VR AR MR Virtual Reality Magic Leap xm-instituteNach meinem Aufenthalt im Silicon Valley und in San Francisco bin ich gut aufgeladen mit interessanten Kontakten, Eindrücken und Ideen. Eines der größten Themen, das mich nachhaltig dort immer wieder beeindruckt, ist die Offenheit und Hilfsbereitschaft, mit der man sich im Geschäftsleben im Silicon Valley gegenübertritt; ganz zu schweigen von der positiven Einstellung zu Neuem und allen Ideen. Doch dies ist ein eigenes Thema, vielleicht für einen späteren Blog.

Doch auch zu meinem heutigen Thema passt das doch gut als Einstieg: Während wir und zum Thema Oculus Rift und Google Cardboard eher darauf stürzen, zu hinterfragen, ob dieser Hype, der ja schon vor fast 20 Jahren einmal da war, auch dieses Mal scheitert oder ob denn schon alle möglichen Risiken – “es kann einem ja sehr schnell mal schlecht oder schwindelig werden, mit so einer Brille, ob das nicht gesundheitschädlich ist…” – denkt man im Silicon Valley bereits in der nächsten Generation – “Magic Leap” taucht immer wieder auf, doch war verbirgt sich dahinter? Doch erst mal langsam und zurück auf Start: Um was gehts denn genau beim neuerlichen Hype um die Datenbrillen?

VR, AR, MR?

Virtual Reality, Augmented Reality, Mixed Reality – so viele verschiedene Begriffe und Realitäten doch was verbirgt sich genau dahinter:

  1. Virtual Reality: Die virtuelle Realität bringt den Nutzer in eine völlig andere, virtuelle Realität. Dies geschieht in der Regel durch eine Datenbrille, eine Art überdimensionale Skibrille mit eingebauten Bildschirmen und Optik, die zusätzlich mit Bewegungssensoren ausgestattet ist. Bewegt man den Kopf so bewegt sich das angezeigte Bild und gaukelt eine andere Welt vor. Die grössten Hindernisse der Technologie scheinen nun mit erhöhter Rechenleistung überwunden, so dass es möglich ist, verzögerungsfrei den Bewegungen des Kopfes zu folgen und so das Gefühl zu geben, man blicke in der echten Welt umher. Das Bild der Umwelt wird dabei entweder vollständig als Computergrafik erzeugt oder aber als 360`Film abgespielt. Vorteil dieser Technologie ist das vollständige Eintauchen in eine adere Welt, das entsprechende Emotionen und Körpergefühle auslöst und damit das breite Anwendungsfeld im Bereich Gaming, aber auch Therapie (z.B. Traumapatienten oder Verbrennungsopfer) oder Weiterbildung (üben von Situationen/ Simulationen). Nachteil ist die noch sehr schwere Brille und die vollständige Abgeschlosseneheit von der Außenwelt.
  2. Augmented Reality: Die Augmented Reality überlagert ein Bild der realen Welt mit einem virtuellen Layer, der zusätzliche Informationen einblendet. Bekannte Anwendungen sind z.B. Die Google Glass oder aber AR Apps und Funktionen auf dem Smartphone. Vorteil dieser Applikationen sind ein umfassenderer Blick auf die reale Umgebung. Die Kombination von Informationen und Realitätsblick ermöglicht es, sich weiterhin ohne Probleme durch die Echtwelt bewegen zu können, aber mehr Informationen zur Verfügung zu haben, als andere Personen ohne AR Unterstützung.
  3. Mixed Reality: Hierbei werden virtuelle Objekte vollständig in die reale Umgebung integriert und man kann entsprechend mit ihnen interagieren. Liegt z.B. Ein virtueller Gegenstand unter einem Schreibtisch, so ist er durch die Tischplatte nicht sichtbar und man kann mit ihm mit entsprechenden Gesten interagieren. Ein aktuelles Beispiel ist Microsoft’s HoloLenses, eine futuristisch anmutende Brille mit halb-durchscheinenden Gläsern. Neben einem zunächst vorgestellten virtuellen Minecraft Spiel auf einer realen Tischoberfläche und einen virtuellen Bildschirm an der Wand eines Raumes wurde kürzlich eine Art Holodeck vorgestellt, das es ermöglicht, mit virtuellen Ganzkörperabbildern sich entfernt befindender Personen zu kommunizieren.

Magic Leap?

Ein mysteriöser Stern am MR Himmel ist die Firma ‘Magic Leap’, die einmal nicht im Silicon Valley, sondern in Florida beheimatet ist. Man weiss noch sehr wenig über das Unternehmen, außer den Berichten über die ersten Erfahrungen mit den Demos des Prototypen der Datenbrille. Noch keine Developer Beta ist auf dem Markt und dennoch hat das Unternehmen bereits 1,4 Mrd. $an Kapital eingesammelt und kann wichtige Unternehmen wie Google zu seinen Investoren zählen.

Laut Wired bezeichnet der Gründer Rony Abovitz seine Vision als das ‘Internet der Präsenz und Erfahrungen’ anstelle des heutigen ‘Internets der Informationen’ oder des gerade sich entwickelnden ‘Internet der Dinge’. Nicht nur Magic Leap, sondern Meta und Microsoft mit ihrer HoloLense arbeiten derzeit an MR Brillen. Denkt man das Prinzip von MR weiter, kann es, ist es denn gut genug, alle Bildschirme, mit denen wir uns heute umgeben, sei es ein Fernseher, ein Smartphone oder der Desktop Computer ersetzen. Ist man sich dessen bewusst, wird deutlich, welche Auswirkung diese Technologie haben könnte. Und nicht nur als Ersatz von Bildschirmen ist VR und MR denkbar. Besonders interessant ist die immersive Wirkung auf den Menschen. Kevin Kelly von Wired spricht hier von Brain Hacking und der you-perspective. Anstelle Dinge nur zu beobachten und zu sehen, können wir mit VR Dinge und Situationen tatsächlich erleben. Ist die Illusion gut genug, lässt sich hier unser Gehirn austricksen. mit allen Vor-und Nachteilen. Aus den ersten VR Erfahrungen mit Computerspielen wissen wir, dass Erleben des Spiels deutlich intensiver ist, als am Bildschirm: Bei Achtbahnfahrten spüren die Spieler den Zug im Magen wenn es bergab geht und ducken sich unweigerlich, wenn ein Neandertaler die Keule in Richtung Spieler schwingt. Unser Sehsinn ist einer der umfassendsten und schnellsten Sinne für unsere Warnehmung. Rund 70-80% der Sinneswahrnehmung wird normalerweise über das Sehen gesteuert und der Sehsinn steuert andere Sinneswahrnehmungen. Ein Beispiel hierzu ist die sogenannte Rubber-Hand-Illusion:

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Kombiniert man eine VR Brille mit Sensoren und Aktoren am Körper, die z.B. Stösse oder Druck simulieren, und zusätzlich mit der Anzeige der eigene Hände/ Arme mit Sensorhandschuhen oder wie derzeit möglich mit kleinen Handcontrollern, so ist die viruelle Realität fast perfekt.

Nützlich kann dies z.B. Bei der Behandlung von Traumapatienten sein, die in einer sicheren Umgebung mit dem traumatisierenden Erlebnis erneut und wohldosiert konfrontiert werden können, um das Erlebnis zu verarbeiten. Das amerikanische Militär experimentiert bereits mit diesem Verfahren bei Kriegsrückkehrern. (http://www.livescience.com/47258-virtual-reality-ptsd-treatment.html)

Es zeigen sich sogar Erfolge hinsichtlich der Neuvernetzung von Gehirnstrukturen und Nervenbahnen dank VR: So wollte man in einer Studie durch VR lediglich eine Gedankensteuerung eines Exoskeleton zur Unterstützung Querschnittsgelähmter Patienten entwickeln. Was jedoch stattdessen geschah ist, dass die Patienten durch die VR Sicht mit der Zeit ihre Beine wieder spürten und bewegen konnten. (http://qz.com/757516/paraplegics-are-learning-to-walk-again-with-virtual-reality/)

Aus einer weiteren medizinischen Studie ist das Unternehmen Vivid Vision entstanden. Mit einem Spiel und einer VR Brille können Patienten behandelt werden, die unter Diplopie leiden. Einer Augenkrankheit, bei der man doppelt sieht.

Auch Brandopfer, die lange und stark unter extremen Schmerzen leiden, erfuhren in einem Versuch Linderung, indem sie in einer virutellen Polarwelt ein Spiel spielten, in dem es schneite und sie Schneebälle auf Pinguine warfen. Der Schmerz nahm deutlich ab und wurde von den Patienten so beschrieben, als würde er sich wie ein frieren anfühlen, was als deutliche temporäre Linderung wahrgenommen wurde.

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Es wäre also deutlich zu kurz gegriffen, die Anwendung von VR und MR nur auf die heutige erste Anwendung im Bereich der Computerspiele zu reduzieren. Vielmehr kann gerade die immersive Wirkung von VR in vielen Bereichen Erlebnisse und Erfahrungen generieren, wo wir heute eher Informationen aufnehmen und von Außen beobachten. Auch im Bildungsbereich sind disruptive Veränderungen denkbar. So können Krisentrainings z.B. nicht nur theoretisch auf Situationen vorbereiten bzw. in “Trockenübungen” mögliche Szenarien testen, sondern in vielen Bereichen öhnlich wie dies heute nur Piloten im Flugsimulator vorbehalten ist, sich direkt in die Situation hineinbegeben, die Krisensituation erleben, den Stresslevel schrittweise zu steigern und es so zu ermöglichen, in einem tatsächlichen Krisenfall die Ruhe zu bewahren und besonnen zu agieren.

Obwohl wir heute technologisch im Feld von VR und MR immer noch erst in den Kinderschuhen stecken, ist bereits schon jetzt Einzelnes möglich und Vieles bereits deutlich sichtbar, das in naher Zukunft verwirklichbar wird. Es lohnt sich für Führungskräfte in verschiedensten Positionen und Rollen bereits heute aktiv über Möglichkeiten und Chancen dieser neuen Technologie nachzudenken und mit dieser im eigenen Verantwortungsbereich zu experimentieren. In USA und im Silicon Valley geschieht dies bereits. Und bei uns in Europa werden die Bedenken, Risiken und Gefahren sicherlich in naher Zukunft ausreichend diskutiert, beleuchtet und in den Fokus gerückt werden. Gerne möchte ich wieder zur Diskussion und Meinungsäußerung einladen: Wer sieht Chancen, wer sieht Risiken, wer sieht welche Einsatzfelder, wer hat welche Erfahrungen?

Links:

http://www.wired.com/2016/04/magic-leap-vr/

 

http://www.nature.com/news/out-of-body-experience-master-of-illusion-1.9569

https://www.magicleap.com

http://www.wareable.com/ar/magic-leap-need-to-know-release-date-price-specs-features

http://fortune.com/virtual-reality-business/