Hans-Georg Häusel - Life Code - Rezension - xm-institute - Dr. Oliver MackHeute nehmen wir uns wieder ein gerade im Herbstprogramm von Haufe erschienenes Buch vor. Autor ist Dr. Hans-Georg Häusel, ein, wie auf dem Einband zu lesen ist Psychologe und Hirnfoscher, Schwabe, Bestseller-Autor und einer der gefragtesten Redner im deutschsprachigen Raum. Häusel befasst sich seit Jahren mit dem Thema Hirnforschung und hat seit dem Jahr 2000 immer wieder Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. Sein letztes Buch erschien 2015 mit dem Titel “Top Seller” – Besser verkaufen mit Euro-Tricks. Das nun erschienene Buch ist breiter angelegt und verspricht laut Klappentext eine spannende und unterhaltsame Reise ins Unterbewusste und erklärt dir, wie die menschliche Welt “wirklich” funktioniert. Da es mein erstes Buch von Häusel war, kann ich leider nicht beurteilen, wie es sich in die bisher erschienene Reihe der Veröffentlichungen des Autors einordnet.

Was gleich von Beginn an auffällt, ist die Schreibweise des Buches: Es ist einfach lesbar und in Du-Form geschrieben, teilweise fast wie eine Abschrift einer Rede. So schafft es Nähe und Vertrauen zum Leser. Hat man sich einmal an den Schreibstil gewöhnt, scheint es so, als wohne man live einer Keynote von Häusel bei, wie z.B. aus dem Vorwort:
“Hinter all diesen Fragen und Erscheinungen führt ein unsichtbares, geniales Programm Regie. Dieses Programm nennen ich Life Code. Der Life Code beherrscht die gesamte belebte Welt. Und damit Dich und Mich. Aber auch deine Katze und meinen Hund. Wie? Über Emotionen! In diesem Buch machen wir uns gemeinsam auf den Weg, diesen Code zu knacken. Das Gute daran: Du brauchst mir nicht deine Seele zu überschreiben. Zudem bin ich auch kein Teufel, sondern ein höchst umgänglicher Mensch schwäbischer Herkunft.[Anm. d. Autors: Es ging vorher um eine Zitat aus Goethe’s Faust…]”

Na dann los:

Das Buch ist in 18 Kapitel gegliedert, die nicht weiter unterteilt sind. Und so startet die Reise mit dem Begriff der Emotionen in Kapitel 1. Weiter gehts in Kapitel 2 mit einer Beschreibung zum aktuellen Stand der Hinforschung zu unserer Funktionsweise des Hirns. Daniel Hahnemann lässt grüßen. Im Kapitel 3 lernen wir dann, dass eigentlich alle Emotionen einfach gesagt der Unterstützung unseres Überleben und damit simplifiziert zwei Basisaspekten dienen: Nahrung und Sex. Hieraus entwickelt Häusel im weiteren Verlauf des Buches die Idee weiter zu einem ausdifferenzierten und logisch einfachen, aber plausiblen und überzeugenden System der emotionalen Steuerung mit der Idee von Stimulanz, Dominanz und Harmonie, Lust und Frust.

Das Buch beschreibt hierzu das von Häusel entwickelte “Limbic Model (R)”, ein einfach verständliches Modell, das die im Gehirn verankerten Emotionssysteme sowie deren Auswirkungen beschreibt. Der Ansatz sowie die Begriffe Limbic(R), Limbic(R) Types und Limbic (R) Maps sind rechtlich geschützt und bedürfen bei ihrer Verwendung der ausdrücklichen Genehmigung der Nymphenburg Consulting AG, wie im Vorwort zu lesen ist. So bietet Häusel z.B. auf der Basis dieses Modells ein ausgefeiltes System zur Markenberatung über die Beratung Gruppe Nymphenburg an, deren Gründer der Autor ist.

Doch weiter im Text: In den Folgekapiteln wendet Häusel das Modell auf verschiedene Lebensbereiche und Aspekte an, wie z.B: Geld, Konsum, Ästhetik, Politik, Wirtschaft oder Persönlichkeit an und erläutert, wie diese Bereiche von Emotionen beeinflusst oder gesteuert werden. Es geht dann weiter mit der Frage, warum Menschen die Welt unterschiedlich sehen – emotionsgefärbt. Wie Persönlichkeitsveränderung funktioniert oder überhaupt sinnvoll ist – emotionsgefärbt. Oder warum Nationen bestimmte Präferenzen haben, warum die Deutschen Angsthasen, die Amerikaner aber Draufgänger sind – emotionsgefärmt. Warum Männer anders als Frauen, Junge anders als Alte sind – emotionsgefärbt.

Das Buch macht somit einen weiten Bogen über alle Lebensbereiche und fasst so den aktuellen Stand der Forschung in pragmatischer Weise für eine breite Öffentlichkeit zusammen. Das Buch ist wie erwähnt gut lesbar und man kann es schwer wieder aus der Hand legen. Ich habe die knapp 200 Seiten recht schnell gelesen und den einen oder anderen Aspekt mitgenommen.

Wer sich mit Neurowissenschaften, Gehirnforschung und Psychologie schon länger beschäftigt, dem wird das Buch nicht viel Neues bieten. Wer aber eine sehr gute, einfach und sehr unterhaltsam geschriebene und breite Abhandlung zum Thema Emotionen und deren Wirkweise auf das Verhalten und Denken sucht, dem sei das Buch wärmstens empfohlen. Es scheint mir lesenswert nicht nur für Manager und Führungskräfte, sondern für alle, die sich praktisch näher mit dem Thema Emotionen beschäftigen wollen. Für diejenigen, die die theoretische Fundierung zu sehr vermissen, verweist der Autor auf seine Website, auf der er bereits 2011 ein rund 70 Seiten starkes Papier mit dem Titel “Die wissenschaftliche Fundierung des Limbic(R) Ansatzes” bereitgestellt hat. Auch hier lohnt ein Blick.

Mir hat, nicht nur weil ich auch schwäbischer Herkunft bin ;-) , sondern weil ich sowohl Schreibstil, wie auch das Thema und den Inhalt sehr gelungen finde, das Buch sehr gefallen.

Häusel, Hans-Georg (2020). Life Code. Haufe.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.