Rump Eilers, Die Zukunft des betrieblichen Lernens - Rezension - Dr. Oliver Mack - xm-instituteDas neue, noch druckfrische Buch von Prof. Jutta Rump von der Hochschule Ludwigshafen und Leiterin des IBE (Institut für Beschäftigung und Employability) und ihrer Mitarbeiterin am IBE Silke Eilers ist im Juli 2021 im Schäffer-Poeschel Verlag erschienen und umfasst rund 240 Seiten. Die Autorinnen haben ergänzend für den Teil III ihres Buches “Praktikerstimmen” weitere Autor*innen eingeladen, so dass das Buch eine Art Mischung aus Fachbuch und Sammelband darstellt.

Das Werk gliedert sich in drei Teile. Neben den bereits erwähnten Praktikerstimmen geht es in Teil I um die “Einordnung von »Future Learning« in zentrale Entwicklungen

und deren Implikationen” und in Teil II um die “Zukunft von Bildung und Lernen”.

Teil I umfasst zwei grundlegende Kapitel auf rd. 100 Seiten. Im ersten Kapitel untersuchen die Autorinnen die verschiedenen Treiber von Lernen und Lehren, wie:

  • Bildungspolitik (Abschnitt 1.1),
  • Demografie (Abschnitt 1.2),
  • Gesellschaft (Abschnitt 1.3),
  • Ökonomie (Abschnitt 1.4) und
  • Technologie (Abschnitt 1.5)

In jedem der Unterkapitel werden die einzelnen Faktoren kompetent und mit Quellen unterlegt aufgearbeitet. Jedes der Unterkapitel endet mit einem zusammenfassenden Überblickskasten. 

Im darauf aufbauenden Kapitel 2 geht es dann um hieraus abgeleitete Effekte:

  • quantitative Beschäftigungseffekte (Abschnitt 2.1),
  • qualitative Beschäftigungseffekte(Abschnitt 2.2), und
  • Bildungseffekte (Abschnitt 2.3).

Im Bereich der quantitativen Effekte werden ausführlich z.B. Verschiebungen oder Automatisierungspotenziale aufgrund der Digitalen Transformation beleuchtet. Der zweite Abschnitt fokussiert dann auf die Veränderungen in den Kompetenzanforderungen seit den 70ern wobei es hier neben den zunehmend bereits wichtigen Soft Skills auch um die Diskussion sogenannter “Future Skills” geht. Neben digitalen Basiskompetenzen gehts hierbei auch um spezifische technologische Kompetenzen und als drittes Standbein die nicht-digitalen Schlüsselkompetenzen, wie Probleme lösen, anpassen, durchhalten. Genutzt wird hierzu die Studie des Stifterverbandes und McKinsey aus 2018. Weitere zusammengefasste Studien beschäftigen sich mit den Entwicklungstendenzen in verschiedenen Ländern und Branchen. Im dritten Abschnitt werden schließlich zentrale Strömungen im Bezug auf Bildung (Bildungspolitik und Individualebene) dargestellt. Eine Übersicht der Entwicklung der Schulbildung werden ebenso diskutiert, wie Entwicklungen im Berufswahlverhalten wie auch die Entwicklungen in der Bildungslandschaft, das Thema Employability. Eine abschließende Zusammenfassung rundet das erste Kapitel ab. Alles in allem schafft Teil I einen guten und aktuellen Überblick über die Einflußfaktoren und Rahmenbedingungen im Bildungsbereich. Es werden Entwicklungen und Studien der letzten 3-4 Jahre beschrieben und zusammengefasst, was per se schon eine tolle Bereicherung darstellt.    

Im Teil II geht es dann um das Thema “Zukunft von Bildung und Lernen”. Hierzu ist dieser Teil in die vier Kapitel 3-6 unterteilt.

Kapitel 3 trägt den Titel “Status quo: Wo steht das betriebliche Lernen heute?”. Auch hier werden in einem ersten Abschnitt wieder zahlreiche aktuelle Studien herangezogen, um den aktuellen Status in Betrieben zu beschreiben. Im zweiten Abschnitt wird die Sicht der Lernenden und deren Wahrgenommene Unterstützung unter die Lupe genommen. Ein dritter Abschnitt fasst die Erkenntnisse nochmals kurz zusammen.

Im Kapitel 4 gehts um die “Digitalisierung des Lernens”. Im ersten Abschnitt wird ein Überblick, über gängige digitale und eLearing Instrumente und Konzepte gegeben. Von Blended Learning und Hybrid Learning, digitalen Bildungsmedien, wie Lernportalen/ -plattformen, Webinaren und Gamifikation/ KI und Augmentet Reality im Bildungsbereich ist alles dabei. Abschnitt 2 widmet sich dann der aktuellen Verbreitung von digitalem Lernen und ein dritter Abschnitt rundet mit einer erneuten Zusammenfassung das Kapitel ab. Hier geht es vor allem auch um die Vorteile und Herausforderungen digitalen Lernens.

Kapitel 5 behandelt die “zentralen Anforderungen an zukünftiges Lernen in allgemein- und berufsbildenden Institutionen”. Schritt für Schritt wird die Herangehensweise unterschiedlicher Institutionen, wie Schule, Hochschule, Berufsschule und Weiterbildung außerhalb des Betriebs näher beleuchtet und geht weit über das Digitalisierungsthema hinaus. Im Abschnitt 5 wird dann der Lehrende in Bildungsinstitutionen und deren notwendige Kompetenzen in den Fokus genommen. Eine abschließende Zusammenfassung in Abschnitt 6 rundet dieses Kapitel wieder ab.

Im abschließenden Kapitel 6 des Teil II wird nun auf die zentralen Anforderungen an zukünftiges Lernen im Betrieb fokussiert. Abschnitt 1 vertieft Grundprinzipien, wie Lebensphasenorientierung und Life-Balance, Diversity-Orientierung und Individualisierung, sowie den Grundsatz der Nachhaltigkeit. Der 2. Abschnitt behandelt dann kurz auf einer Seite die Zielgruppen betrieblicher Bildung. Im dritten Abschnitt spannen die Autorinnen einen Bezugrahmen für “Future Learning auf betrieblicher Ebene” – die Ausrichtung am Konzept des Employability Management. Nach einführender Beschreibung von zwei grundsätzlichen Paradigmen – Fordern vs. Fördern und Bewegung vs. Balance des Rahmens werden vier Handlungsfelder zur Umsetzung näher ausgeführt:

  • lernförderliche Unternehmenskultur
  • Lernförderliche Führung
  • Eine unterstützende Arbeitsorganisation für Future Learning mit dem Blick auf zunehmend Agile und Flexible Arbeitskontexte sowie Implikationen auf Arbeits- und Lernorte sowie Arbeits- und Lernzeiten.
  • Personalentwicklung mit einem neuen Rollenverständnis der Beteiligten sowie Lernbedarfe, -angebote und -formate
  • Schaffung von Aufmerksamkeit und Motivation für Lernprozesse
  • Wissenstransfers in gelebte Kompetenz und nachhaltige Lernerfolgssicherung

Ein vierter Abschnitt mit einer Zusammenfassung rundet das Kapitel ab.

Im Teil III kommen in drei Praktiker-Artikeln ergänzend verschiedene Personen zum Thema zu Wort:

  • Der erste Artikel ist ein Kommentar von einem Berater, Walter Jochmann, Managing Director und Partner bei Kienbaum: Er zieht in einem Kurzkommentar Konsequenzen aus der aktuellen Entwicklung in die Arbeitswelt von morgen im Bezug auf die qualitative und quantitative Ressourcenplanung.
  • In einem zweiten Artikel beschäftigen sich Oliver Massen, Arbeitsdirektor bei TRUMPF zusammen mit den beiden Leiterinnen Corporate HR Learning & Development Kerstin Kägler und Birgit Labling mit der Zukunft betrieblichen Lernens bei TRUMPF. Der Artikel gibt einen kurzen Überblick über das Talent-Management, Kompetenz-Management und innovative Lernformate bei TRUMPF.
  • Der dritte Artikel, der Kommentar “Lerne lieber vernetzt: Innovation beginnt bei den eigenen Mitarbeitern” ist von Anna Kaiser, Geschäftsführerin Tandemploy, einem Softwareprodukt für das Mitarbeitermatching. Sie betont die Notwendigkeit der Vernetzung mit Anderen für gute Lernerfolge. 
  • Der nächste Kommentar, “Führung neu lernen” wurde von Bernd Blessin, Leiter Personal und Organisation sowie Recht und Compliance, Nadine-Aimée Bauer, Leiterin Personalentwicklung, und Heidi Hahn, Expertin Personalentwicklung, VPV Lebensversicherungs-AG verfasst. Sie beschreiben ihre Idee neuer Führung und den Weg ihres Unternehmens bei der Führungskräfteentwicklung.
  • Dann folgt abschließend Steffi Burkhardt, Keynotespeakerin und Vertreterin der Generation Y mit dem Thema “Bilden wir junge Menschen wirklich gut auf die Herausforderungen des 21. Jahrhundert hin aus? Oder halten wir uns zu stark an klassischen Vorstellungen, am Modus der Erfahrung, fest?”

Fazit: Alles in allem eine solide, wissenschaftlich fundiert gestaltete Arbeit zum Thema Bildung allgemein und betriebliches Lernen im Besonderen. Ich persönlich habe am Buch sehr  geschätzt, dass es viele Quellen und aktuelle Studien zum Thema in einer kompakte und strukturierten Art und Weise zusammenfasst und so einen guten Status-Quo zur Bildungslandschaft liefert. Sei es generell oder zur betrieblichen Bildung. Es Betrachtet alle wichtigen Einflussfaktoren, die wichtigsten “Spieler” und aktuelle Themenfelder. Immer gut mit statistischen Daten und Studien untermauert. Auch liefert das Buch weitere Gedanken durch den Einbezug von Praktikern, Toolanbieter und Beratern, die weitere Facetten in kurzen Kommentaren beleuchten. So bietet das Buch Wissenschaftlern und Praktikern eine gute Basis für eigene Ideen und fundierte Argumentation. Wer jedoch als Praktiker konkrete Praxistipps für die Umsetzung neuer betrieblicher Bildungskonzepte sucht, wird nicht fündig. Hier braucht es wohl “Beraterbücher”. Doch dieses will dieses Werk meines Erachtens auch nicht sein. Zum eigenen Denken und Handeln regt es allemal an. Leider sind, obwohl akribisch recherchiert und im Literaturverzeichnis aufgelistet nicht mehr alle Online-Quelle direkt mit den Links verfügbar. (Zumindest eine Quelle, auf die zuletzt 2019 zugegriffen wurde, konnte ich leider nicht mehr finden). Dennoch vielen Dank für die umfassende Literaturliste und auch gute Fundierung im Text mit sehr aktueller Literatur. Mir jedenfalls hat es sehr gut gefallen und ist daher eine Leseempfehlung für alle, die aktuell mit dem Thema betriebliche Bildung zu tun haben.  

Rump, J./ Eilers, S. (2021), Die Zukunft des betrieblichen Lernens: Trends – Kompetenzen – Instrumente, Schäffer-Poeschel: Stuttgart.

Anmerkung zur Transparenz: Das Buch wurde dem Autor dieses Artikels vom Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt. Die Meinung des Autors ist hiervon jedoch nicht beeinflusst.