Nico Rose - Management Coaching und Positive Psychologie - Rezension - xh-institute - Dr. Oliver MackHeute gehts wieder einmal um Coaching. Das neue Buch von Nico Rose (wir hatten bereits ein anderes Buch rezensiert, bei dem er Co-Autor war: Besser arbeiten) ist soeben Ende 2021 im Haufe Verlag erschienen, ist 235 Seiten lang und beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen Management Coaching und positiver Psychologie. Der Autor is Professor für Wirtschaftspsychologie an der ISM Dortmund und war zuvor im HR eines Großunternehmens tätig.

Es scheint, als ob es die positive Psychologie immer mehr in den Mainstream schafft, nachdem sie relativ spät in die Psychologie als wissenschaftliche Disziplin Einzug gehalten hat. Hat man sich ursprünglich eher mit den negativen Abweichungen der Psyche, wie Schizophrenie, Verwirrtheit oder Depression beschäftigt, fokussiert die positive Psychologie auf die positive Seite der Psyche, wie Zufriedenheit, Glück oder Freude. Martin Seligman war einer der ersten, der sich mit diesem Thema beschäftigt hat. Wie N. Rose das Thema in seinem Buch verarbeitet, sehen wir uns nun einmal genauer an. 

Die Inhalte

Das Buch ist in 10 Kapitel untergliedert und hat klassisch ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein 4-seitiges Stichwortverzeichnis.

Eine kurze Einleitung (Rose nennt sie “Einklang” und das Schlusskapitel “Ausklang”) beschreibt die Bedeutung von Führung und Führungsqualität und weist auf einen vom Autor entwickelten Fragebogen im Anhang des Buches hin, mit dem man die eigene Führungsqualität mit dem “KAARMA” Modell messen kann. Es geht weiter mit der Bedeutung von Coaching für Führungskräfte und dessen Wirkungen. Dabei verweist der Autor auf einen Umstand, den ich aus meiner Beratungs- und Coachingpraxis mit Top-Führungskräften voll unterstützen kann: Es geht immer weniger um konkrete Lösungen von spezifischen Problemen, sondern häufig um den produktiven Umgang mit Komplexität, Spannungsfeldern, Paradoxien und Dilemmata. Abschließend setzt der Autor den Rahmen, für wen dieses Buch gemacht ist: Nicht für Coaching-Anfänger, sondern eher Fortgeschrittene, die die positive Psychologie für das Coaching nutzen möchten.

In Kapitel 2 gehts dann um den Hintergrund und die Geschichte der positiven Psychologie als Basis für das weitere Buch.

Kapitel 3 grenzt dann PPC – Positive Psychology Coaching von anderen Coachingansätzen ab.

Kapitel 4 basiert auf der Broaden and Build Theorie der Psychologin Barbara Frederickson und beschäftigt sich mit der Idee, Entstehung und den Wirkungen positiver Emotionen. Mit Wachstum und Erweiterung und den positiven Emotionen als Ressource.

Im Kapitel 5 “Stärken” geht es um die Frage der Stärkenorientierung in Führung und Coaching. Dabei wird vor allem auf das VIA-Stärken-Kompendium von Peterson/ Seligmann Bezug genommen. Dieses beschreibt Stärken in 24 Charakterstärken, die sich in 6 übergreifenden Tugendbereichen zusammenfassen lassen: Weisheit & Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Transzendenz.

Das sechste Kapitel “Selbstbestimmung” beschäftigt sich mit dem Thema Selbstbestimmtheit im Coaching und der Selbstbestimmungstheorie von Deci/ Ryan.

Im 7. Kapitel geht es um Arbeiten von Wrzeniewski und Kollegen zur Sinnwahrnehmung im beruflichen Umfeld und wie diese entwickelt werden kann. Nach einem Einstieg über den Begriff des Lebenssinns von Martela/ Steger über die Aspekte Kohärenz, Signifikanz und Destination, stellt sich der Autor die Frage, wie Coaching in den Feldern Destination und Kohärenz einen Beitrag leisten kann. Dann stellt der Autor Disgnostikmodelle vor, wie sich das aktuelle Sinnerleben erheben lässt, bevor die “Sinnmatrix” als Coachinginstrument vorgestellt wird.  

Kapitel 8 “Job Crafting” setzt sich mit der eigenen Gestaltung der Arbeitsrolle auseinander, die helfen kann, singstiftend und stärkeorientiert zu handeln. Dabei geht es differenziert um das Spannungsfeld einerseits des Interesses der Organisation, bestimmte Prozesse und Regeln einzuhalten, sowie bestimmte Aufgaben zu erledigen und andererseits des Interesses des Individuums, einer erfüllenden Aufgabe nachzugehen.

Jedes Kapitel startet mit den entsprechenden Grundlagen, praxisorientiert aber fundiert beschrieben. Dann folgen häufig Übertragungen auf das Coaching mit entsprechenden direkt anwendbaren Diagnostikverfahren oder Übungen. Jedes Kapitel schließt mit einem kurzen Absatz mit “Takeaways” ab. Das Buch beinhaltet neben dem Haupttext auch verschiedene Gastbeiträge oder Interviews zu speziellen Themen. Diese lockern es auf und vertiefen den einen oder anderen Aspekt.  

Das Fazit

Alles in allem finde ich das Buch sehr gelungen. Es werden bei allen Kapiteln und inhaltlichen Aspekten entsprechende Quellen zitiert und angegeben. Es ist fundiert und ebenso praxisnah. Als Zielgruppe sehe ich, ebenso wie der Autor vor allem Coaches und HR Experten, die sich mit der Materie Coaching bereits etwas auskennen. Neben der positiven Psychologie im engeren Sinne würde ich sagen geht es im Buch ebenso um eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sinn und Freude an das Arbeit, was aktuell ja unter dem Purpose Begriff immer wieder auch in vielen anderen Veröffentlichungen diskutiert wird. Von vielen dieser hebt sich dieses Buch insofern positiv ab, als dass es ganz konkrete Handlungs- und Umsetzungsempfehlungen im Coaching bietet, aber dennoch das Thema dort lässt, wo es am wirkvollsten zu bearbeiten ist: Beim Individuum. 

Rose, N. (2021): Management Coaching und Positive Psychologie. Haufe: Freiburg.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.