Heute geht es um das bei Schäffer-Poeschel neu erschienene Buch zum Thema “OKR” oder lang: Objectives and Key Results (OKR). Auch wir hatten hier im Blog hin und wieder über das Thema berichtet (z.B. hier. OKR ist ein Management-System, das gerne im Rahmen von Agilität und Digitalisierung genannt wird, da viele Unternehmen im Valley dieses Tool zur Zielplanung- und Steuerung anwenden. Es geht darum, die Organisation konsequent auf ein gemeinsames Ziel hin auszurichten und zu steuern, um möglichst wirksam und effizient gemeinsam voranzukommen.

Gute Bücher zu diesem Thema sind noch immer Mangelware, so dass ich umso gespannter auf dieses Buch war. Hier meine Eindrücke.

Die Autorin ist Beraterin und promovierte Betriebswirtin im Feld der Strategieentwicklung und -umsetzung. In ihrem Vorwort beschreibt sie ihre Erfahrung mit der Einführung älterer Management Systeme, wie Balanced Scorecard oder Hoshin-Kanri und sieht in der Kombination verschiedener Aspekte mit dem neuen OKR Modell eine erfolgreiche Anwendung.

Äußerlich ist das Buch im modernen Verlags-Querformat gehalten und damit zweispaltig gesetzt auch gut lesbar. Das Querformat kommt auch den zahlreichen Grafiken und Abbildungen entgegen, die das Buch unterstützend enthält.

Inhaltlich ist das gut 170 Seiten umfassende Werk in acht Hauptkapitel untergliedert, zuzüglich Ausblick, die ich nun einwenig näher beleuchte.

Im ersten Einführungskapitel geht es um die Rahmensetzung. Neben einem Kurzabriss zu den ebreits genannten anderen Management Systemen Balanced Scorecard und Hoshin-Kanri wird OKR in das Thema Agilität eingebettet und das OKR Framework kurz beschrieben, wie es sich aus Sicht der Autorin darstellt. Dies stellt die Basis für die Detailvertiefung in den weiteren Kapiteln dar. Dabei unterscheidet Kudernatsch zwischen dem Strategieplanungs- und -umsetzungsprozess.

Kapitel 2 beschreibt ersteren Prozess genauer. Die Autorin führt hierzu einen Leitbild-Strategie-Canvas ein, mit dessen Hilfe sich alle wichtigen Elemente des Leitbilds und der Strategie erarbeiten lassen. Dieses und weitere Tools machen das Thema im Buch (be)greifbarer. Auch integriert sie nicht nur neue Aspekte in das OKR Modell, sondern auch bereits erwähnte ältere Modelle, wie die Balanced Scorecard.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich nun ausführlicher mit dem Kern von OKR. Vertiefend werden hier die beiden Kernelemente beschrieben, die für die Anwendung von OKR nötig sind: Objectives und Key Results.

Im Anschluss geht es in Kapitel 4 um den Abgleich der OKR’s über verschiedene Hierarchieebenen (vertikal) und über verschiedene Abteilungen und Bereiche hinweg. In Ergänzung zu den klassischen Fragen der Kaskadierung und des Abgleichs der beiden Elemente gesellen sich Fragen nach top-down oder Bottom-up, sowie konkrete Praxisbeispiele. Das Kapitel schließt mit einem OKR Planungsprozess im Jahresverlauf.

Kapitel 5 widmet sich dem unterjährigen Umsetzungsprozess und damit der kontinuierlichen Steuerung der Organisation mit Hilfe von OKR’s. Neben den regelmäßigen Steuerungszyklen und Reviews in Quartals- und Wochenrhythmus geht das Kapitel ebenso auch auf Führungsvoraussetzungen ein, die notwendig sind, um eine wirksame Steuerung zu ermöglichen.

Im nachfolgenden Kapitel 6 geht es um das Management des Veränderungsprozesses zur Einführung von OKR. Das Kapitel startet mit einem Product Placement für ein Change Management Workshop Tool ebenso wie mit einem einfachen, von der Autorin entwickelten Change-Canvas, der mir recht nützlich scheint. Abschließend wird ein Fallbeispiel des Wiederstandscoachings geschildert, in dem das Thema der “Aufstellungsarbeit” zum Einsatz kommt. Diesen Teil nehme ich aus meiner Sicht als eher schwach wahr, da es zu kurz ist, um für Nichtkenner der Aufstellungsarbeit in diese einzuführen, für Kenner jedoch zu sehr simplifiziert. Aus meiner Sicht das bisher schwächste Kapitel des Buches, das mich leider etwas an einen Werbeblock für die Autorin als Beraterin und an Product Placement erinnert. Dies mag aber an meinem starken Aufstellungshintergrund von SySt(r) liegen und andere Leser finden die Ausführungen praktisch hilfreich.

Kapitel 7 beschäftigt sich mit Implementierungsstrategien und es wird knapp beschrieben und anhand welcher Kriterien sich die richtige Strategie möglicherweise bestimmen lässt. Im letzten, dem 8. Kapitel wird noch kurz ein weiterer Einzelaspekte von OKR aufgegriffen, nämlich die Frage nach der Verbindung zu variablen Vergütungssystemen und Mitarbeitergesprächen. Fazit, Literaturverzeichnis und Glossar runden das Buch ab.

Insgesamt ein kompaktes, gut leserliches und praxisorientiertes Buch, das im Vergleich zu den amerikanischen Klassikern wie John Doerr’s “Measure What Matters” etwas deutscher daher kommt. Dies wird sicherlich dem OKR Ansatz gut tun, auch in eher konservativeren deutschen Gefilden und nicht nur in Berlin oder im Valley bei Startups Fuß zu fassen. Ich würde es mir aus meiner Beratererfahrung mit dem Thema heraus jedenfalls wünschen. Es hat es verdient.

Kudernatsch, D. (2020). Toolbox Objectives and Key Results. Schäffer-Poeschel: Stuttgart.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.