Seit der Agile und VUCA Welle sprechen viele Unternehmen aller Größen und Branchen über mehr Purpose, Haltung und Werte. In vielen Eigentümergeführten Unternehmen im Mittelstand ist dies nichts Neues, sondern seit Jahrzehnten die Normalität. Die Mitarbeiter spüren täglich die Haltung der Eigentümer in der Art und Weise, wie sie das Unternehmen führen und wie sie handeln.

In größeren börsennotierten Management-geführten Organisationen ist dies nicht immer so deutlich sichtbar. Es bedarf eines Führungsteams oder Aufsichtsrats, die sich der Bedeutung von Werten und werteorientierter Führung bewusst ist,  um diese einzufordern oder sich tagtäglich in ihrer Bedeutung im (Führungs-)Handeln in Erinnerung zu rufen.

Und in beiden Fällen ist die Werteorientierung bei weitem kein Selbstläufer. Werte können bspw. im Widerspruch zum Gewinnstreben der Organisation stehen: Sollen wir den Auftrag von einem Rüstungsunternehmen ablehnen, auch wenn dies aktuell die einzige Möglichkeit ist, nicht in die Insolvenz zu gehen? Oder sich gegenseitig scheinbar widersprechen: Sollen wir unseren hohen Wert der Sicherheit und Tradition aufgeben, der von einigen Mitarbeitern als Spießigkeit und Rückständigkeit bezeichnet wird, um mehr aktuellen Moden und Trends nachzulaufen? Oder wie gehe ich damit um, wenn ich als Ingenieur aufgefordert werde, eine rechtswidrige Abschaltvorrichtung in einen Motor einzubauen, ich meinen Vorgesetzten darüber informiere und dieser aus Angst vor einem „Karriereknick“ und Druck von Oben mich zum Stillschweigen verpflichtet?

Diese Fragen stellen sich bei Führungskräften wie auch Mitarbeitern in der einen oder anderen Form täglich. Es geht darum, diese Fragen gut beantworten zu können und häufig helfen hier Governance-Regeln wenig. Es geht oft um eine Bewertung der Situation und Bewertung erfordert in vielen Fällen gewisse Werte als Maßstab. Diese können über eine werteorientierte Führung aktiv im Unternehmen etabliert werden, oder aber sie bilden sich individuell durch die Werthaltung jedes einzelnen Mitarbeiters.

Mein Kollege Lothar Köppl und ich, Oliver Mack, konnten über die letzten Jahre viel Erfahrung zum Thema praktischer Wertearbeit auf Top-Management Ebene und in Führungskräfteentwicklungsprogrammen  sammeln. Werteorientierung ist hier aus unserer Sicht ein elementarer Bestandteil eines noch so kompakten Programms. Mit praktischen Übungen und guten Modellen reichen häufig bereits 1-2 Tage aus, um die Wertehaltungen in der Organisation mit den Unternehmenswerten in einem ersten Schritt abzugleichen und den Führungskräften ein Handwerkszeug an die Hand zugeben, im Alltag mit diesen Unternehmenswerten konkret zu arbeiten. (Die Entwicklung von Unternehmenswerten benötigt selbstredend etwas mehr Zeit.)

Es freut mich immer wieder aufs Neue, mit welch geringem Aufwand so viel Interesse, Begeisterung und Realitätsnähe vermittelbar und von den Teilnehmern erlebbar ist.

Ein paar Aspekte und Erfahrungen zu Thema Werteorientierung möchte ich hier noch loswerden:

  • Ohne Werteorientierung geht es nicht. Unser Handeln ist immer von Werten oder Glaubenssätzen geprägt, denen wiederum Werte zugrunde liegen. Es lohnt sich also immer dieses Themas explizit anzunehmen.
  • Klare explizit kommunizierbare Unternehmenswerte sind besser als implizite, nur im Verhalten der Führungskraft erlebbare Werte.
  • Unternehmenswerte bedürfen einer Balance und „nützlichen“ Struktur, um als Ganzheit von den Führungskräften wahrgenommen zu werden.
  • Die aktuell häufig diskutierte Purpose-Orientierung ist eng mit dem Thema Werteorientierung verknüpft und ergänzen sich hervorragend.
  • Führungskräfte brauchen Tools, um mit Widersprüchen zwischen Werten im Alltag umgehen zu können, sei es Widersprüche zwischen Unternehmenswerten (Wertesysteme können nicht vollständig widerspruchsfrei formuliert werden – Goedel lässt grüßen) oder zwischen den Unternehmenswerten oder den eigenen Werten oder denen einer Mitarbeiterin. Man tut dann gut daran, eine Idee zum aktiven Umgang mit dieser Situation zu haben.

Für die Wertearbeit bieten wir in regelmäßigen Abständen unternehmensübergreifende, offene Workshops an. Sollten aktuell keine Workshops angeboten werden, oder sie neugierig auf einen Unternehmensinternen Führungsworkshop sein, so sprechen sie uns doch einfach an (info@xm-institute.com)