (z.B. hier), die zeigen, dass unser Selbstbild nicht immer so stabil ist, wie es uns selbst scheint. Im Zusammenhang mit dem “Dritten Daumen” ist dies insofern auch für die Zukunft der Digitalisierung spannend, dass hier sicher die Idee des “Cyborgs”, eines Menschen mit neuen technischen “Komponenten” relevanter werden wird. Das vorgestellte Experiment stellt hierzu ein weiteres Puzzleteil dar. Und es zeigt m.E. wieder einmal in der Praxis, wie wir unser Umfeld, aber auch uns selbst konstruieren und wie plastisch dieses konstruierte Bild von uns selbst tatsächlich ist.

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Quellen:

https://www.ucl.ac.uk/news/2021/may/robotic-third-thumb-use-can-alter-brain-representation-hand

https://www.daniclodedesign.com/thethirdthumb

Sacks, Oliver. Der Strom des Bewusstseins. 2017. Rowohlt Buchverlag.