Wisdom fo the Crowd - mack consultingHeute bin ich auf einen spannenden Artikel von Jan Lorenz et. al. gestoßen. Hierin geht es um die Zuverlässigkeit des “Wisdom of the Crowd” Effekts.

Wisdom of the Crowd

Unter den Wisdom of the Crowd Effekt versteht man folgenden Sachverhalt, den wir aus Fernsehquiz-Sendungen als den “Publikums-Joker” kennen: Befragt man viele Personen nach ihrer Einschätzung zu einem bestimmten Sachverhalt und bildet den Median, so ist dieser i.d.R. sehr nahe an der Realität und deutlich näher als wenn man nur wenige Experten befragt. Diesen Effekt kann man sich im Management vielerorts zu nutze machen, was allerdings selten wirklich erfolgt.

Interaktion und Sozialer Austausch schadet

Do Lozenz et. al. fanden heraus, dass dieser Effekt durch folgendes zunichte gemacht werden kann: Zeigt man den Teilnehmern der Befragung die Abstimmungs-Ergebnisse und lässt sie auf dieser Basis nochmals abstimmen, so reduziert sich zwar die Abweichung zwischen den einzelnen Einschätzungen, die Abweichung zur tatsächlichen Realität jedoch sinkt. In diesem Falle ist damit der Austausch und eine Offenlegung der Meinung der einzelnen Gruppenmitglieder eher schädlich für eine exakte Einschätzung. Dies lässt sich meiner persönlichen Einschätzung nach ein wenig mit deinem Group-Think-Phänomen vergleichen, bei dem dann die Gruppe(nmeinungen) wichtiger werden als die persönlichen Einschätzungen.

Für die Management-Praxis hat dies aus meiner Sicht eine hohe Relevanz. Pauschal gesagt: Je länger und je häufiger man sich zu einem Umfeld-Sachverhalt austauscht und seine Meinung der Gruppe gegenüber offenlegt, desto schlechter wird die gemeinsame Einschätzung der Gruppe zum realen Sachverhalt. Unsere “Rezeptoren” und unser Extensionsgedächtnis (siehe Julius Kuhl, PSI Theorie), welches eine Art “big picture” und eine gute Bauchentscheidung ermöglichen, richten das Bauchgefühl von eher intuitiv langfristig gemachten eigenen Erfahrungen hin aus zu den eher kurzfristigen Meinungen der Gruppe. Die “Weisheit der Erfahrungen” der Einzelnen für die Gruppe bleibt somit zunehmend auf der Strecke.